Das Haus Miriam der Caritas: Ein Ort, an dem man gut sein kann
Erna Nußbaumer leitet seit mehr als 20 Jahren das Haus Miriam der Caritas in der Schopenhauerstraße.
WÄHRING.
ERNA NUSSBAUMER: Es gibt Frauen, die auf der Straße gelebt haben, auch längere Zeit. Die haben es sehr schwer. Viele kommen aus der sogenannten versteckten Wohnungslosigkeit, haben etwa auf der Couch von Bekannten gelebt.
Frauen jeden Alters, von 18 bis 60, wohnen bei uns. Sie sind auch aus unterschiedlichsten Ländern: Zu Weihnachten haben wir einmal gezählt, und es waren Frauen aus 29 Nationen bei uns und haben miteinander gefeiert. Gemeinsam ist ihnen, dass sie wohnungslos sind und in einer schwierigen Situation. Es kann sein, dass ihnen Kinder abgenommen wurden oder es psychische Erkrankungen oder Suchterkrankungen gibt.
Es geht darum, dass die Frauen sich hier sicher fühlen, in Ruhe leben können und sie bekommen Unterstützung von den Mitarbeiterinnen. Die Frauen können, wenn sie nicht arbeiten, Portiersdienste übernehmen, kochen oder in der Reinigung mitarbeiten. Es gibt Angebote wie Yoga und regelmäßig Besuch von einer Frauenärztin und einer Psychiaterin.
Gut. Es ist wichtig, dass alle gemeinsam essen. Dass man bei Konflikten schaut, wie man sie miteinander lösen kann. Dass man gemeinsam etwas unternimmt. Das schafft auch Stabilität, denn es gibt Frauen, die haben überhaupt keine Kontakte mehr. Es geht um Hilfe durch die Mitarbeiterinnen, aber es geht auch darum, dass sie im Zusammenleben herausgefordert werden, weil es Konflikte und unterschiedliche Persönlichkeiten gibt.
Für mich war es immer wichtig, dass das Haus ein guter Platz ist. Hier können die Frauen gut leben und es gibt auch Sicherheit. Das hängt ebenfalls mit dem Bezirk zusammen: Wir haben noch nie mit den Nachbarn Probleme gehabt; der Standort ist gut: Ruhig, aber doch in Gürtelnähe. Es sollen sich die Frauen und die Mitarbeiterinnen wohlfühlen und gut arbeiten können.
Mir kommt vor, als hätten die psychischen Erkrankungen zugenommen und die versteckte Wohnungslosigkeit. Es kommt vor, dass Frauen vor der Tür stehen, die wir abweisen müssen. Und die psychischen Krankheiten entstehen oft durch die hohen Belastungen. Für viele ist es nach wie vor ungewohnt, sich damit auseinanderzusetzen, Betroffene wie Angehörige.
Ich finde, es gelingt sehr oft. Es ziehen immer wieder Frauen aus, wenn das Ziel erreicht ist. Wo wir vom Haus sagen, aber auch die Frau selbst: "Jetzt ist es gut."
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