Integration: Vielzahl neuer Projekte geplant

Gespannt blickt Bürgermeister Peter Koits (2.v.l.) auf die Zahlen des Integrationsberichts. | Foto: Stadt Wels
  • Gespannt blickt Bürgermeister Peter Koits (2.v.l.) auf die Zahlen des Integrationsberichts.
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Vergangene Woche präsentierte die Stadt Zahlen und Fakten zum Thema Integration. Wenig überraschend haben SP-Bürgermeister Peter Koits und FP-Stadtrat Andreas Rabl unterschiedliche Ansichten über den Erfolg und die Effizienz des Integrations-Maßnahmenkatalogs der Stadt Wels. Dieser wurde 2010 überarbeitet und soll eine Basis für ein friedliches Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft in Wels bilden. Während Koits Fortschritte und Erfolge ortet, findet Rabl, dass die Maßnahmen keine spürbare Verbesserung im Bereich der Integration gebracht haben. "Die Integrationsunwilligen werden mit den bisherigen Maßnahmen nicht erreicht. Ein eigenes Integrationsreferat, ähnlich wie im Bund, könnte aufgrund einer Bündelung der Kompetenzen Abhilfe schaffen. Darüber hinaus müssten die für Integration bereitgestellten Mittel aufgestockt werden, um die Sprachkursangebote erheblich zu erweitern. Die Integrationsvereine sind dabei als Bindeglied zu den Migranten besonders wichtig“, so Rabl.
Koits: "Mit den Migrantenvereinen besteht eine sehr enge Zusammenarbeit. 2009 haben sie eine Deklaration unterschrieben. Diese verpflichtet sie zur Zusammenarbeit und Kooperation mit der Stadt. Dies führt nicht nur zu einem regelmäßigen Informationsaustausch, sondern zur aktiven Teilnahme und Mitorganisation bei Veranstaltungen oder zur Organisation von Deutschkursen."

Zusammenarbeit mit Vereinen
Mit den Migrantinnen- und Migrantenvereinen in der Stadt besteht insbesondere seit der Deklaration „Wir sagen Ja zu Wels“ eine sehr enge Zusammenarbeit. Der Text wurde 2009 gemeinsam erstellt und von den damaligen elf Vereinen unterschrieben. Diese verpflichten sich darin zur Zusammenarbeit und Kooperation mit der Stadt und bekennen sich dazu, in ihrem Einflussbereich die vereinbarten Ziele gemeinsam mit den Mitgliedern umzusetzen. Dies führt nicht nur zu einem regelmäßigen Informationsaustausch zwischen Stadt und Vereinen, sondern etwa auch zur aktiven Teilnahme und Mitorganisation bei Veranstaltungen (z.B. 1. Tag der Welser Kultur, Fest der Kulturen, Maibaumaufstellen und Slacklinefest in der Noitzmühle etc.) oder zur Organisation von Deutschkursen.

Alle Vereine veranstalten zudem zumindest einmal jährlich einen Tag der offenen Tür. Ein besonderes Projekt stellt die Zusammenführung der Exekutive (Projekt COP) und ehrenamtlicher Organisationen mit den Migrantinnen- und Migrantenvereinen dar. Die Freiwillige Feuerwehr Wels durfte in diesem Zusammenhang bereits einige neue Mitglieder begrüßen, als nächster Schritt ist eine verstärkte Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz vorgesehen. Besonders vorbildhaft ist die Arbeit des Bosnisch-Österreichischen Kulturzentrums: Dieses hat 2012 und 2013 aktiv an der Sanierung des Ledererturms als Welser Wahrzeichen mitgewirkt. Das Motto des Vereines lautet: „Der Ledererturm ist auch unser Wahrzeichen.“

Allgemeines
Ein wichtiger Stellenwert in der Integrationsarbeit kommt den Kindern zu. Diese müssen von Beginn an gefördert werden, nur dann können sie ihre Aufgaben in der Gesellschaft erfüllen. Die deutsche Sprache ist die Schlüsselqualifikation für Zusammenleben, Arbeitsleben und funktionierende Integration und hat daher im Maßnahmenkatalog besondere Bedeutung. Aber um gerade neu zuwandernden Menschen einen besseren Start im Verstehen der neuen Heimat zu erleichtern, können mehrsprachige Angebote Unterstützung bieten. Seit dem Jahr 2011 erhält die Stadt schließlich Förderungen aus dem Europäischen Integrationsfonds (EIF). Dies bedingt allerdings einen großen organisatorischen Aufwand und das Einhalten strenger Förderkriterien. Derzeit laufen zwei große EIF-geförderte Projekte: „Willkommen in Wels“ und „Verschiedene Herkunft – gemeinsame Zukunft, Miteinander leben in Wels“.

Maßnahmen der Stadt
Projekt „Willkommen in Wels“: Dieses richtet sich seit 2012 an Menschen, die neu nach Österreich zuwandern. Das Angebot soll wertvolle Informationen zu den Themen Zusammenleben, Job, Wohnen, Gesundheit, Freizeit, Schule, Bildung, Recht und vor allem die informellen Spielregeln der Aufnahmegesellschaft weiter geben. Das Angebot umfasst Basisberatung (2012: 26 Personen mit 85 Stunden, erstes Halbjahr 2013: 38 Personen mit 79 Stunden), Orientierungskurs (2012: 43 Personen, erstes Halbjahr 2013: 20, ein weiterer Durchgang mit zwölf Personen läuft) und seit 2013 zusätzlich Deutschkurse. Bisher haben elf Personen einen absolviert, zwei weitere mit je 13 Teilnehmer/-innen laufen gerade.

Projekt „Verschiedene Herkunft – gemeinsame Zukunft, Miteinander leben in Wels“: Dieses besteht aus vielen Teilprojekten und wird vorwiegend in der Otto-Loewi-Siedlung und in der Noitzmühle umgesetzt. Dazu gehören etwa die wöchentlichen pädagogischen Angebote für Kinder, Frauentreffs, Frauen im Dialog, Großveranstaltungen wie das Maibaumsetzen, Aktivitäten des AktivTEAMs, Halloween-Basteln etc. Nachstehend einige Beispiele:

Wortschatzerweiterung im Budokan: An dieser anderen Art eines Deutschkurses im Zentrum für fernöstliche Kampfkünste nahmen 2012 und 2013 je sieben Kinder teil.
Müllvermeidung (Noitzmühle): Pilotprojekt im Haus Traunaustraße 2 zur richtigen Trennung von Hausmüll beziehungsweise dessen Vermeidung, 2013 eingeführt.
Lernbegleitung (Noitzmühle): Die Lernbegleiterinnen helfen bei den Hausaufgaben und üben für Tests und Ansagen. 2013 eingeführt, derzeit von 13 Kindern genutzt.
Miteinander lesen (Noitzmühle): Lesementor/-innen treffen sich ein Mal pro Woche eine Stunde mit ihrem Schützling, um in dieser Zeit dessen Lesefähigkeiten zu stärken. 2011 fanden 27 Treffen mit insgesamt 39 Teilnehmer/-innen statt, 2012 34 Treffen mit 28 Personen und im ersten Halbjahr 2013 24 Treffen mit 32 Personen.
Schulstartwochen (Noitzmühle): Buntes Programm mit Lesen, Schreiben, Rechnen, aber auch Basteln und Spielen in den beiden letzten Sommerferienwochen. 2013 eingeführt, 20 Kinder haben das Angebot angenommen.

Weitere Projekte
MammaMia: Dieses Suchtpräventionsprojekt dient zur Stärkung von Müttern in Erziehungsfragen und besteht aus Treffen mit geschulten Moderatorinnen mit Migrationshintergrund. 2011: Zwölf Moderatorinnen und 36 Treffen mit 229 Müttern, 2012: Sieben Moderatorinnen, 27 Treffen, 138 Frauen. 2013 läuft die Suche noch.
Plakatserie zum Thema Respekt und Toleranz: Als Sujets fungieren die Welser Sportlerinnen und Sportler Sabrina Filzmoser (Judo), Davor Lamesic (Basketball) und Ivona Dadic (Leichtathletik).
Folder zum Hausärztesystem: Dieser wurde in Zusammenarbeit mit dem Klinikum Wels-Grieskirchen erstellt und erklärt das (nicht in allen Ländern gebräuchliche) Hausärztesystem in Österreich auf einfache Weise.

Städtischen Kinderbetreuungseinrichtungen:
Projekt Sprachbrücke: Dieses 2013 gestartete Projekt trägt der Tatsache Rechnung, dass eine kontinuierliche Sprachförderung schon mit Eintritt in den Kindergarten beziehungsweise der Krabbelstube zu beginnen hat und alle Kinder erreichen muss. Die spezifische Sprachförderung soll nicht abrupt mit dem Schuleintritt enden, sondern unbedingt in den Welser Schülerhorten weitergeführt werden. Wichtiger Bestandteil ist eine umfassende Kooperation mit den Eltern.
Muttersprachliche Stützkräfte: Seit 2009 in den Sprachen türkisch, albanisch und bosnisch-serbisch-kroatisch in den Welser Kindergärten im Einsatz.
Erziehungs- und Bildungspartnerschaft mit den Eltern: Unter anderem mit dem Ziel, dass Förderangebote zu Hause aufgegriffen und vertieft werden.
Interkulturelle Elterncafes, Feste und Veranstaltungen: Monatlich bis vierteljährlich in Kindergärten mit hohem Migrantinnen- und Migrantenanteil.
Sprachstandsfeststellung und Dokumentation der Sprachentwicklung: Mittels standardisierter Fragebögen mit allen Vier- und Fünfjährigen in den Welser Kindergärten.
Schulvorbereitung mithilfe des Computerprogramms „Schlaumäuse“: Dieses dient zur Vertiefung der sprachlichen Fähigkeiten sowie zur Vorbereitung für die Schule.
Bildungspartnerschaft mit Volksschulen: Zwischen den einzelnen Kindergärten und deren Sprengelschulen herrscht eine gut eingeführte Kommunikationskultur.
Leseprojekt Buchzeit – „Auf die Bücher fertig los“: Volksschulkinder lesen als „Lesepaten“ den Kindergartenkindern vor. Weiters gemeinsames Spielen, Feiern etc.
Büchereibesuche und reichhaltige Bibliotheken: Dies soll in den Kindergärten und Horten die Lust am Lesen und Vorlesen wecken und verstärken.

Maßnahmen der Partnerorganisationen
BFI – Regionalstelle Wels: Das BFI ist wichtiger Kooperationspartner bei der Durchführung von Deutschkursen und bei „Willkommen in Wels“. Darüber hinaus umfasst das Angebot Qualifizierung in vielen Berufssparten sowie neue spezielle Angebote zur Berufsreifeprüfung mit Beratung und individueller Lernbegleitung, Hauptschulexternistenlehrgänge, eine Fachwerkstatt für Regalbetreuung und Lagerlogistik für Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte sowie fachspezifisches Sprachtraining für Drittstaatsangehörige mit Zugang zum Arbeitsmarkt. Eine besondere Rolle nimmt die Produktionsschule in der Lichteneggerstraße 101 ein: Sie bietet für bis zu 52 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von bis zu 25 Jahren, die aus verschiedenen Gründen im regulären (Aus)bildungssystem oder regulären Arbeitsmarkt nicht unterkommen, ein wichtiges Integrationsangebot. Ausbildungsbereiche: Holzwerkstätte, Handel und Verkauf, Lager/Logistik, EDV und Verwaltung, Metall- und Fahrradwerkstätte, Gastronomie.

Volkshilfe Oberösterreich – Integrationsbüro Wels: Einen der Schwerpunkte der Arbeit stellt die Lern- und Hausaufgabenförderung im Großteil der Welser Pflichtschulen dar. In Schulen und Bildungseinrichtungen in der Stadt gibt es darüber hinaus Workshops z.B. zu den Themen Heimat und Identität, Rassismus im Alltag oder Globalisierung (2011: 79, 2012: 120, 2013: 60 bisher). Wichtig ist schließlich die Konfliktschlichtung und Mediationsangebote im Wohnumfeld („Zusammen leben – Wohnen im Dialog“). Das Projekt hat seinen Kernbereich in vorbeugenden Maßnahmen (beispielsweise Angeboten zur Begegnung wie den Nachbarschaftsgarten), Gemeinwesenarbeit und Konfliktbearbeitung (z.B. Organisation von Mieterversammlungen, Konfliktbearbeitung und Mediation). Die Wohngebiete sind auf die Mitarbeiterinnen aufgeteilt, sodass zu bestimmten Zeiten eine Ansprechpartnerin vor Ort ist und den Menschen direkt zur Verfügung steht. 2011 waren insgesamt 56 und 2012 insgesamt 37 Konfliktfälle zu vermelden.

Familienbund Oberösterreich – Integrationsstelle Dialog: Diese ist Ansprechstelle für schulische Belange sowie Beratung/Vermittlung in Schulkonflikten in deutscher, türkischer, bosnischer/kroatischer/serbischer (BKS) und albanischer Sprache. Die Mitarbeiterinnen sind in mehreren Welser Pflichtschulen schwerpunktmäßig tätig. Zu den Aufgaben zählen unter anderem der regelmäßige Kontakt mit Lehrer/-innen, Direktor/-innen, Schüler/-innen und Eltern, Anwesenheit bei Elternabenden, Elternsprechtagen und Schulveranstaltungen, Durchführung von Elterncafés, telefonische Beratung zu Schulthemen, Information über Rechte und Pflichten im Schulsystem und Hilfestellung bei sprachlichen Barrieren. Die Beratungskontakte und -fälle sind von 2011 595 (nur türkisch) auf 2012 1500 (zusätzlich BKS und albanisch) angestiegen, im ersten Halbjahr 2013 lag diese Zahl bei rund 750.

Ausblick
Die Angebote und Maßnahmen sollen 2014 jedenfalls einen weiteren Ausbau erleben. Die beiden Großprojekte „Willkommen in Wels“ und „Verschiedene Herkunft – gemeinsame Zukunft, Miteinander leben in Wels“ wurden beim EIF zur Weiterführung eingereicht, die Zu- oder Absage sollte noch im Spätherbst erfolgen. Nachstehend die weiteren Pläne:
Verstärkte Kooperation mit der Welser Wirtschaft hinsichtlich Zusammenleben
Konzept einer „Einzugsbegleitung“ in der Noitzmühle gemeinsam mit der Welser Heimstätte und der Volkshilfe
Fortführung der Lernbegleitung in der Noitzmühle sowie der Schulstartwochen samt Ergänzung mit einem Angebot während der Semester- und Osterferien
Ausweitung der aufsuchenden Spielplatzbetreuung im Sommer in der Noitzmühle
Ausdehnung der erfolgreich in der Noitzmühle und Otto-Loewi-Siedlung laufenden pädagogischen Angebote auf die Pernau (Ingeborg-Bachmann-Siedlung)
Ausbau der Zusammenarbeit zum Thema Schule mit den Migrantinnen- und Migrantenvereinen (z.B. zusätzlicher Deutschkurs für neu zugezogene Kinder)
Reaktivierung der Arbeitskreise und erneute Evaluierung des Maßnahmenkataloges
Neuauflage der Deklaration „Wir sagen Ja zu Wels“ mit zusätzlichen Vereinen sowie konkreteren Zielen und Maßnahmen

Daten und Fakten
In Wels leben insgesamt rund 12.800 Ausländerinnen und Ausländer (also ohne österreichische Staatsbürgerschaft) aus insgesamt 100 Nationen.
Mehr als ein Drittel der in Wels lebenden Ausländerinnen und Ausländer stammt aus dem EU/EWR-Raum (die Schweiz mit eingeschlossen).
Die restlichen knapp zwei Drittel oder rund 8000 Menschen („Drittstaatsangehörige“) haben einen Anteil an der Gesamtbevölkerung von rund 13 Prozent.
Der Anteil der Ausländerinnen und Ausländer an der Welser Gesamtbevölkerung (63.400 Menschen) beträgt also rund 20 Prozent.
Davon zu unterscheiden ist der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund. Dieser umfasst auch Menschen mit österreichischer Staatsbürgerschaft und liegt in der Stadt Wels bei rund 30 Prozent.
Die in Wels größte Migrantinnen- und Migrantengruppe kommt aus Ex-Jugoslawien (mehr als 6600 Menschen mit nichtösterreichischer Staatsbürgerschaft).
Viele der Personen, die keine österreichische Staatsbürgerschaft haben, haben einen langfristigen und damit gesicherten Aufenthaltstitel.

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