Was bewegt die Welser Jugend
"Das Ökosystem des Welser Schulweges"

Sophie Kadletz, Belal Abdel Ghany, Julian Daringer, Simon Modl, Elijah Bretbacher, Michael Wiesenberger von der HTL Wels schreiben für die JugendRundSchau. | Foto: HTL Wels
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  • Sophie Kadletz, Belal Abdel Ghany, Julian Daringer, Simon Modl, Elijah Bretbacher, Michael Wiesenberger von der HTL Wels schreiben für die JugendRundSchau.
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Zur JugendRundSchau 2021 haben sich Schüler der HTL Wels Gedanken zu ihrer Stadt, zu Jungsein in Wels und den Problemen ihres Alltags – von Zukunftssorgen bis hin zum Alltagsrassismus – gemacht. Daraus sind lesenswerte und ergreifende Zeitzeugnisse entstanden. Hier der Text von Elijah Bretbacher, HTL Wels, 4. Klasse IT, Laakirchen.

"Vom nervigen Geschrei des Weckers über das Kreischen der Zugräder hin zum Spucken der Zigarettenstummeln. Der Schulweg nach Wels ist für die meisten ein langer Prozess gefüllt mit einer Menge an Schlafeinlagen und ungeduldigen Mitmenschen.

Ich kann nicht der Einzige sein, der jeden Tag seinen Wecker verflucht, wenn dieser einem den Traum eines wohlverdienten Fünf-Stunden-Schlafes um zehn Minuten kürzt. Ich würde da nur zu gerne mein Handy gegen den Kleiderschrank werfen, komme aber dann drauf, dass ich auf das fiese Technikding noch länger angewiesen bin und ziehe mich um, ohne Elektroschrott von meiner Tür kratzen zu müssen.

Abenteuer Busfahren

Nach einem kurzen Sprint zum Bus und dem Kontrollieren des Busausweises hatte ich bereits meinen Körper durch Morgensport und meinen Glauben an Übernatürliches durch die Nachtsicht des Busfahrers gestärkt. Wie kann der Typ denn sonst bitte meinen Freifahrtschein im Dunklen lesen? Es gibt keine andere Erklärung.
Das Seufzen des Busses signalisiert, dass dieser seine Reise fortsetzt, und auch wenn ich den leisen Tratsch im Bauch des Metallgiganten durch meine Kopfhörer ausblende, merke ich, wie es mit jedem Stopp lebhafter wird. Irgendwann schließt sich der Vorhang vor den Augen dann doch und nachdem ich meine geraubte Schlafzeit endlich aufholen konnte, werde ich auch schon, wie der letzte Rest einer Tube Mayonnaise, aus dem Bus gepresst.

Traumreise mit dem Zug

Kaum entkomme ich dem Inneren des Giganten, laufe ich seinem großen Bruder, dem Zug, in die Fänge. Mit dem Kratzen seiner Räder lädt mich die chromatisierte Schlange ein, in ihrem Körper weitere Minuten Ruhe zu finden. In den Bann gezogen von Medusas Haupt höchstpersönlich komme ich nun endlich am Welser Bahnhof an.
Menschenmassen strömen aus dem Zug heraus, fast so als würde ein Jahrzehnte alter Damm in sich zusammenbrechen. Der Strom wählt den Weg des geringsten Widerstandes und spaltet sich auf, nur um bei dem ersten Übergang wieder zusammen zu finden.

Schülerflut

Die Autofahrer, die das Privileg besitzen, den Bruch des Dammes mitzuerleben, können sich auf Äonen an Wartezeiten einstellen. Jetzt, da mein Zeitstress und meine Müdigkeit verschwunden sind, kann ich tratschend über die Straße stolzieren. Eine Horde von Löwen, die über den Zebrastreifen herfallen und mit Adleraugen die genervten, gestressten und zum Stehen bleiben genötigten Gesichter hinter dem Lenkrad anstarren. Mit nur einem Blick kann ich erkennen, ob die Fahrer das Zeugs zu Schauspielern hätten. Wo die einen mich mit einem Lächeln begrüßen, fauchen die anderen wie Raubkatzen und wünschen sich, dass sie auf der Stelle über mich herfallen könnten.

Die Masse fließt weiter stromabwärts. Sobald ich aus der Unterführung des Bahnhofs herauskomme, baut sich vor mir eine Wand voller Nebel auf. In einem fast schon rhythmischen Tempo entstehen vor mir Nikotinschwaden, die mir sogleich in die Nase gepustet werden. Ein Geruchsspektakel auf höchstem Niveau. Die gesamte Herde, die zuvor noch die Autofahrer verspottete, darf nun den Geruch von Minz- bis zu Waldbrandgeschmack inhalieren.

Auf zum Endspurt

Im Endspurt meiner täglichen Reise überquere ich ein letztes Mal eine Kreuzung. Wie in einem Wasserspiel mit aufklappbaren Staublöcken regeln die Schülerlotsen den Verkehr. Hier kommt es öfters vor, dass ich denselben Gesichtern ein zweites Mal in die Augen schauen kann. Diese Autofahrer haben dann meist allesamt eine Wut, die nicht einmal Al Pacino höchstpersönlich verstecken könnte. Nach einem letzten provozierenden Gruß erreiche ich mein Ziel, die HTL Wels, und darf auf meiner Heimreise alle meine Erlebnisse in umgekehrter Reihenfolge erneut durchleben."

Sophie Kadletz, Belal Abdel Ghany, Julian Daringer, Simon Modl, Elijah Bretbacher, Michael Wiesenberger von der HTL Wels schreiben für die JugendRundSchau. | Foto: HTL Wels
Simon Modl, Belal Abdel Ghany, Elijah Bretbacher, Sophie Kadletz, Julian Daringer, Michael Wiesenberger von der HTL Wels.
In der Hand halten die SchülerInnen Artefakte, die die fünf Abteilungen Mechatronik, Maschinenbau, Elektrotechnik, Informationstechnologie und Chemie symbolisieren. | Foto: HTL Wels
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