Trainer fordern härteres Vorgehen gegen ESV Wels
Nach 0:13 spricht sogar der Gegner von Wettbewerbsverzerrung. Trainer wollen an Verband herantreten.
WELS. Nachdem das erste Rückrundenspiel des ESV Wels Fußball, zuhause gegen Union Steinerkirchen, aufgrund der schlechten Witterungsbedingungen verschoben und das zweite, auswärts gegen den SV Hohenzell, aufgrund von noch nicht bestätigten Morddrohungen gegen ESV-Spieler abgesagt wurde, traten die Welser beim dritten Spiel an. Bei der Union Meggenhofen setzte es jedoch eine 0:13-Schlappe. 13 Spieler konnte der ESV für dieses Spiel motivieren. Spiel der Reserveteams fand hingegen keines statt. Innerhalb der 1. Klasse Mitte-West werden Stimmen laut, wonach es sich bei solchen Ergebnissen um Wettbewerbsverzerrung handle. So sieht das sogar der Trainer der Meggenhofener, der Stadlinger Mario Rak. "Wenn Hohenzell womöglich nur einen strafverifizierten 3:0-Sieg bekommt und wir ein 13:0, ist das unsportlich. Das war fast wie eine Wirtshaustruppe. Sportlich wäre es, wenn die Welser mit einem Punkteabzug zurückgereiht werden, wenn man sie schon nicht aus der Wertung nehmen kann. Dann spielen sie zwar, steigen aber trotzdem ab." Nach starker Hinrunde liegt der ESV immer noch auf Rang zwei. Es sei schwierig, sich auf ein Spiel einzustellen, das vielleicht stattfindet und vielleicht nicht.
Ruhig und diszipliniert
ESV-Obmann Jürgen Huber habe wie schon vor dem Spiel gegen Steinerkirchen um ein Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit angesucht, da er Ausschreitungen befürchtet hätte. Das Spiel verlief laut Rak jedoch ruhig und diszipliniert. Gerald Dickinger-Neuwirth, Trainer des Tabellenschlusslichts SK Lambach, möchte gemeinsam mit anderen Trainern der Liga auf den Fußballverband zugehen, um für eine härtere Gangart gegenüber dem ESV einzustehen. "Das ist Wettbewerbsverzerrung und zieht den Fußball in ein negatives Eck. Es sagt jeder Trainer das Gleiche. Man bereitet alles für ein Spiel vor und wird dann nicht informiert, ob und wie es stattfindet." Dabei geht es nicht nur um die 1. Klasse Mitte-West und deren Reserve, sondern auch um die Jugendteams. Jene des ESV trainieren, da die Eltern der Kinder und Jugendlichen mit dem Fußball-Vorstand im Clinch liegen, seit einigen Wochen beim ehemaligen ESV-Mutterverein. Die Teilnahme des ESV Fußball an den Jugendmeisterschaften scheint in der Rückrunde daher ausgeschlossen, jedes Nichtantreten hat eine Geldstrafe zur Folge. Dickinger-Neuwirth betreut weiters die Jugendteams des FC Wels. Viele Spieler des ESV beziehungsweise deren Eltern hätten bei ihm schon um Aufnahme angefragt.
SPG ESV/Blaue Elf Wels?
Dazu müssten Jürgen Huber und Co. jedoch die Spielerpässe hergeben. Um den Jugendspielern in der kommenden Saison wieder das Mitwirken am Wettbewerb zu ermöglichen, peilen sowohl die Stadt Wels als auch der ehemalige Mutterverein des ESV-Fußballklubs, der ESV Wels, unter Obmann Heinrich Göttlinger eine Kooperation mit der Blauen Elf Wels an. Göttlinger würde eine Spielgemeinschaft bevorzugen, da in dieser die Namen beider Vereine bestehen blieben. Vorher müsste sein ESV ein Fußballverein werden, dieser Vorgang sei im Laufen. Die dafür notwendigen Jugendteams könne er ohnehin bereits stellen, auch genügend Erwachsene brächte er laut eigener Aussage zusammen.
Sanierung für Spielgemeinschaft
Die Stadt würde eine Zusammenarbeit laut Sportreferent Gerhard Kroiß mit einer Sanierung der ESV-Anlage goutieren. Die Blaue Elf würde ihren Platz im Stadtzentrum verlassen. "Über kurz oder lang lenkt Huber vielleicht ja doch irgendwann ein und gibt die Kinder frei", hofft Kroiß. Raphael Koch, Geschäftsführer des Oberösterreichischen Fußballverbands, kann die Meinung der Ligatrainer zwar nachvollziehen, sieht den Handlungsspielraum des Verbandes aber eingeschränkt. Am 12. April findet eine sportgerichtliche Verhandlung statt, in der alle Agenden des ESV Fußball (Morddrohungen, Nichtantreten der Reserve und Jugend) behandelt werden. Bei dreimaligem Nichtantreten in der Rückrunde könne ein Ausschluss aus dem jeweiligen Bewerb – jene der Reserve und Jugend wirken sich dabei nicht auf die Kampfmannschaft aus – diskutiert werden. Punkteabzüge während der Saison seien sportrechtlich nicht vorgesehen.
"Spieler sind eingeschüchtert"
Sollte der ESV also genügend Spiele in der Rückrunde absolvieren, nicht mehr auf einen Abstiegsplatz rutschen und für die neue Saison genügend Spieler für Kampfmannschaft und Reserve nennen, könne der Fußballverein auch in der nächsten Saison in der 1. Klasse spielen. "Sie sind gefordert, wieder die Pflichtmannschaften zu nennen. Bei der Jugend können sie aber eine Pönale zahlen, wenn sie keine stellen", sagt Koch. Am kommenden Sonntag, 16.30 Uhr, steht für den ESV ein Heimspiel gegen ASV Niederthalheim am Plan. Laut ESV Fußball-Obmann-Stellvertreter und -Rechtsanwalt Walter Rinner findet das Spiel am ESV-Platz statt, auch Jürgen Huber bekräftigt das. Die geringe Spieleranzahl beim Match gegen Meggenhofen führt Rinner auf erneute Morddrohungen gegen ESV-Spieler zurück. "Es gibt mehrere Verdächtige. Die Staatsanwaltschaft ermittelt." Bis es zu einem Ergebnis kommt, müsse man "durchbeißen. Die Spieler sind so eingeschüchtert, dass sie nicht einmal aussagen wollen."
"Sollen nicht jammern!"
Die Kritik der anderen Liga-Trainer, der ESV sorge für Wettbewerbsverzerrungen, kann Rinner nicht nachvollziehen. "Die sollen nicht jammern, sondern froh sein, wenn sie gewinnen. Das wird sich schon noch ändern. Wir werden uns neu aufstellen." Auf die mögliche Spielgemeinschaft zwischen "ESV Wels Göttlinger" und der Blauen Elf Wels angesprochen, stellt Huber nicht in Aussicht, die Spielerpässe der Jugendlichen herzugeben: "Den Wettbewerb hätten sie bei uns auch. Das hätte ja weitreichende Folgen. Es würde heißen, dass jede Mannschaft durch Streik den Verein wechseln kann. Ich sehe das als vereinspolitisches Problem." Er habe dem ehemaligen Mutterverein einen Vergleichsvorschlag gemacht, nach dem die Jugendlichen weiterhin unter ESV-Fußball-Lizenz Meisterschaft spielen können, sofern Göttlinger die Kosten übernimmt. Der Vorschlag sei jedoch abgelehnt worden. Ebenso wie das Ansuchen des kommenden Gegners der U12 und U14, Union Gunskirchen, die Spiele regulär durchzuführen. "Wir haben diese Erlaubnis bereitwillig erteilt", meint Huber. Göttlinger erklärt, den Vergleichsvorschlag nie bekommen zu haben. "Er hat es nur dem Verband und der Stadt geschickt. Die Eltern haben es abgelehnt. Und warum sollten wir es zahlen, wenn er sich dann mit fremden Federn schmückt?"
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