So fladern Sie einen Maibaum
Wenn die Ybbstaler dem Nachbarort den Baum abluchsen wollen, werden sie zu gewitzten Strategen.
WAIDHOFEN/YBBSTAL. Alles muss geplant sein, wenn der Maibaumklau gelingen soll. Wie das geht und wie sich im Gegenzug die Maibaumwächter auf den Raubzug vorbereiten können, erfahren Sie in unserer – nicht ganz ernst gemeinten – Anleitung.
Mission: Maibaum
Idee und Wille sind da. Fehlt nur noch der Baum. "Zuerst auskundschaften, ob wer aufpasst", rät Maibaum-Profi Florian Schlögelhofer aus Biberbach. Aber unauffällig, bitte. Denn auf den Maibaum sind die Ybbstaler mindestens so heikel wie auf ihr Auto. Oder ihr Werkzeug. Das lassen sie sich auch nicht klauen. Setzen Sie lieber auf nächtliche Streifzüge und unauffällige Spionage. Ist ein Baum gefunden, beginnt die kritische Phase. Schicken Sie den Spähtrupp los und warten Sie, bis der eine Chance zum Zuschlagen wittert. "Dann muss es schnell gehen", so Schlögelhofer.
Ybbstaler "Wikinger"
Und ganz wichtig: Wurde der Baum per Hand mit langen Holzstangen, den "Schwoabeln", aufgestellt, muss er so auch umgelegt werden.
Halten Sie sich lieber daran, sonst stoßen sie bei den Verhandlungen danach bei den Ybbstalern auf taube Ohren.
"Wos liegt, des pickt!"
45 ist beim Maibaumklau im Ybbstal die entscheidende Zahl. Werden Sie erwischt und liegt der Baum bereits niedriger als im 45-Grad-Winkel, dürfen Sie ihn mitnehmen. "In Allhartsberg muss der Baum drei Meter vom Aufstellort entfernt sein, um als gestohlen zu gelten", so Josef Streißelberger von der Allhartsberger Landjugend. Ist der Diebstahl gelungen, dürfen Sie ihn neben dem eigenen Baum aufstellen und in die Verhandlungsphase gehen. Da bei den Ybbstalern die Verhandlungen hungrig machen, sind ein Fassl Bier und a "Gscheite Jausn" gängies "Lösegeld".
"Keine Chance für Diebe!"
Wollen Sie allerdings Ihren Maibaum behalten, machen Sie es wie die Waidhofner. "Wir bewachen den Baum drei Nächte lang. Denn erst danach darf er nicht mehr gestohlen werden", erklärt Bewacher Franz Sommer. "Ihr habt keine Chance" so Waidhofens Bürgermeister Werner Krammer zu möglichen Dieben. Eine unmögliche Mission, sagen Sie? Sicher nicht. Die gestohlenen Maibäume beweisen jedes Jahr das Gegenteil.
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