Weihnachten, das Fest der Schulden
Vor Weihnachten sitzt das Geld oft locker. Die Ursachen für Schulden sind aber vielfältig.
BEZIRK. Laut einer aktuellen Studie der KMU Forschung Austria wollen die Oberösterreicher heuer durchschnittlich 360 Euro für Weihnachtsgeschenke ausgeben. Dieser Betrag fällt großzügiger als im Vorjahr aus, wo es noch 340 Euro waren. Während Radio- oder Fernsehwerbung uns mit "Geiz ist geil", "Kaufe heute, zahle morgen" und ähnlichen Slogans beschallen, wird das finanzielle Gewissen oft ausgeblendet. Das dicke Ende kommt dann erst nach der Weihnachtszeit mit dem nächsten Kontoauszug. Mit den Einkaufsmöglichkeiten haben sich auch die Möglichkeiten, Schulden zu machen, gewandelt – das weiß Christa Schirl-Hager, die Welser Regionalstellenleiterin der Schuldnerberatung OÖ: "Was früher der klassische Versandhandel war, sind heute die großen Onlineshopping-Anbieter. So wie wir heute generell weniger faxen und mehr mailen, haben sich auch die Bestellvorgänge verlagert." Natürlich sei die Gefahr, sich zu verschulden überall dort hoch, wo es unkompliziert ist, an Ware zu kommen. Man könne dem Onlinehandel aber nicht pauschal die Schuld geben. "Die Leute kommen ja nicht zu uns und sagen 'Hilfe, ich habe zuviel bestellt'. Häufig sind es mehrere Ursachen, warum sich jemand überschuldet", so Schirl-Hager. Schwere Krankheit, Arbeitslosigkeit und Trennung würden oft eine Rolle spielen. "Eine veränderte wirtschaftliche Lage ist meistens der Grund, warum Dinge, die vorher kein Problem waren, plötzlich zu einem werden", meint die Expertin.
Ein gesellschaftliches Problem
Durchschnittlich sind die Klienten der Welser Schuldnerberatung mit 60.000 Euro verschuldet. 40 Prozent von ihnen sind arbeitslos. Bei jedem dritten liegt das Einkommen unter dem Existenzminimum. "Der Handel spricht ganz gezielt jene Leute an, die etwas teurere Gegenstände nicht auf einmal bezahlen können. Hier werden psychologische Schwachstellen oder Notwendigkeiten ausgenutzt", kritisiert Schirl-Hager. Es sei aber auch ein gesellschaftliches Problem, dass man gewisse Gegenstände haben muss, um "dazuzugehören". Wer über ein geringes Einkommen verfügt, ist anfälliger für das System: "Wer sich das neue Handy oder den Computer auf Raten kauft, dabei aber über keinen finanziellen Polster oder Unterstützung aus dem sozialen Umfeld verfügt, landet schneller in der Schuldenfalle." Kommt jemand zur Schuldnerberatung, wird zuerst gemeinsam mit dem Klienten eine Erhebung der Ein- und Ausgaben durchgeführt, um eine vernünftige Haushaltsplanung zu erstellen. Zudem stellt die Schuldnerberatung Werkzeuge zur Verfügung, die beim Kalkulieren helfen sollen. Einen Budget-Planer für die Weihnachtsausgaben gibt es unter finanzielle-gesundheit.at.
Schulden vermeiden
Die Schuldnerhilfe OÖ gibt Tipps, damit Weihnachten nicht zur Schuldenfalle wird:
• Vorab ein Budget zurechtlegen und daran halten.
• Ausgaben an persönliche Möglichkeiten anpassen.
• Spontankäufe vermeiden.
• Entspannt einkaufen gehen un die starken Einkaufstage vermeiden.
• Ratenzahlungen vermeiden, ansonsten warten Belastungen auf längere Zeit.
• Einkäufe bar anstatt mit der Kreditkarte bezahlen.
• Schenken ist nicht gleichbedeutend mit kaufen. Die besten Geschenke gibt es oft nicht im Geschäft.
• Gemeinsam mit den Liebsten angemessene Beträge für Geschenke festlegen.
• Für Geschenke nicht das Konto überziehen.
• Rechnungen und Kassazettel aufheben, um nach Weihnachten Waren zurückgeben oder umtauschen zu können.
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