"Zufriedensein ist das Wichtigste"

Josef Ukowitz sen. (94) mit Kleinoden aus Stroh, die er während seiner Kriegsgefangenschaft in Russland anfertigte
  • Josef Ukowitz sen. (94) mit Kleinoden aus Stroh, die er während seiner Kriegsgefangenschaft in Russland anfertigte
  • hochgeladen von Simone Jäger

ST. JAKOB. Tischlermeister Josef Ukowitz sen. aus St. Jakob in der Gemeinde Völkermarkt kam 1924, sechs Jahre nach dem Zusammenbruch der Monarchie, auf die Welt. Er wuchs in einfachsten Verhältnissen auf und zog mit seiner Mutter, die als Schweinemagd zum Beispiel im früher bekannten GH Nagele in Völkermarkt oder beim Dürnwirth arbeitete, von Bauernhof zu Bauernhof. So erlebte er als Kind die großen Ställe beim Nagele mit, in denen auch Pferde eingestellt waren. "Ich durfte dort eigentlich nicht hin, weil es zu gefährlich war, dass ein Pferd ausschlug, aber ich habe nicht gefolgt, weil es so interessant war", erinnert sich Ukowitz. Auch erlebte er die Elektrifizierung der Ortschaft Enzelsdorf mit.

Weiter Schulweg

Die Volksschule besuchte er ab 1930 in St. Peter am Wallersberg: "Die Monarchie war kein Thema in der Schule." Der Vorzugsschüler mit alles Einsern besuchte dann die Hauptschule in Völkermarkt: "Rudelweise sind wir Schüler zu Fuß nach Völkermarkt gegangen. 6,5 km hatte ich in eine Richtung zu gehen."

Der Anschluss

1938 wurde er ausgeschult, im selben Jahr erfolgte der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. "Der Umbruch rief reibungslos ab. Plötzlich hatten in unserer Siedlung in St. Jakob alle Menschen Arbeit und die Bauern wurden umgeschuldet", so Ukowitz. Doch die Freude währte nur kurz: ein Jahr später brach der Zweite Weltkrieg aus. 

Laufbursche für Gemeinde

Zu dieser Zeit arbeitete Ukowitz als Laufbursche für die Gemeinde St. Peter am Wallersberg, die damals im ehemaligen GH Pessernig untergebracht war. Eine seiner Aufgaben war es, die Einberufungsbefehle auszutragen: "Das war schlimm. Vor allem die Mütter haben so geweint, wenn ich mit dem Schreiben gekommen bin. Ich habe es selbst kaum ausgehalten."

Russische Kriegsgefangenschaft

1942 war es für Ukowitz selbst soweit und er musste zum Militär: "Bei der Musterung wurden einfach alle Burschen für tauglich erklärt." Vorher konnte er noch die Gesellenprüfung zum Tischler ablegen. Im Mai 1943 kam er zur ersten Gebirgsdivision und wurde auf den Balkan geschickt. Dort geriet er in russische Kriegsgefangenschaft, von der er nach einer langen Odyssee, am 23. Dezember 1945 wieder heimkehrte: "In Völkermarkt waren damals sehr viele fremde Menschen."

Unternehmer ab 1951

Ukowitz begann dann wieder als Tischler zu arbeiten und legte die Meisterprüfung ab. Um die Prüfungsgebühr bezahlen zu können, verkaufte sein Vater ein Kalb. 1951 meldete er sein Gewerbe an, ohne Werkstatt und ohne Werkzeug: "Der Anfang war hart." Doch das Unternehmen gedieh und Ukowitz führte es bis zu seiner Pensionierung 1985. Jetzt führen den Betrieb drei seiner Söhne. "Die sprechen jetzt auch schon von der Pension", schmunzelt Ukowitz.

"Zufriedensein ist das Wichtigste"

Was früher besser war, kann Ukowitz nicht sagen: "Die Zeiten waren hart, aber die Menschen waren früher mit wenig zufrieden." Das möchte der rüstige Pensionist auch der Jugend mitgeben: "Zufriedensein ist das Wichtigste. Es geht nicht darum, immer nur mehr anzuhäufen, weil man alles einmal verlassen muss. Außer den guten Werken kann man nichts mitnehmen."

Zur Person: 

Name: Josef Ukowitz sen.
Alter: 94
Wohnort: St. Jakob (Gemeinde Völkermarkt)
erlernter Beruf: Tischlermeister
Familie: verheiratet, sieben Kinder, acht Enkel, zwei Urenkel
Hobbys: früher Wandern, jetzt bezeichnet er sich als "Mädchen für alles" für Arbeiten rund um das eigene Haus und den Garten

Mehr über unsere Serie "100 Jahre Republik" erfahren Sie auf unserer Themen-Seite!

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