Volksschauspiele in Telfs: "Der Hund, der Hund" von Georg Ringsgwandl

Eine große Frau spielt in Telfs die Hauptrolle: Christine Ostermayer (79), österreichische TV- und Theaterschauspielerin und bayerische Staatsschauspielerin.
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  • Eine große Frau spielt in Telfs die Hauptrolle: Christine Ostermayer (79), österreichische TV- und Theaterschauspielerin und bayerische Staatsschauspielerin.
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TELFS. Eine seltsam-rührende Neuheit auf dem Gebiet der Bühnenkunst beschert uns heuer das bayrische Multitalent Georg Ringsgwandl: Der „intellektuelle Robin Hood“, der „Karl Valentin des Rock’n Roll“, ein „Mann wie ein Leuchtturm“ – so betitelt ihn „Die Zeit.“
Nach seiner Stubenoper „Der varreckte Hof“, die Georg Ringsgwandl über Nacht zum Publikumsliebling machte, inszeniert Susi Weber nun auch „Der Hund, der Hund“ im Kranewitter Stadl. Eine „Sprechoper“ nennt der Autor selber seine diesjährige Uraufführung, die nahe am Bodensatz des Lebens gründelt. Der titelgebende Hund führt sein Frauchen (Christine Ostermayer) in einer namenlosen Vorstadt täglich viermal um den Block; was ganz hausbacken-langweilig klingt, kann aber mehr: Da begegnen der alten Frau, die mit dem Hund redet, Stimmen aus ihrer Vergangenheit, leuchten Gestalten aus früheren Zeiten auf: Ihr Mann, ihr Chef, ihr Liebhaber, ihr Friseur und ihr verunglückter Sohn. Die Stimmen sprechen, rappen und singen, begleitet vom Beat der Mülltonnen, rhythmischen Reifengequietsche und
diffusen Alltagsgeräuschen. Nach ihrem Auftritt verlöschen sie wieder. Die Vorstadt ballt alles Leben zusammen und Ringsgwandl verdichtete mit seinen gekonnten Verfremdungseffekten den Alltag zum Konzentrat des Lebens. Ein Geheimtipp – nicht nur für Verirrte.

Regie: Susi Weber,
Musik: Frajo Köhle, Jakob Köhle
Maske: Bernd Leidlmair und Team
Bühne: Karl-Heinz Steck
Kostüme: Christine Brandi
Licht: Team Hellerau
Ensemble: Christine Ostermayer, Lisa Hörtnagl, Andreas Mittermeier; aufgrund einer Erkrankung des Ensemblemitglieds Alfred Kleinheinz wird Vorstandsmitglied Klaus Rohrmoser das Ensemble in der Rolle des älteren Herrn komplettieren.

Premiere: 29. Juli 2015
weitere Vorstellungen: 1., 2., 3., 4., 5., 7., 8., 9., 10., 11., 14., 15., 16. (17 Uhr), 17., 18., 24., 25., 26., 27., 28. und 29. August 2015
Spielort: Kranewitter Stadl
Beginn: 20 Uhr, wenn nicht anders angegeben
Eintrittspreise: VVK Euro 39.-/ 32.-/ 19.-
AK Euro 41.-/ 34.-/ 21.-

Susi Weber

Geboren 1977 in Burghausen, studierte an der LMU München Germanistik, Theaterwissenschaft, Philosophie, Psychologie und Geschichte. Von 1999 bis 2004 war sie als Regieassistentin am Münchner Volkstheater bei Ruth Drexel, ab 2002 bei Christian Stückl engagiert. Sie assistierte u.a. bei Franz Xaver Kroetz, Jörg Hube, Stephan Kimmig und Christof Schliegensief. Seit 2004 arbeitet sie als freie Regisseurin u.a. bei den Tiroler Volksschauspielen, am Salzburger Schauspielhaus, am Theater Regensburg, Theatersommer Haag, Theater an der Rott, Theater Paderborn, bei den Luisenburg-Festspielen in Wunsiedel und am Tiroler Landestheater, wo sie zuletzt „Der verkaufte Großvater“ inszenierte. Seit 2011 ist Susi Weber Vorstandsmitglied bei den Tiroler Volksschauspielen Telfs. Hier inszenierte sie u.a. „Shakespeares sämtliche Werke leicht gekürzt“, „Die Räuber“, „Der varreckte Hof“ und im letzten Jahr den „Käfig voller Narren“.

Georg Ringsgwandl über Christine Ostermayer:

"In der Hauptrolle Christine Ostermayer, eine Grande Dame des deutschsprachigen Schauspiels, im Film wie auf dem Theater. Sie spielt seit ihrem siebten Lebensjahr, zig Auszeichnungen, große Erfolge an allen wichtigen Bühnen.
Es war nicht ganz einfach, sie als Darstellerin der Hauptrolle zu gewinnen. Sie ließ sich auf keine Versprechungen ein. Den Namen des Autors kannte sie gar nicht. Sie wollte zuerst den Text des Stückes sehen. Das brachte mich etwas ins Schwitzen. Christine Ostermayer verfügt über einen schnellen, scharfsinnigen Geist und eine schlanke, enorm bewegliche Physis. Neben der Schauspielausbildung am Reinhardt-Seminar in Wien hat sie auch eine Ausbildung in Tanz, und sie ist immer noch eine schöne Frau. Aber kein Small Talk, nur das Wesentliche interessiert sie.
Sie beurteilt einen Stücktext sicherer als das Gros der festangestellten Dramaturgen. Ein Arbeitstreffen mit ihr dauert fünf Stunden. Kein Handy, kein Telefon. Ihre Bewirtung ist geschmackvoll und aufmerksam, die Kritik allerdings auch. Es bleibt kein Stein auf dem anderen. Kein falsches Wort entgeht ihr, keine wacklige Formulierung; und wehe, es stimmt etwas nicht mit der Führung ihrer Figur. Dafür hat sie einen präzisen, erfahrenen Blick. Kein Wunder, hat sie doch mit Regisseuren wie Ingmar Bergman, Peter Zadek, Hans Lietzau, Otto Schenk und Peter Stein gearbeitet. Noch vor zwei Jahren wurde sie für ihre Hauptrolle in einem Film mit Karl Merkatz als beste österreichische Schauspielerin nominiert. Ihre Rolle in diesem Film spielt sie mit einer so erhabenen Klasse, dass einem als Vergleich nur Helen Mirren oder Judy Dench einfallen. Das ist die Liga, in der diese Frau spielt. Wir waren alle glücklich, als sie zusagte."
(Text: Georg Ringsgwandl)

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