Festnahme lief aus dem Ruder
Polizist schießt Lokalgast an
WELS. Schockierende Szenen spielten sich am Freitag, 28. Juni, im Welser Stadtteil Lichtenegg ab. Zwei Polizisten versuchten, einen 27-Jährigen festzunehmen. Auf der Salzburger Straße kam zu einem Handgemenge, plötzlich fielen mehrere Schüsse. Der Mann sank blutend zu Boden, die Hände auf den Bauch gepresst.
Die Tragödie begann am selben Abend gegen 20.30 Uhr. Laut Auskunft der Polizei hatte der 27-Jährige in einem Wettbüro in der Innenstadt eine Kellnerbrieftasche entwendet. Bei seiner flucht stellte sich ihm die Mitarbeiterin des lokales in den Weg. Mit Gewalt soll sich der Mann den weg freigekämpft haben. Er verschwand in der Nacht.
Knapp zwei Stunden später ging dann bei der Polizei ein Notruf ein – aus einem Puff in der Perneggerstraße. Grund war ein randalierender Gast. "Das will schon was heißen, wenn wir aus so einem Etablissement zu Hilfe gerufen werden", so ein Ermittler süffisant. Offensichtlich wurden die beiden Türsteher des Bordells des Mannes nicht Herr. Eine Polizeistreife raste zum Einsatzort. Im Eingangsbereich stießen die zwei Beamten auf die zwei Securities, die versuchten, einen sich wüst aufbäumenden Mann zu bändigen. Schnell war klar, dass es sich um den Randalierer als den Raubverdächtigen vom frühen Abend handelt.
Randalierer ging auf Beamten los
Dann überschlugen sich die Ereignisse: Als der Mann die Uniformierten bemerkte, ging er sofort auf sie los. Die Beamten drängten den Mann vor das Bordell und forderten ihn auf, sich zu beruhigen. "Der ist aber immer wilder geworden, hat nur noch geschrieen, total zusammenhangloses Zeug", so eine Zeugin. Die Auseinandersetzung hatte sich mittlerweile auf die Salzburger Straße verlagert, immer wütender drängte der 27.-Jährige auf die Beamten ein. Die griffen zum Pfefferspray, das jedoch keine Wirkung zeigte. Schließlich zog ein Polizist seine Waffe, feuerte drei Mal in die Luft. "Der mann ging jedoch immer noch drohend in Richtung der Polizistin und versuchte sie zu attackieren", heißt es im offiziellem Bericht. "In Folge dessen kam es zur gezielten Schussabgabe", so die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wels, Silke Enzlmüller. Der 27-Jährige wurde in den Bauch getroffen.
LKA ermittelt gegen Beamten
Die Verletzung war jedoch nicht lebensgefährlich. So wurde der 27-Jährige nach der Erstversorgung sogar noch einvernommen. Er zeigte sich voll geständig und wurde wegen versuchter absichtlicher schwerer Körperverletzung, versuchter schwerer Erpressung, versuchtem Widerstand gegen die Staatsgewalt, räuberischen Diebstahl und einem Vergehen nach dem Suchtmittelgesetz bei der StA angezeigt. Derzeit befindet er sich in Untersuchungshaft. "Geprüft wird aber auch die Rechtmäßigkeit der Schussabgabe durch den Beamten", so Enzlmüller. Die Ermittlungen dazu haben Beamte aus einem anderen Bundesland übernommen – ein üblicher schritt, um Befangenheit zu verhindern. "In diesem Falle führt das LKA Salzburg die Untersuchung."
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