Weihnachten in Haft
Nicht alle Menschen in Österreich freuen sich auf Weihnachten. Menschen in Haft wird in dieser Zeit ihre Einsamkeit vermehrt bewusst.
WELS. Oberst Teresa Heigert, Leiterin der JVA Wels, versucht dennoch, Weihnachten auch in Haft zu etwas Besonderem zu machen. "Meinem Team und mir ist es wichtig, unseren Insassen mit Wertschätzung zu begegnen. Es sind Menschen, deren Taten weder zu dramatisieren noch zu verharmlosen sind. Schließlich begegnen sie uns nach der Haft auch auf der Straße und sind nicht mehr als ehemalige Häftlinge erkennbar. Warum sollten wir da in der JVA eine Ausnahme machen?", so Heigert. Heigert betont, dass den Insassen die Möglichkeit geboten wird, in Haft eine Kochlehre abzuschließen, in einer Schlosserei, einer Tischlerei und Unternehmensbetrieben der JVA zu arbeiten. Einige Insassen gehen auch einer Arbeit mit Freigang nach und 15 Insassen stehen unter elektronisch überwachtem Hausarrest. "Wichtig", betont Heigert, "ist ein geregelter Tagesablauf und Unterstützung in schwierigen Zeiten".
Und wie geht es den Insassen, die die Weihnachtszeit in Haft verbringen? Die Welser Rundschau erhielt die Genehmigung, stellvertretend mit zwei Insassen zu sprechen und zu erfahren, wie es für sie ist, die Weihnachtszeit nicht in Freiheit zu verbringen.
Jakob (Name von der Redaktion geändert) ist gelernter Koch und arbeitet in der Küche der JVA, die das ganze Haus versorgt. Er arbeitet gerne, betont die gute Zusammenarbeit mit dem Küchenchef und ist stolz, so hochwertiges Essen für die JVA kochen zu dürfen. "In der Früh werde ich vom Chef mit 'Guten Morgen Herr Jakob'begrüßt. Das tut schon gut, wenn nicht jemand da steht und nur ein 'Gehen wir!' von sich gibt.", erzählt Jakob. Für die Zeit in Haft und besonders für die Weihnachtszeit hat er sich eine Strategie zurechtgelegt, um nicht in Wehmut zu verfallen. "Ich tue einfach so, als ob ich auf Saison wäre", so Jakob: "Es ist alles eine Frage, wie ich mir das Leben im Kopf zurechtlege. Ich arbeite von sechs Uhr früh bis halb eins, gehe anschließend duschen, telefoniere, gehe eine Stunde spazieren und schaue dann fern. Ganz wie bei der Saisonarbeit, die ich früher verrichtet habe." Seine Zelle bezeichnet er lieber als Einzelraum mit Toilette und warmem Wasser. Auch das erleichtert es ihm, die Haftstrafe auszublenden. Besuch möchte er keinen empfangen. "Da ist sonst das Gefühl von Gefängnis so vorherrschend", erklärt Jakob. Die Weihnachtszeit erlebt er vornehmlich durch das Fernsehen. Er sieht gerne Adventsendungen, hört Weihnachtslieder und hat seinen Einzelraum mit ein paar Tannenzweigen geschmückt. Kerzen sind nicht erlaubt. Bei der gemeinsamen Weihnachtsfeier am 19. Dezember wird er heuer nicht teilnehmen, weil er in der Küche arbeitet. Dafür hat er am 24. Dezember erstmalig Freigang und wird seine Lebensgefährtin besuchen. Und jede Minute in Freiheit nutzen.
Maria (Name von der Redaktion geändert) lebt in einer Zelle, die 24 Stunden geöffnet ist. Gemeinsam mit drei anderen Frauen hat sie bereits Kekse für Weihnachten gebacken. Die Gemeinschaftsküche können sie jederzeit nutzen. "Dennoch fehlt mir meine Familie sehr," berichtet Maria. "Ich möchte auf keinen Fall besucht werden. Das würde ich nicht ertragen. Gott sei Dank habe ich keine Kinder. Dann wäre Weihnachten noch viel schlimmer." Maria feiert bereits zum dritten Mal Weihnachten in Haft. Letztes Jahr erhielten sogar alle Insassen zwei kleine Geschenke vom Haus. Das ist schon etwas Besonderes für sie. Und bei der gemeinsamen Weihnachtsfeier am 19. Dezember wird sie sicher dabei sein. Zunächst besucht den ökumenischen Gottesdienst. Und für die anschließende Feier wurde ein Zauberer angekündigt. Den Weihnachtsabend wird sie gemeinsam mit den drei Frauen verbringen. "Wir werden uns zusammensetzen, es uns gemütlich machen und unsere Kekse essen", plant Maria: "Viel mehr wird es nicht werden. Ich war auch 'draußen' nie ein Weihnachtsmensch. Wichtig ist einfach Ablenkung, damit ich nicht an meine Familie denke". Wie wichtig der menschliche Umgang der Justizbeamten ist, betont auch Maria: "In der JVA Wels kann ich mich wirklich nicht beschweren. Es gibt einen sehr menschlichen Umgang hier. Das habe ich woanders ganz anders erlebt. Ich bin wirklich froh, hier in Wels zu sein."
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