Neue Hoffnung für Währinger Abrisshaus
Der Thüringer Hof in der Jörgerstraße ist vom Abriss bedroht. MA 19 findet das Haus aber erhaltungswürdig.
WÄHRING. Seit 1. Juli gelten strengere Bestimmungen für den Abriss von Häusern, die vor 1945 errichtet wurden. Wird das Haus von der MA 19 als erhaltungswürdig eingestuft, gibt es keine Abrissgenehmigung. Viele Hauseigentümer haben noch vor Inkrafttreten der Verschärfung geplante Hausabrisse vorgezogen, so auch in Währing.
Der ehemalige Thüringer Hof in der Jörgerstraße 4-8, Ecke Theresiengasse 2 ist laut dem Bundesdenkmalamt ein klassisches Wiener Gründerzeit-Zinshaus mit strenghistoristischer Fassade.
Vor Kurzem begann eine Baufirma im Auftrag der Hauseigentümer damit, das Gebäude abzureißen. Begonnen wurde mit dem Herausreißen der Fenster, dann starteten im Innenhof die Baggerarbeiten.
Markus Landerer von der Initiative Denkmalschutz berichtet: "Zwei Tage vor der Gesetzesänderung wurden in verschiedenen Wohnungen noch Fenster herausgerissen. Am Samstag, dem 30. Juni, ist sogar noch ein Bagger in den Innenhof eingefahren."
Ein Anrainer hat schließlich am 2. Juli die Baupolizei, die MA 37, angerufen. Diese teilte ihm mit, dass ein vorläufiger Baustopp verhängt worden sei. "Seither habe ich keine Arbeiter mehr gesehen, aber die Baugeräte stehen alle noch da", erklärt er. Derweil hat die MA 19 über die Erhaltungswürdigkeit des Hauses beraten – und das Haus Jörgerstraße 4-8 schließlich doch als erhaltungswürdig eingestuft, erklärt Ulli Kittelberger, die Sprecherin von Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne).
Nun haben die Hauseigentümer vier Wochen lang Zeit, gegen den Bescheid Einspruch zu erheben. "Was sie wahrscheinlich auch machen werden", erklärt man bei der MA 37.
Ist der Thüringer Hof gerettet?
Markus Landerer hat Hoffnung, dass der Thüringer Hof dennoch gerettet sein könnte: "Da das Haus bis auf die herausgerissenen Fenster nur wenige Schäden aufweist, erachten wir die Erhaltung als relativ gesichert. Bei anderen Häusern ist das aber nicht so eindeutig, ob auch sie gerettet werden können. Möglicherweise gibt es in anderen Fällen auch schon eine Bewilligung für einen Neubau", erklärt er. Die Vorziehung der Bauordnungsnovelle begrüßt er jedoch als "sinnvolle Notmaßnahme im Sinne der Orts- und Stadtbilderhaltung".
Im Bezirk freut man sich über den Baustopp und die Einstufung als erhaltungswürdig durch die MA 19. Bezirksvorsteher-Stellvertreter Robert Zöchling (Grüne): "Es ist ganz in unserem Sinne, dass mit der gründerzeitlich geprägten Stadt, auch außerhalb der bisherigen Schutzzonen, sorgsam umgegangen wird. Die Änderung in der Bauordnung für Wien ist da aus meiner Sicht ein echter Fortschritt."
Markus Landerer fragt sich, warum man nicht rechtzeitig eine Schutzzone beantragt hat: "Damit hätte der Bezirk ein einfaches Mittel gehabt, um Spekulationsabrisse schon vor dem 1. Juli zu verhindern."
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