Bürgerinitiative
Kampf gegen Kiesabbau in Stadl-Paura
Eine Bürgerinitiative, aber auch Gemeinden wehren sich gegen die Erweiterung des Schotterabbaus in Wels-Land.
STADL-PAURA, LAMBACH. Die Welser Kieswerke Treul & Co planen die Erweiterung ihres Abbaugebietes in Stadl-Paura im Ausmaß von rund 46 Hektar und haben um Genehmigung nach Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) angesucht. Doch es gibt Widerstand. "Es ist ein unsinniges Megaprojekt in ökologisch hochsensiblem Gebiet", sagt Herbert Huss. Mit einer Bürgerinitiative will er den Ausbau verhindern. "Zudem würde die Verkehrsbelastung in den anliegenden Gemeinden noch mehr steigen." Rund 120 Kies-Lkw-Fahrten täglich gebe es schon jetzt allein durch das Ortsgebiet von Stadl-Paura.
"Wir haben eine Vereinbarung, dass die Brücke definitiv gebaut werden muss."
Christian Popp (FPÖ)
Die Geschäftsführerin der Kieswerke Ursula Huber-Wilhelm hält dagegen: „Mir ist bewusst, dass wir mit dem Rohstoffabbau in die Natur eingreifen. Es ist mir daher ein großes Anliegen, dass die Gewinnung so schonend wie möglich geschieht und die Rodungsfläche unmittelbar nach dem Abbau wiederbewaldet wird.“ Der Kiesabbau erfolge in kleinräumigen Abschnitten, die unmittelbar nach dem Abbau renaturiert würden. Und zur Verkehrsentlastung solle eine Werksbrücke über die Ager zur B1 kommen. Die Krux: Die Brücke könne aus finanziellen Gründen aber erst gebaut werden, wenn die Erweiterung durchgewunken sei.
Hier spielt jedoch die Gemeinde Lambach nicht mit. Bürgermeisterin Petra Marischka (SPÖ) lehnt in einer Stellungnahme ans Land ab: "Es besteht kein öffentliches Interesse an der Rodung von weiteren 46,8 Hektar Waldflächen." Und: "Eine neuerliche Antragstellung soll überhaupt erst dann möglich werden, wenn die Brücke über die Ager fertiggestellt ist."
"Meilenstein"
In dasselbe Horn stößt man auch in Stadl-Paura. "Alle Gemeinden ziehen hier am gleichen Strang", sagt Bürgermeister Christian Popp (FPÖ). Doch: "Wir haben als Kommune nur Parteistellung, das Land entscheidet." Und hier sind die Erwartungen nicht groß. Doch man habe mit dem Widerstand der Kommunen zumindest einen Fortschritt erreicht: "Wir haben eine Vereinbarung mit den Kieswerken, dass – sollte die Erweiterung genehmigt werden – die Brücke definitiv gebaut werden muss", so Popp. "Das ist ein Meilenstein, alle Orte gewinnen an Lebensqualität." Auch der zugehörige Kreisverkehr und eine Entschärfung der Neukirchner Kreuzung seien in trockenen Tüchern. Zudem müssen die renaturierten Waldflächen sowie die 46 Hektar bis zu ihrem Abbau den Bürgern als Naherholungsgebiet zur Verfügung stehen. "Das ist nicht selbstverständlich. Denn wird der weitere Abbau genehmigt, dann wäre es Bergbaugebiet und das Unternehmen könnte das Areal einzäunen."
Auf breite Ablehnung stößt das Projekt bei den Grünen Wels-Land. "Es ist nicht zu verantworten, eine so große Waldfläche für Profitinteressen zu opfern", so Bezirkssprecher Ralph Schallmeiner. "Hier entsteht eine Mondlandschaft auf Kosten von Fauna und Flora.“ Eine Renaturierung sei keine Alternative: "Die Zeit haben wir nicht mehr, um unser Ökosystem zu retten und den Klimawandel zu stoppen. Es dauert Jahrzehnte, bis sich das Ökosystem von derartig massiven Eingriffen erholt."
Firma muss nachbessern
Auch die Umweltanwaltschaft des Landes äußert Bedenken. Sie sieht Mängel in den Maßnahmen für mehrere Vogelarten, Amphibien und Reptilien sowie Fledermäuse. Die größte Hürde dürfte aber der Schutz des Gelbringfalters darstellen. Die Firma muss nun nachbessern.
Die Initiative will hier einhaken: "Nach EU-Recht ist kein Eingreifen in den Lebensraum des Falters erlaubt", so Huss. Mit der Naturschutzorganisation Protect wolle man so das Vorhaben kippen – und nachträglich die 2018 genehmigte Erweiterung.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.