Hausärzte sind im Schnitt 53

Hausapotheken im Ort sind für ältere Einwohner ein Segen. Der zusätzliche Weg zu einer Apotheke bleibt erspart. | Foto: Archiv
  • Hausapotheken im Ort sind für ältere Einwohner ein Segen. Der zusätzliche Weg zu einer Apotheke bleibt erspart.
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BEZIRK. Laut Ärztevertretern werden Gemeindeärzte bald Mangelware sein. Schon heute zeichnet sich ab, dass die ärztliche Grundversorgung auf der Kippe steht. Die Einwohnerzahlen steigen in fast allen Wels-Land-Gemeinden. Derzeit kommen rund 1600 Einwohner auf einen (Kassen-)Hausarzt in Wels-Land (Stand 1. April 2013). Gleichzeitig wird bald eine Pensionierungsflut die ländlichen Praxen überschwemmen. 2012 lag das Durchschnittsalter der praktizierenden Ärzte in der Umgebung (auch in Wels-Stadt) bei 53 Jahren. Gründe gibt es viele. "Es geht nicht nur um Einkommensbedingungen, sondern auch um die passende Infrastruktur und die Lebensbedingungen für eine gute Work-Life-Balance. Eines steht fest: Alleine geht’s nicht mehr. Es dreht sich alles um Kooperation mit anderen Ärzten", so Otto Pjeta, Bezirksärztevertreter Wels-Land und Steinerkirchner Gemeindearzt a.D.. "Deshalb gibt es auch Sprengelzusammenlegungen. Weil die Versorgung mit Bereitschaftsdiensten und Visitentätigkeiten sonst nicht mehr gewährleistet wäre."

Bangen um Hausapotheken
Auch Apotheken machen es der nächsten Generation Ärzte am Land schwer, beklagen Ärztevertreter. Davon kann der Weißkirchner Bürgermeister Norbert Höpoltseder ein Lied singen. "Josef Walkolbinger wird voraussichtlich Ende 2014/Anfang 2015 in Pension gehen. Es gibt zwar einen Junior, übernimmt er die Hausapotheke aber, gilt der neue Gebietsschutz für Apotheken. Das heißt, dass im Umkreis von sechs Kilometern keine andere Apotheke sein darf. Alleine in Marchtrenk gibt es zwei", beklagt Höpoltseder und erklärt weiter: "Nun gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder die Hausapotheke, die für jeden bestens erreichbar im Ortszentrum liegt, in eine 'normale' Allgemeinpraxis umzuwandeln, oder drei Kilometer entfernt vom Ort eine neue Hausapotheke zu errichten. Fragen Sie mich nicht, wie nicht mobile oder ältere Bürger diese dann erreichen sollen." Gerüchten zufolge wird Dietmar Walkolbinger nicht weitermachen. Höpoltseder vermutet hinter der Entscheidung Einkommensgründe. "Mit einer Hausapotheke lässt sich einfach mehr verdienen, als mit einer Praxis alleine."
In Krenglbach hat man erfreulichere Nachrichten. "Wir haben einen Nachfolger. Mitte Juli werden wir den Namen bekanntgeben. Auch bei uns muss die Hausapotheke verlegt werden, 500 Meter entfernt vom alten Standort. Das geht noch", so Krenglbachs Bürgermeister Manfred Zeismann.
"Dass Hausapotheken wichtig sind, steht außer Frage. Im ländlichen Raum ist bei 80 Prozent aller Arztbesuche ein Medikament die Folge. Die Hausapotheke gehört zur guten Versorgung dazu", so Pjeta.

Stimmen zum Thema:

Manfred Zeismann, Bürgermeister Krenglbach: „Gemeindearzt Heinz König wird im Frühjahr in Pension gehen. Wir wussten, dass die Suche schwierig wird und haben deswegen schon im letzten Jahr zu suchen begonnen. Nun haben wir jemanden, müssen aber noch 14 Tage Einspruchsfrist abwarten, ehe wir den Namen bekanntgeben. Die Praxis mit Haus-apotheke wird 500 Meter vom alten Standort entfernt sein. Das geht noch.”

Norbert Höpoltseder, Bürgermeister Weißkirchen: „Die Regelungen zum Schutz der Apotheken sind grotesk. Wenn es eine bestehende Hausapotheke gibt und diese übernommen wird, gelten die neuen Richtlinien. Keine Hausapotheke darf innerhalb sechs Kilometern von anderen Apotheken sein. Bei uns wäre ein geeigneter Standort dann drei Kilometer vom Ortszentrum entfernt. Gut erreichbar sieht anders aus.”

Otto Pjeta, Bezirksärztevertreter Wels-Land und Allgemeinmediziner a.D.: „Um den Beruf eines Gemeindearztes wieder attraktiver zu machen, müssen bestimmte Bedingungen hergestellt sein. Es muss eine liberalere Form geschaffen werden, die Kooperationen - etwa mit einem zweiten Arzt in einer Praxis - zulässt. Zudem darf es keine Beschränkung der Leistungen mit Deckelungen geben. Auch der Hausbesuch gehört aufgewertet. Das ist mir ein Anliegen.“

MEINUNG

Ein Wirrwarr der Versorgungskette
Hausärzte werden definitiv bald Mangelware sein. Sieht man sich das Durchschnittsalter von 53 Jahren an, wird so manchem unwohl, wenn er in die Zukunft blickt. Oder doch nicht? Gerade im städtischen Raum wird die Versorgungskette sehr oft umgangen. So wird nicht zuerst der Hausarzt, der erster Ansprechpartner sein sollte, kontaktiert. Stattdessen werden sofort ein oder gleich mehrere Fachärzte aufgesucht. Gibt es bei diesen kurzfristig keinen Termin, sind auch schon die Krankenhausambulanzen an der Reihe. Das Problem ist, dass das die Versorgungskette komplett durcheinander wirft, die Koordination extrem erschwert. Unsere praktischen Ärzte sind sehr gut ausgebildet und vernetzt. Man sollte ihnen überlassen, wie vorzugehen ist. Schenken Sie ihnen doch ein wenig Vertrauen.

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