Gelungene Integration
Pfarrer Leopold Zunder hat eine ganze Pressemappe voll mit Berichten aus dem Jahr 1991. Damals sorgten 23 Tamilenflüchtlinge aus Sri Lanka, die schlecht bekleidet am Grenzübergang Seebergsattel in Bad Eisenkappel herumirrten, für Aufsehen. Das Schlepperauto war defekt, und so wurden sie bei Minusgraden zu Ostern knapp vor der österreichischen Grenze ihrem Schicksal überlassen.
„Ein Bauer aus Remschenig entdeckte die Gruppe im Wald“, erinnert sich Zunder, der Pfarrer in Eisenkappel und Rechberg ist, „viele mussten mit Erfrierungen ins Krankenhaus geliefert werden.“
Die Tamilen konnten, da gerade Osterferien waren, einige Tage im Turnsaal der Schule in Bad Eisenkappel verbringen. „Doch als die Schule wieder begann, musste eine neue Bleibe gefunden werden“, so der Pfarrer, „also habe ich sie zu mir in die Kommende Rechberg genommen.“
Von da an lebte der Pfarrer fast einen Monat lang für die und mit den Tamilen. „Sie hatten Telefonnummern von Verwandten und Freunden mit Kuli in ihre Handflächen geschrieben“, erzählt Zunder, „wir haben Kontakt zu ihnen hergestellt und so wurden die Menschen nach und nach in Rechberg abgeholt und kamen nach Deutschland, Italien und in die Schweiz. Die Hilfsbereitschaft der Ortsbewohner war sehr groß.“
Ein Tamilie entschied sich, in Rechberg zu bleiben: Ciril Sinniah. „In Sri Lanka hatte ich ein großes Haus und war als Reisbauer tätig. Doch dann kam der Krieg. Die Reisplantagen wurden zerstört und mein Haus von Soldaten besetzt“, erzählt der Tamile.
In Österreich kämpfte er ein Jahr lang mit Zunder dafür, dass seine Frau Mary und seine beiden Söhne Anod und Mike einreisen durften. „Zu dieser Zeit erhielt Valentin Oman den Tischler-Preis. Er verzichtete auf seinen Flug nach New York, damit mit dem Geld Mary und die Kinder von Sri Lanka nach Österreich geholt werden konnten“, erzählt Zunder.
Als die Familie wieder komplett war, lebten sie einige Jahre weiterhin in der Kommende. Es folgten noch die Kinder Stefan und David.
Leopold Zunder half ihnen in allen Lebenslagen. „Als die Kinder Lehrstellen suchten, ging ich mit ihnen zu den Betrieben“, so Zunder. Sein Einsatz machte sich bezahlt. Der älteste Sohn Anod (24) arbeitet heute in München bei Siemens. Mike (22) ist Lokalbesitzer, Stefan (20) Kfz-Mechaniker und Karosseriespengler und David (18) besucht noch die Schule. Vater Ciril arbeitet bei Mahle, Mutter Mary managt den Haushalt.
1999 kauften die Sinniahs ein altes Gasthaus in der Nähe von Rechberg und bauten es in ein Wohnhaus um. Noch heute sehen sie und der Pfarrer sich beinahe täglich.
„Ich kann die negativen Aussagen - die teilweise sogar von Gemeinderäten kamen - zur aktuellen Asylantendiskussion nicht verstehen“, so Zunder, „die Menschen müssen spüren, dass wir das Beste für sie wollen. Sie brauchen intensive Begleitung, dann klappt auch die Integration.“
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