Franz Klammer wird 70 Jahre
"Ich bin kein Getriebener"

Franz Klammer vor seinem Haus in Mooswald. In den Händen hält er den Pokal, den er 1968 bei einem Jugendrennen gewann. | Foto: MeinBezirk.at
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  • Franz Klammer vor seinem Haus in Mooswald. In den Händen hält er den Pokal, den er 1968 bei einem Jugendrennen gewann.
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Am 3. Dezember wird Franz Klammer 70 Jahre alt. Der DRAUSTÄDTER hat den immer noch erfolgreichsten Rennläufer im Abfahrtsweltcup in seinem Haus in Mooswald (Fresach) besucht.

DRAUSTÄDTER: Herr Klammer, in wenigen Wochen werden Sie 70 Jahre alt – wird sich mit dem 7er etwas verändern?
Franz Klammer:
Ich lass’ mich überraschen (lacht), das weiss ich jetzt noch nicht. Man soll aber keine Angst haben vor dem Alter haben. Eher froh sein, dass man alt wird.

Wie werden Sie Ihren Geburtstag verbringen? Sind Sie ein Mensch, der Geburtstage mag oder sich an diesem Tag lieber versteckt?
Der Geburtstag ist ja trotzdem da, es hilft ja nichts... Ich kann nicht den Kopf in den Sand stecken und sagen der 70er kommt nicht. Also werde ich ihn natürlich gebührend feiern – geplant ist ein großes Geburtstagsfest am 7. Dezember in Bad Kleinkirchheim mit Legendenrennen, viele meiner Ex-Kollegen kommen. Fix ist etwa Bernhard Russi.

Welche Pläne haben Sie für die nächsten Jahre?
Ich bin kein Getriebener. Ich lass’ das Leben auf mich zukommen, was ist, das ist. Ich habe schon viel von der Welt gesehen - immer noch nicht genug, aber ich habe keine To-Do-Liste.

Bezeichnen Sie sich als glücklichen Menschen?
Ich glaube schon… Mein Leben ist eigentlich die ganze Zeit sehr glücklich verlaufen, die paar Rückschläge gehören dazu und sind leicht zu verkraften wenn sehr viel Positives im Leben passiert.

Was bedeutet Glück für Sie?
Glücklichsein ist zufrieden sein mit mir selbst, mit dem was ich habe und nicht dem Streben nach irgendwas, was ich nicht erreichen kann. Vor allem, wenn ich nicht bereit bin, etwas dafür zu tun (lacht).

Sie sind immer noch der erfolgreichste Weltcup-Abfahrer aller Zeiten – warum kann Ihnen diesen Erfolg bisher kein anderer Skifahrer streitig machen?
Abfahrt ist eine komplexe Geschichte. Jetzt wird es bald irgendwer schaffen. Pro Saison werden vier Rennen mehr gefahren, wenn man fünf Saisonen fährt, sind es 20 Rennen mehr. Da ist die Chance groß, dass jemand den Rekord bricht. Die ganze Statistik ist aber nicht fair, man vergleicht Äpfel mit Birnen. Im Slalom ist es einfacher, die besten Leute fahren immer nebeneinander. In der Abfahrt hast du mal die Nr. 1 und der Konkurrent hat die Nr. 15 und die Verhältnisse sind da besser. Dadurch kannst mal ein Jahr Pech haben und bei zwei, drei Rennen geht nichts obwohl du eigentlich der Favorit bist. Das ist die Kompliziertheit der Abfahrt und deswegen ist es in dieser Disziplin schwerer konsequent Rennen zu gewinnen als im Slalom und Riesenslalom.

Wer von den aktuellen Läufern könnte in Ihre Fußstapfen treten?
Da gibt es viele. Dominik Paris, Aleksander Kilde oder auch Marco Odermatt. Der hat zwar noch keine Abfahrt gewonnen, aber wenn er so weitermacht, wird er noch viele gewinnen. Also, da gibt es etliche, die den Rekord locker schaffen können und werden. Ich verfolge den Weltcup immer noch sehr genau. Wenn es irgendwie möglich ist, schaue ich mir jedes Rennen an.

Was würden Sie jungen Sportlern, die heute in Ihre Fußstapfen treten wollen, raten?
Die Situation ist eine andere, als es damals war, aber vieles bleibt trotzdem gleich. Man muss mehr trainieren als die anderen, man muss fleißiger sein, zielstrebig sein, man muss auch einen Mut haben, ein Risiko einzugehen. Dann kann man erfolgreich sein. Ich würde heute die Abfahrt natürlich nicht mehr so mutig runterfahren wie mit 30 Jahren. Jetzt bin ich ein alter Herr, jetzt fahre ich so wie es meinem Alter entspricht (lacht). Eine Spur gemütlicher.

Die leben in Wien und in Kärnten, genießen Sie diese Kombination?
Ja, sehr. Ich bin gerne in Wien, speziell im Frühjahr wenn es hier noch winterlicher ist und in Wien schon der Frühling kommt. Die Möglichkeit, zwei ganz verschiedene Wohnorte zu haben macht mir schon Spaß. Momentan, schon seit Corona, bin ich mehr in Kärnten. Die Kinder sind aus der Schule, ich habe nicht mehr so viel zu tun.. Meine Firma ist aber nach wie vor in Wien. Wenn ich unterwegs sein muss ist es egal, ob ich von Kärnten oder von Wien aus fahre.

Wie schaut ihr Tag im beschaulichen Mooswald aus?
Es gibt ruhige aber auch hektische Tage. Ich betreibe gerne Sport, gehe Radfahren oder spiele Golf. Fad war mir noch nie (lacht).

Könnten Sie sich vorstellen, auch in sozialen Medien aktiv zu sein? Verwenden Sie TikTok oder Instagram?
Nein.. was tu’ ich da? Ich würde niemals etwas posten, das geht niemanden was an und ich habe nicht das Bedürfnis das zu teilen.

Was bedeutet Luxus für Sie?
Das ist für mich, dass, wenn ich was haben will, ich es mir leisten kann, das kann auch eine Kleinigkeit sein. Ich lebe eh im Luxus, ich habe alles. Eine Yacht brauche ich nicht. Und ein eigenes Flugzeug auch nicht, um zufrieden zu sein (lacht)

Mit dem Namen Klammer genießt man doch sicher einige Vorteile?
Schon manchmal, das ist gar keine Frage, das funktioniert immer noch. Ich schätze das sehr, aber nutze es nicht oft aus. Die Nachteile sind leicht zu ertragen, natürlich war es früher mehr, als die Menschenmassen auf mich zu sind, das hat sich aber gelegt und jetzt bin ich weitgehend eine Privatperson.

Mit Christian Walder gibt es gleich zwei erfolgreiche Skifahrer aus einem kleinen Ort wie Fresach. Liegt hier etwas in der Luft?
Ja scheinbar (lacht)! Der Mirnock ist ein Kraftberg. Auf der anderen Seite ist der Motte (Matthias Mayer), Radenthein mit Marco Schwarz gehört auch zum Mirnock, Anna Gasser aus Seeboden ist auch nicht weit weg, der Mirnock strahlt noch aus dahin…

Wo bewahren Sie Ihre „Goldene“ von Olympia 1976 auf?
Die ist in Wien im Safe. Hier im Haus in Kärnten habe ich keine Trophäe. Wobei, ganz stimmt das nicht, mein erster Pokal ist hier. Den habe ich 1968 bei einem Jugendbewerb, einem Kärntner Landesrennen, in Wollanig gewonnen. Das war das erste Mal, dass auf dieser Ebene siegen konnte.

Fällt es Ihnen als Sportler immer noch schwer zu verlieren?
Verlieren ist nie lustig. Wenn man weiß, dass man gewinnen kann, tut es weh. Wenn man weiß, dass man eh nicht gewinnen kann, ist es egal. Ich kann mich schon sehr ärgern, aber nur über mich selbst, weil ich meistens selbst schuld bin, wenn ich nicht gewonnen habe. Dann ärgere ich mich über mich, aber das ist dann auch schnell verflogen. Als Sportler muss man den Sieg haben wollen, der kommt nicht zu dir, da musst du aktiv sein, riskieren und etwas dafür tun.

Mit ihrer Frau Eva führen Sie seit vielen Jahren eine glückliche Ehe, was ist Ihr Geheimnis für eine lange Beziehung?
Dass wir uns anscheinend nicht so oft treffen, nicht so oft beieinander sind (lacht). Nein, jeder hat sein eigenes Leben, aber wir haben immer noch viele Gesprächsthemen. Wir haben Kinder, jetzt haben wir Enkel, so gesehen sind wir sehr im Einsatz. Unsere drei Enkel stehen jetzt im Vordergrund, Opa und Oma sind sehr gefragt. Sie sind eins, drei und fünf Jahre alt, wenn sie da sind, zerlegen sie das Haus (lacht).

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