Währinger Unternehmer sind genervt vom Parkpickerl
Laut einer Umfrage des Wirtschaftsbundes sind 58 Prozent der Währinger Unternehmer unzufrieden mit der neuen Parkregelung.
WÄHRING. 2.400 Betriebe in Währing hat der zur ÖVP gehörende Wirtschaftsbund zum Parkpickerl, das im Bezirk seit Anfang September gilt, befragt. Wenig überraschend: 90 Prozent der Unternehmer fühlen sich von der Einführung der Parkraumbewirtschaftung direkt betroffen, mehr als die Hälfte von ihnen ist dagegen.
Der Direktor des Wiener Wirtschaftsbundes, Christoph Biegelmayer, spricht von "Schikanen", die die ansässigen Selbstständigen bei den Parkraumgenehmigungen über sich ergehen lassen müssen: "Die Beantragung ist bürokratisch, zeit- und kostenintensiv."
Tatsächlich müssen Unternehmen für ein Parkpickerl am Betriebsstandort nachweisen, dass sie das Firmenfahrzeug für den Transport von Waren oder Werkzeugen im Servicedienst brauchen. Dafür muss auch ein Fahrtenbuch vorgelegt werden und es darf keine betriebseigene Parkmöglichkeit geben. Sehr viel Papierkram also, den Biegelmayer als "Bringschuld der Selbstständigen" bezeichnet.
Dagegen hält Leopold Bubak, als Leiter der Abteilung für rechtliche Verkehrsangelegenheiten bei der Stadt Wien zuständig für die Parkraumbewirtschaftung: "Diese Praxis ist notwendig, weil wir das erhebliche wirtschaftliche Interesse prüfen müssen." Man sei den Unternehmern entgegengekommen, sagt Bubak. Ein Beispiel: Für das erste Fahrzeug eines Unternehmens gibt es eine vereinfachte Genehmigung mit weniger strengen Vorgaben. 549 Unternehmer haben in Währing bisher eine Bewilligung ausgestellt bekommen.
Fast keine Ausnahmen
Ein weiteres Thema, dass die Unternehmer beschäftigt, sind die Arbeitswege ihrer Mitarbeiter. Jene, die etwa aus Niederösterreich anreisen, haben zum Teil öffentlich viel längere Anfahrtszeiten als mit dem Auto. Das Auto den ganzen Tag lang in der Kurzparkzone stehenzulassen, können sich aber nur die wenigsten leisten.
Eine Ausnahmeregelung, nur weil Mitarbeiter etwa an einem entlegenen Ort in Niederösterreich wohnen, gibt es nicht. Der einzige Fall, der berücksichtigt wird, ist, wenn jemand ständig vor 5.30 Uhr oder nach 24 Uhr arbeiten muss und ihm die öffentliche Anreise nicht zugemutet werden kann.
"Umstellung ist schwierig"
Dass einzelne Mitarbeiter, vor allem jene aus Niederösterreich, unzufrieden sind, versteht Währings Bezirkschefin Silvia Nossek (Grüne): "Die niederösterreichische Verkehrspolitik ist ein Jammer. Da gibt es einige Orte, die sind wirklich schlecht angebunden." In anderen Fällen ließen sich aber durchaus gute Alternativen mit der S-Bahn finden. "Ich verstehe jeden einzelnen Fall, wo die Umstellung schwierig ist", sagt Nossek, aber es gehe eben beim Parkpickerl darum, das Mobilitätsverhalten zu ändern. Irgendwo müsse angesetzt werden, damit sich etwas ändert: "Erst das Parkpickerl für die Westbezirke 2012 hat dazu geführt, dass Park & Ride-Anlagen in Niederösterreich gebaut wurden."
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