Politischer Ausblick
Was hat Bezirkschefin Nossek 2023 in Währing vor?
Zeit für einen Jahresausblick: Wie möchte Bezirkschefin Silvia Nossek (Grüne) Währing ihren Stempel aufdrücken? Was sind die wichtigsten Punkte, die aus ihrer Sicht abgearbeitet werden müssen? Sie verrät es exklusiv im Jahresausblick mit der BezirksZeitung.
WIEN/WÄHRING. Neues Jahr, neues Glück, neue und bleibende Schwerpunkte. Silvia Nossek (Grüne) leitet als Bezirkschefin die Geschicke Währings. Wir haben sie im Amtshaus Währing getroffen, um über ihre Ziele für 2023 zu sprechen.
Zu arbeiten gibt es bekanntlich vieles: Zusammenhalt, Teuerung, Wirtschaftskrise – und natürlich ist noch immer der größte Brocken Klimaschutz anzugehen. Nossek zeigt uns, was auf ihrem Schreibtisch in der Martinstraße so für 2023 liegt.
Was geklappt hat
Frau Nossek, blicken wir zunächst kurz zurück, was hat Ihnen 2022 am meisten Freude bereitet?
SILVIA NOSSEK: Es gab sehr viele Highlights heuer. Letztendlich war der Höhepunkt wohl der erste Schritt zur Rettung der Pötzleinsdorfer Allee samt Radweg. Das hat uns schon jahrelang Sorgen bereitet: Wie schaffen wir es, die Bäume dort am Leben zu erhalten? Gibt es dafür technische Lösungen, gibt es dafür irgendeine Idee? Dass wir die technische Lösung gefunden haben, uns die Stadt bei der Umsetzung unterstützt und wir jetzt den ersten Teil geschafft haben – das hat mir wirklich Freude gemacht. Und ich bekomme jetzt bereits erste positive Rückmeldungen für den Radweg – dass jetzt einige Menschen doch ihr Auto stehen lassen und stattdessen das Rad nehmen. In der Gegend ist ohnehin viel passiert 2022. Der Bau der dritten Hauptwasserleitung Nord ist fast abgeschlossen, die Arbeiten werden sich noch kurz ins nächste Jahre 2023 ziehen, dann wird auch das fertig. Und dann werden wir noch die andere Seite der Allee sanieren.
Auf was freuen Sie sich besonders nächstes Jahr?
Was am Plan steht, sind im Nachklang des Wasserleitungsbaus noch einige Schulwegverbesserungen rund um die Volksschule Scheibenbergstraße: Gerade wird rund um die Schule bereits die Hockegasse saniert und zur Wohnstraße gemacht. Bei zwei Kreuzungen der Scheibenbergstraße – eine mit der Hockegasse, die andere mit der Eckpergasse, kommen Kreuzungsaufdoppelungen – also eine Anhebung der Fahrbahn im Kreuzungsbereich. Damit bekommen wir das Tempo aus dem Autoverkehr. Zusätzlich entstehen dort Schutzwege, das alles dient dazu, dass das Queren für die Schulkinder und damit deren Schulweg sicherer wird.
In puncto sichere Schulwege haben wir noch anderes vor. Die Kreuzung Weimarer Straße/Gentzgasse wird auch aufgedoppelt. Und bei der Kreuzung Sternwartestraße/Semperstraße können wir zumindest Gehsteigvorziehungen machen. Beim Bischof Faber Platz kommen zwei zusätzliche Zebrastreifen. Beim Thema Schulwege sind wir also immer wieder dran – ich finde, Kinder haben ein Anrecht auf einen sicheren Schulweg. Es gehört zum Größer-Werden für ein Kind einfach dazu, dass sich die Eltern auch trauen, ihren Nachwuchs selbst auf den Weg zu schicken. Und gleichzeitig muss es das Bewusstsein der Autofahrenden geben, auf die Kinder achtzugeben und vom Gas runterzugehen.
Das bedeutet, das Thema Aufklärungsarbeit im Verkehr – wenn ich hier auf das Sommergespräch verweisen darf – bleibt auch weiterhin wichtig?
Ja, da bleibe ich sicher dran!
Kampf für das Klima
Bleiben wir beim Thema Verkehr. Welche Wege geht denn das grüne Währing beim Klimaschutz weiter?
Zum einen wollen wir die umweltfreundliche Mobilität weiter ausbauen. Sprich: Radverbindungen schaffen und ausbauen, sowie es leichter und attraktiver machen zu Fuß zu gehen. Von den Kindern bis zu den Ältesten. Da sind wir gerade dabei einen sogenannten Masterplan Gehen zu entwickeln, der wurde in der Dezembersitzung beschlossen. Mit dem als Grundlage kann der Bezirk auch Fördermittel des Bundes für fußgängerfreundliche Maßnahmen lukrieren. Mein Ziel ist es immer unsere finanziellen Spielräume zu erweitern, damit wir möglichst viel umsetzen können.
Das andere ist natürlich unser großes Projekt Kutschkergasse und Schulgasse. Da wird einiges für Fußgeher- und Radfahrfreundlichkeit passieren, etwa durch die Verkehrsberuhigung an dieser Kreuzung. Und wir werden 35 Bäume setzen sowie großzügige neue Pflanzbeete errichten. Denn dort heizt es sich im Sommer immer mehr auf, und es fehlt dort jedes Grün im öffentlichen Raum. Ja, die Bäume werden ein paar Jahre brauchen, bis sie Schatten spenden und kühlen. Aber allein die Tatsache, dass wir hier großzügige Pflanzbeete schaffen und entsiegeln, sollte schon bald eine Entlastung im heißen Sommer bringen.
Ein Projekt, das 2022 vorgestellt wurde, war die Energiegemeinschaft. Dieses Projekt hat auch den Währinger Klimapreis gewonnen. Wird man dieses Vorhaben weiter unterstützen?
Der Bezirk hat an sich laut Stadtverfassung keine Kompetenzen im Gebäudebereich. Wir wollen aber, wo es geht, unterstützen, die Energiewende zu schaffen. Da hat jetzt die Bundesregierung – dank einer grünen Klimaminsterin Leonore Gewessler (Anm.Red.: Grüne) – wirklich einiges an rechtlichen Voraussetzungen geschaffen, dass wir da ein paar Schritte weiterkommen. Die Stadt Wien ist auch dran, dass sie Modelle und Beispiele für verschiedene Formen von Gebäuden entwickelt, um diese Energiewende zu schaffen. Denn es macht ja Unterschiede, ob ich in einem Altbau zur Miete wohne oder ein Einfamilienhaus besitze. Und dann braucht man – wie auch immer die Modelle ausschauen – wahrscheinlich Energiegemeinschaften, um diese umzusetzen. Und da haben eben jene jungen Menschen mit ihrer Idee, wie man das unterstützen kann, beim Klimapreis überzeugt. Was wir als Bezirk machen können ist, dass wir dabei helfen, dass die Währingerinnen und Währinger an die nötigen Informationen zu diesen Energiegemeinschaften kommen. Wir werden im Frühjahr einmal schauen, wie weit die Stadt mit ihren Planungen ist. Und wenn dann genug am Tisch liegt, werden wir uns überlegen, wie wir einen Informationsknoten für die Energiegemeinschaft anbieten können. Sei es durch eine Messe, sei es durch direkte Gespräche. Die Rolle, die ich im Bezirk hier einnehmen kann, ist genau die: Wie können sich die Menschen möglichst übersichtlich und unkompliziert über die Möglichkeiten informieren? Wenn es darüber hinaus dann noch etwas braucht, was ich anbieten kann, dann bin ich sofort mit dabei! Aber jetzt geht es einmal darum, dass wir etwas Greifbares von der Stadt Wien bekommen.
Weiterhin im Krisenmodus
Wie möchte denn der Bezirk die Währinger Wirtschaft unterstützen?
Hier sind die Bezirkskompetenzen sehr eng. Aber was ich dazu sagen möchte: Wenn wir wollen, dass die Menschen weniger mit dem Auto unterwegs sind – und sich auch nicht jeden Kugelschreiber per Zustelldienst bringen lassen – dann brauchen sie in nächster Umgebung alles, was man zum täglichen Leben benötigt. Für mich – ich bin ja am Land aufgewachsen – war Wien immer deswegen so toll, weil man alles in seiner Umgebung bekommt. Ich bin damit aufgewachsen, dass man für jeden Liter Milch ins Auto steigen muss. Und genau das Gegenteil ist in Wien der Fall, dass ich eben nicht für jeden Liter Milch ein motorisiertes Fahrzeug benötige. Wenn wir zum Beispiel Währinger Straße und Gentzgasse gemeinsam nehmen, traue ich mich zu sagen, dass man alles bekommt, was man braucht. Das zu erhalten und zu fördern, und sich dessen auch bewusst zu sein, das ist mein Ziel. Bevor man wegen des Black Fridays in die Shopping City Süd fährt, sich mit einer Unmenge an Menschen durchquetscht und noch dazu dann tanken muss, sollte man sich im eigenen Grätzl umsehen. Da gibt es gute Beratung, das schont die Nerven und ist eine Wertschätzung für die Geschäftsleute hier. Wo immer es geht, versuche ich das den Menschen klar zu machen. Und ja, wir haben eine Teuerung. Aber vielleicht führt das auch zu einem Umdenken, dass man doch das Einkaufsverhalten ändert. Dass man sich nicht drei Pullover kauft, sondern nur einen – der nicht billig in Fernost produziert wurde, länger hält und mit kompetenter Beratung verkauft wurde. Ich habe volle Empathie dafür, dass es bei manchen Menschen eng wird und sie auf jeden Cent schauen müssen. Bei vielen Menschen ist es aber vielleicht auch so, dass sie viel bewusster einkaufen könnten.
Da spielt auch der Zusammenhalt eine Rolle. Ist das auch ein wichtiges Thema für Sie weiterhin?
Ich glaube, das ist der wichtigste Faktor, um alle Krisen gemeinsam lösen zu können. So ehrlich müssen wir sein: Es wird in den nächsten Jahren sicher nicht einfacher werden. Wir hoffen, dass Corona jetzt halbwegs im Griff ist. Aber die Energieknappheit wird bleiben. Man muss es ja so sehen: Alles, was wir jetzt machen, um zu sparen, weil der Herr Putin das Gas teurer gemacht hat, müssen wir ja ohnehin machen, wenn wir die Klimakrise ernst nehmen. Das verlangt viel Veränderung, und es ist wichtig, dass wir das gemeinsam hinbekommen: die Wirtschaftstreibenden, die Bewohnerinnen und Bewohner, die Politik. Wenn die Stimmung kippt und jeder denkt, dass man in erster Linie auf sich selbst schauen muss, weil es sonst keiner tut und man sonst überbleibt – dann kann es als Gesellschaft schnell unlustig werden. Dann kann eine Zivilisation auch recht schnell in sich zusammenfallen. Deswegen glaube ich, dass dieser Zusammenhalt und dieses Aufeinander-Schauen eines der wichtigsten Dinge ist, um mit diesen Krisen gut umzugehen.
Es braucht mehr Kommunikation
Gibt es da auch Aktionen von Seiten der Bezirksvorstehung?
Da müssen wir schauen, speziell geplant ist noch nichts derzeit. Aber es ist wie ein grüner Faden, der sich durch meine Arbeit als Bezirksvorsteherin durchzieht. Da ist etwa der Neustart der Agenda Währing, wo sich viele Bewohnerinnen und Bewohner ehrenamtlich engagieren. In der dafür vorgesehenen Ausschreibung haben alle Fraktionen gemeinsam auch formuliert, dass durch die Agenda der Zusammenhalt gefördert werden soll. In der Währinger Bevölkerung gibt es viel, auf das man aufbauen kann.
Darf ich Sie durchaus etwas kritisch fragen: Gibt es eigentlich irgendetwas, das 2023 besser laufen könnte als 2022?
Das ist jetzt ein bisserl eine Fangfrage. Denn wenn mir jetzt nichts einfällt, denken sich die Währingerinnen und Währinger: „Was, keine Selbstkritik bei dieser Bezirksvorsteherin?“. Nein, Spaß beiseite. Es klingt jetzt vielleicht ein bisschen blöd, weil es eine typische Politiker-Story ist, aber es ist tatsächlich das Thema Kommunikation. Es gilt, sich immer wieder daran zu erinnern, dass das Bezirksgeschehen, Bauarbeiten, Politik et cetera mein Alltag sind. Aber viele Menschen haben ganz andere Alltage und haben oft nicht den Einblick ins Geschehen. Man unterschätzt das leicht, man muss viel öfter und über weitere Kanäle kommunizieren, damit man wirklich alle erreicht. Mir ist schon wichtig, das rüberkommt, warum wir was machen. Da ringen wir im Büro immer wieder gemeinsam, wie diese Kommunikation noch besser funktionieren kann.
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