Warum das Buch in der digitalen Welt besteht
„Wir wollen Geschichten hören“
WELS (cg). Es gibt jährlich einige tausend Neuerscheinungen. Anlässlich von "Österreich liest!" hat die Welser Buchhandlung Friedhuber vier Empfehlungen für jedes Alter und aus verschiedenen Genres ausgesprochen.
Buchhandel lebt von Literatur
Cordelio Malavasi ist seit 1986 Buchhändler und Geschäftsführer der Sortimentsbuchhandlung Friedhuber Wels. Das Geschäft an der Ecke Pfarrgasse/Ringstraße ist wie ein Schritt in eine andere Welt. Es scheint so, als wäre das Pendel der Standuhr stehengeblieben und mit ihr die Zeit. Hier vergehen Stunden wie Minuten wenn man durch das Geschäft streift und sich auf dem gemütlichen Lesesofa niederlässt, um in das eine oder andere Werk hineinzuschmökern. In den Regalen reihen sich fein säuberlich die Neuerscheinungen, alte Meister und Schulliteratur aneinander. Dazu zwei hohe Türme mit Büchern zur Durchsicht für das Antiquariat im Keller oder für die Kiste vor dem Geschäft mit Werken zur freien Entnahme. Dieses Erlebnis und Gefühl wird man in keiner online-Buchhandlung finden.
Neuerscheinungen hoch im Kurs
Sehr stark nachgefragt im Buchhandel sind Neuerscheinungen. „Die Zweitverwertung von Büchern in Form von Taschenbüchern spielt für den Buchhandel keine so große Rolle mehr. Hier ist die Anzahl an E-Book-Readern wesentlich höher“, gewährt Malavasi einen Blick hinter die Kulissen. Pro Jahr werden dem Buchhändler einige tausend Neuerscheinungen vorgestellt. Dieser Umfang sprengt natürlich den Rahmen jeder Buchhandlung, weshalb hier eine gut überlegte Vorauswahl präsentiert wird. Auf Bestellung ist aber jedes Buch erhältlich. Der Blick in den seit 2003 bestehenden Online-Shop des Welser Buchhändlers beweist, dass Friedhuber den digitalen Plattformen ebenbürtig ist. Das Argument der kleineren Auswahl gilt, für deutschsprachige Bücher, ebenso wenig wie die Kosten aufgrund der vorgeschriebenen Einheitspreise. „Amazon ist der größte Buchhändler Österreichs. Hier wird jedes dritte Buch gekauft. Würde es die Buchpreisbindung nicht geben wäre das vermutlich das Ende des lokalen Buchhandels“, ist Cordelio Malavasi realistisch.
Aktuelle Themen
Aktuelle Neuerscheinungen befassen sich mit der politischen Lage sowie dem Umwelt- und Klimaschutz. Aber auch systemkritische Bücher stehen hoch im Kurs. „Die gesellschaftspolitische Lage bildet sich im aktuellen Sortiment ab. Die Verlage sind immer ganz nah an den aktuellen Themen dran und reagieren sehr schnell. Manchmal werden Strömungen sogar vorweggenommen“, so Malavasi. Seine erste Buchempfehlung „So viel Müll“ befasst sich mit dem Umweltschutz. Jess French hat das Thema spannend und kindgerecht in anschaulichen Abbildungen aufbereitet. Ein absolutes Must-Have für alle jungen Naturliebhaber und engagierten Umweltschützer, die mit diesem Buch an wichtige Umweltthemen herangeführt werden. Die zweite Empfehlung aus dem Hause Friedhuber ist Mareike Fallwickl, eine junge Autorin aus Hallein. In ihrem Roman „Das Licht ist hier viel heller“ zerrt die Salzburgerin mannigfachen emotionalen und körperlichen Übergriff und alltäglichen Sexismus gegenüber Frauen ins helle Licht. Erlebnisse, die mit #MeToo in das Bewusstsein der Gesellschaft gerückt wurden. „Ich bin Circe“ ist eine weitere Neuerscheinung, die es sich laut Cordelio Malavasi zu lesen lohnt. Die US-Autorin Madeline Miller erzählt von der Zauberin Circe, ihrem Leben mit egozentrischen Eltern und gehässigen Schwestern und wie sie es schafft, sich von ihrer grausamen Herkunftswelt zu distanzieren und zu einer selbständigen, selbstbewussten Frau zu entwickeln.
Krimis im Höhenflug
Kriminalromane, vor allem solche mit Regionalbezug, und Thriller verzeichnen seit Jahren einen Höhenflug und sind ein sehr wesentliches Genre für den Buchhandel. Mit dem Buch „Erebos 2“ empfiehlt Cordelio Malavasi die Fortsetzung des erfolgreichen Jugendthrillers mit Sogwirkung von Ursula Poznanski. Die österreichische Schriftstellerin regt zu Diskussionen über Smartphones, moderne Technologie und die aktuellen, teils erschreckenden Entwicklungen an. Ein Buch, das Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen in seinen Bann zieht.
Neues Leseverhalten
Das Internet hat dem Sachbuch als Quelle für Recherchen ganz klar den Rang abgelaufen und hat viel an Bedeutung eingebüßt. Über die Jahre hat sich laut Cordelio Malavasi auch das Leseverhalten geändert: „Für das Lesen muss man sich Zeit nehmen, sich darauf einlassen. Das geht nicht nebenbei. Möglicherweise ist das der Grund, warum wir in einigen Jahren unser Publikum verlieren. Es sinkt der Stellenwert von Büchern als Geschenk, besonders für Kinder und Jugendliche. Eltern und Großeltern wollen natürlich, dass sich die Beschenkten freuen und passen ihre Geschenke an die Gewohnheiten und Vorlieben der Kinder an.“ Warum das Buch trotzdem noch Erfolg hat? „Wir wollen Geschichten hören von anderen Menschen und ihren Erlebnissen. Wer gut erzählen kann, dem wird zugehört!“, so der Welser Buchhändler.
1. Welser Lese-Flashmob
Als Auftaktveranstaltung zu Österreichs größtem Literaturfestival "Österreich liest!" lädt die Welser Stadtschreiberin Marlen Schachinger zum ersten Welser Lese-Flashmob ein. „Zeigen wir allen Menschen in unserer Stadt, dass uns Lesen und Bildung wichtig sind!“, lädt die österreichische Autorin und Literaturwissenschaftlerin alle Welser ein, sich am 14. Oktober ein Buch zu schnappen und in der Bäckergasse (Fuzo) ab 12.30 Uhr eine halbe Stunde gemeinsam schweigend zu lesen. „Lesen entspannt, bildet, unterhält. Lesen baut Stress ab, der Herzschlag verlangsamt sich. Lesen erweitert den Wortschatz, fördert die emotionale Intelligenz und hält den Geist fit und beugt sogar Demenz vor“, bricht Schachinger eine Lanze für das Lesen. An spannender Literatur zu aktuellen Themen für jedes Alter mangelt es nicht, wie das Sortiment und die Neuempfehlungen der Bücherei Friedhuber zeigen.
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