Denkmalschutz in der Friedrichstraße
Altes Haus mit neuer Farbe
Das Kleine Haus der Kunst vis-à-vis der Secession wurde weiß angemalt. Das sorgt nun für Aufregung.
WIEN/INNERE STADT/WIEDEN. "404 – Don’t ask why" heißt ein nach einem Internet-Fehlercode benanntes Restaurant, das seit Mai im Kleinen Haus der Kunst, dem ehemaligen Novomatic Forum in der Friedrichstraße 7 vis-à-vis der Secession, besteht.
"Don’t ask why“ – also "Frag nicht, warum" – könnte man sich auch beim neuen Hauseigentümer, der LNR Development GmbH, gedacht haben, als man die Fassade weiß anstreichen ließ. "Das Gebäude im Art-déco-Stil wurde 1922 von den Otto-Wagner-Schülern Hermann Aichinger und Heinrich Schmid jedoch in den Farben Rot und Weiß errichtet und ist denkmalgeschützt", weiß Markus Landerer von der Initiative Denkmalschutz. Das ließ nun beim Bundesdenkmalamt eine Fehlermeldung aufpoppen, um beim Namen des Restaurants zu bleiben. "Die Zweifarbigkeit der Fassade war baukünstlerisch beabsichtigt und ist ein bestimmendes Charakteristikum der Architektur dieses Gebäudes", weiß Stefan Gron vom Bundesdenkmalamt.
Der Hauseigentümer sieht das anders: "Ein vom Bundesdenkmalamt bestellter Sachverständiger hat festgestellt, dass die alte Fassade nicht mehr dem Originalzustand entsprach, weil sie im Laufe der Jahre mehrfach mit Silikatfarbe übermalt worden ist", so Lukas Neugebauer von der LNR Development GmbH. "Darum hatte die Fassade keinen schützenswerten Charakter mehr."
"Denkmalschutz besteht"
Das Bundesdenkmalamt kontert: "Bei der letzten Instandsetzung 2008 wurde die Zweifarbigkeit genau nachgestellt", so Gron. "Damit entsprach die Fassade dem originalen Erscheinungsbild aus den 1920er-Jahren." Das Bundesdenkmalamt hat nun ein Feststellungsverfahren zum Denkmalschutz eingeleitet und behält sich nach dessen Abschluss rechtliche Schritte vor.
Neugebauer sieht dem mit Gelassenheit entgegen: "Wir haben für das Kleine Haus der Kunst eine Farbe gewählt, die sich einerseits in das Gesamtensemble gegenüber der Secession einfügt und andererseits Raum für die spätere künstlerische Nutzung im Rahmen des Museumsbetriebs lässt." Falls das Feststellungsverfahren negativ ausgehen sollte, könne man "die zweifarbige Fassade jedoch jederzeit wiederherstellen", so Neugebauer.
Tritt man vom Kleinen Haus der Kunst hinaus auf den Gehsteig, fällt sofort der Schriftzug "Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit." oberhalb des Portals der Secession ins Auge. Ob der Hauseigentümer die Freiheit bei der Wahl der Fassadenfarbe zu weit gefasst hat, wird das Feststellungsverfahren zeigen. Die bz wird weiter darüber berichten.
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