Weniger Beratung für Familien
Bundesministerium will bei Familienberatungen den Sparstift ansetzen. Das betrifft auch das Wiff Völkermarkt.
VÖLKERMARKT (sj). In einem offenen Brief wandte sich kürzlich das Netzwerk österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen an die Öffentlichkeit. Darin geht es um die von der Bundesregierung geplante Kürzung der Fördergelder um fünf Prozent jährlich für alle Familienberatungsstellen in Österreich.
Eine Million einsparen
Konkret soll eine Million Euro eingespart werden, das heißt, das Budget würde dann nur mehr zwölf Millionen Euro jährlich für rund 60 Beratungsstellen betragen.
"Das mag für das Budget eines Ministeriums keine hohe Summe sein. Für uns und die Menschen, die zu uns kommen, ist sie aber existenziell", heißt es in dem Schreiben.
In Völkermarkt ist die Frauen- und Familienberatungsstelle Wiff von den Kürzungen betroffen. Insgesamt 3.800 Beratungsstunden hält das Team in Völkermarkt jährlich ab. Gefördert werden diese Stunden unter anderem vom Land, der Gemeinde und dem Sozialhilfeverband.
70 Beratungen weniger
1.400 Stunden davon entfallen auf die Beratung von Familien. Hier will das Familienministerium nun den Sparstift ansetzen. "Konkret geht es bei uns um eine Kürzung von 4,2 Prozent. Das bedeutet, dass wir rund 70 Familienberatungen pro Jahr weniger anbieten können", erklärt Leiterin Christiane Planteu-Sienčnik.
Arbeiten auf Sparflamme
In Zeiten von steigender Arbeitslosigkeit und immer mehr Menschen mit psychischen Erkrankungen, Angststörungen und finanziellen Schwierigkeiten ist die Kürzung für die Leiterin völlig unverständlich: "Die Menschen sind mehr denn je in der Krise und wir arbeiten ohnehin sehr auf Sparflamme. Jeder Cent ist kalkuliert."
Die Forderungen
Seit Monaten versuchen Vertreter des Dachverbandes der Familienberatungsstellen, mit den politisch Verantwortlichen, darunter Familienministerin Juliane Bogner-Strauß, ins Gespräch zu kommen. Laut dem offenen Brief ohne Erfolg. Das Netzwerk fordert die Zurücknahme der drohenden Kürzungen und sofortige Klarheit über die Förderhöhe für jede Familienberatungsstelle.
Trifft die Bevölkerung
"Es geht um keine große Summe, doch für uns ist sehr viel. Im Endeffekt fällt die Kürzung auf die Bevölkerung zurück", betont Planteu-Sienčnik abschließend, "Wir hoffen alle, dass es nicht noch schlimmer wird."
Zur Sache:
• Familienberatungsstellen sind seit 1974 gesetzlich im Familienförderungsgesetz verankert und haben mehrjährige Verträge mit dem Familienministerium
• Sie betreuen jährlich österreichweit 230.000 Kinder, Jugendliche, Frauen, Männer, Paare und Familien in schwierigen Lebenssituationen
Das Beratungsangebot des Wiff Völkermarkt beinhaltet Mädchen- und Frauenberatung, Familienberatung, juristische Beratung, ärztliche Beratung, Arbeitsberatung und Psychotherapie.
Die Familienberatung gliedert sich dabei in die Schwerpunkte:
• allgemeine Beratung
• Beratung von Eltern behinderter Kinder
• Beratung bei Gewalt in der Familie
• Familienplanung
• Familienberatung direkt bei Gericht
• Einzel-, Paar- und Familienberatungen in Lebenskrisen
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