25 Jahre Brücke der Menschlichkeit
Am 9. Mai 1988 wurde bei einem Festakt im Welser Rathaus die Städtepartnerschaft zwischen der nicaraguanischen Stadt Chichigalpa und Wels offiziell besiegelt.
Allen Grund zur Freude gibt es in diesen Tagen in den Städten Wels und Chichigalpa: Am 9. Mai 1988 unterzeichneten die damaligen Bürgermeister Carlos Manuel Garcia Castillo und Karl Bregartner bei einem Festakt im Welser Rathaus die Städtepartnerschaft zwischen der nicaraguanischen Stadt Chichigalpa und Wels. Der Abschluss dieser Partnerschaft stellte den vorläufigen Höhepunkt der Arbeit des zwei Jahre zuvor gegründeten Nicaragua-Komitees Wels dar. Es war von einer Gruppe Welsern ins Leben gerufen worden, die sich um Entwicklungshilfe-Projekte in diesem mittelamerikanischen Land bemühte.
Im damaligen Gemeinderatsbeschluss, mit dem die Bereitschaft zum Abschluss einer offiziellen Partnerschaft mit der heute rund 60.000Einwohner zählenden Stadt Chichigalpa bekundet wurde, hieß es wörtlich: „Die Stadt Wels bietet der nicaraguanischen Stadt Chichigalpa ihre Bereitschaft zur Pflege kultureller, wirtschaftlicher und menschlicher Kontakte im Sinne einer weltweiten Förderung der partnerschaftlichen Beziehungen an.“
In den ersten Jahren fungierte der in Wels geborene und in Nicaragua tätige Entwicklungshelfer Walter Guggenberger sozusagen als Verbindungsmann zwischen Wels und Nicaragua. Eine wichtige Rolle nimmt auf Welser Seite das Nicaragua-Komitee Wels ein. Dieses organisiert in regelmäßigen Abständen Reisen von Welser Delegationen nach Chichigalpa, um sich dort von der Wirksamkeit der geleisteten Hilfe persönlich überzeugen zu können.
Hilfe beim Ausbau der Infrastruktur
Insgesamt sind von 1987 – also schon vor offiziellem Abschluss der Partnerschaft ein Jahr später – bis heute umgerechnet rund 340.000 Euro von Wels nach Chichigalpa geflossen beziehungsweise werden noch fließen. Mit dem Geld wurden vielfältige Infrastrukturprojekte unterstützt beziehungsweise überhaupt erst ermöglicht. Sie alle haben eines zum Ziel: Nämlich den in Armut lebenden Menschen zu helfen, damit sie unter menschenwürdigen Bedingungen leben können und Hilfe zur Selbsthilfe erhalten. „Die Projekte sind vorrangig im Gesundheits-, Bildungs- und Sozialbereich angesiedelt. Bei der Auswahl der Zielgruppen ist es wichtig, dass besonders Benachteiligte wie Kinder, Frauen und Menschen mit Beeinträchtigungen berücksichtigt werden“, erklären Bürgermeister Peter Koits und Werner Retzl, Mitglied des Nicaragua-Komitees.
„In den vergangenen 25 Jahren konnte die Stadt Wels gemeinsam mit dem Nicaragua-Komitee, dem Motor dieser Entwicklungszusammenarbeit, und ASDECOSI, dem Partnerverein in Nicaragua, zahlreiche Projekte zur Verbesserung der Infrastruktur und Bildung umsetzen. Das dahinter stehende Prinzip lautet seit jeher ‚Hilfe zur Selbsthilfe’. Die Menschen in Chichigalpa sollen dabei auf ihrem Weg zu einem modernen Gemeinwesen unterstützt werden“, so Koits und Stadträtin Silvia Huber.
Aktueller Schwerpunkt: Ausbildungsprojekt für Jugendliche
Derzeit legt die Stadt Wels das Hauptaugenmerk ihre Unterstützung auf ein Ausbildungsprojekt für Jugendliche und junge Erwachsene. Dieses gemeinsam mit der Berufsförderungsinstitut Oberösterreich und CHICA (Entwicklungshilfebüro Nicaragua und Österreich) entwickelte Projekt zielt auf die Ausbildung von Jugendlichen auf Ebene der handwerklichen Tätigkeiten in den Fachbereichen Tischlerei, Metall und Mechanik und Elektrik ab. Es handelt sich bei diesem Projekt um den erstmaligen Versuch, das duale Ausbildungssystem in Nicaragua zu erproben.
Ziel ist es, die Teilnehmer zu befähigen, im späteren Berufsleben handwerklich tätig zu werden. Als spezielle Zielgruppe wurden vor allem Menschen aus den ärmsten Bevölkerungsschichten ausgewählt. Im Rahmen des Projektes erhalten die Jugendlichen in einer öffentlichen Lehrwerkstätte eine mehrmonatige Ausbildung in Theorie und Praxis. Fachlich wird in einer kombinierten technischen Ausbildung mit dem Schwerpunkt Metall-, Elektro- und Holzbearbeitung vorgegangen. Der theoretische Teil macht rund 30, der praktische rund 70 Prozent der Ausbildung aus. Darüber hinaus werden auch in den Bereichen EDV und „soft skills“ Unterrichtsmodule angeboten.
Neben dem auf vier Jahre ausgerichteten Jugendausbildungsprojekt liegt ein weiterer Schwerpunkt in der Fortsetzung der Reparatur des Kindergartens Virgin de Candelaria und des Kindergartenneubaues in Cosmapa.
So half Wels Chichigalpa
Ausbau der Trinkwasser- und Stromversorgung unterstützt,
öffentliche Beleuchtung ermöglicht,
in drei Jahresetappen ein Kommunalzentrum eingerichtet,
das Schulwesen durch ein Jugend- und Schulbuchprojekt, den Kauf von Schulbüchern sowie die Einrichtung einer Schulbibliothek und von Spiel- und Sportplätzen unterstützt,
Häuser von blinden Menschen repariert sowie eine Tapezierwerkstatt für Menschen mit Beeinträchtigung errichtet,
Operations- und Geburtenstation des Gesundheitszentrums erweitert,
Maßnahmen gegen die Krankheit „Chronische Niereninsuffizienz“ (die Ursache für rund 50 Prozent aller Todesfälle in Chichigalpa ist) eingeleitet
das Projekt Schulfrühstück ins Leben gerufen, bei dem rund 300 Kinder täglich ohne Hunger in den Tag starten können.
Rund um das Jubiläum
Anlässlich der Feierlichkeiten zum 25-jährigen Bestandsjubiläum der Städtepartnerschaft befindet sich zwischen Dienstag, 21. und Montag, 27. Mai eine Delegation aus Chichigalpa in Wels. Diese besteht aus Bürgermeister Victor Sevilla und Elmer Gomez (Obmann der Partnerorganisation vor Ort in Chichigalpa, ASDECOSI). Neben den offiziellen Partnerschaftsfeiern werden die Besucher aus Nicaragua auch Einrichtungen wie den Herminenhof, das Haus Vogelweide-Laahen der Seniorenbetreuung, den Kindergarten Laahen, die Bezirksstelle des Roten Kreuzes und die Hauptfeuerwache besuchen. Selbstverständlich werden sie auch am Fest des Nicaragua-Komitees im Alten Schlachthof am Samstag, 25. Mai (Beginn: 20 Uhr) mit dabei sein.
Ausstellung im Rathaus
Zwischen Freitag, 24. und Freitag, 31. Mai wird im Rathaus (Eingang Stadtplatz 3) eine Fotoausstellung des Nicaragua-Komitees Wels zu sehen sein. Die Fotos geben die vielfältigen Eindrücke der Menschen und des Lebens in der Partnerstadt wieder und sind während der Öffnungszeiten des Magistrates zu besichtigen.
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