Generationenhaus statt Sarg
![Neues Leben möchten Susanne Reichard und Isabella Leeb in den Sitz der Bestattung Wien bringen. | Foto: Wolff](https://media04.meinbezirk.at/article/2010/10/12/2/8264882_L.jpg?1553600053)
- Neues Leben möchten Susanne Reichard und Isabella Leeb in den Sitz der Bestattung Wien bringen.
- Foto: Wolff
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VP fordert ein sinnvolles Konzept für die Bestattung Wien statt „Verschacherung“
Die meisten Wiener kennen die Bestattung Wien vom „Probeliegen“ in der Langen Nacht der Museen. Wenn sie demnächst zum Zentralfriedhof verlagert wird, möchten BV Susanne Reichard und Stadträtin Isabella Leeb das Haus zu einem Platz zum Leben für Jung und Alt machen.
(wolff). Seit über 100 Jahren besteht nun bereits die Bestattung Wien, seit Beginn hat sie rund zwei Millionen Beerdigungen durchgeführt. Vom kleinen Familienbegräbnis bis hin zu den großen Staatsbegräbnissen.
Der Hauptsitz befindet sich seitdem in der Goldeggasse 19, einem vierstöckigen Bau mit einem imposanten Eingangstor, durch das früher die prächtigen Trauerkutschen in den riesigen Innenhof fuhren. Heute sind es profane Leichenwägen, die in den ehemaligen Pferdestallungen parken.
Es ist beschlossene Sache, dass die Zentrale der Bestattung Wien zum Zentralfriedhof übersiedelt – Ende 2012 wird alles über die Bühne gegangen sein – und es stellt sich die Frage, was mit dem riesigen Areal mitten in der besten Gegend geschehen soll.
„Stadt Wien ist fantasielos!“
Die Stadt Wien habe „keinen Plan“, wie Bezirksvorsteherin Susanne Reichard und Stadträtin Isabella Leeb unisono meinen. Man sei dort „fantasielos“ und habe das Objekt „zur Probe“ einem Immobilienverwerter angediehen.
Das geschichtsträchtige Haus wird eventuell „verschachert“, abgerissen oder zu für die alteingessenen Wiedner unerschwinglichen Luxuswohnungen adaptiert. Auch ein Bürogebäude oder Hotel – in unmittelbarer Nähe zur City und zum Belvedere eine der besten Lagen in unserer Stadt – ist denkbar. „Auf jeden Fall wird es um eine Maximierung des Profits gehen, der Bezirk wird nicht gefragt“, so BV Reichard.
VP fordert Platz für Jung und Alt
Reichard und Leeb haben aber eine viel bessere Idee: In Wieden mangelt es an Platz für Kindergärten, Seniorenhäuser und erschwingliche Wohnungen für Jungfamilien. Sie möchten an Stelle der Bestattung einen Platz zum Leben für Jung und Alt schaffen! Ein generationsübergreifendes Haus, wo Wiedner jeden Alters zusammen wohnen, sich treffen und auch gegenseitig helfen können. Wie oft wird beispielsweise eine „Leihoma“ zur Betreuung der Kleinen gesucht ?
Im Generationenhaus wäre es ein Leichtes, die Oma wohnt gleich nebenan, spielt mit den Kindern und die Eltern können ihrer Arbeit nachgehen. Die älteren Mitbewohner könnten sich treffen, ohne in den nächsten Seniorentreff fahren zu müssen. Die Jugend müsste sich nicht auf der Straße oder in einem Park zusammenfinden. Sie hätten Platz zum Musik machen oder auch nur Chillen. Sogar ein Indoor-Spielplatz, Mangelware in Wien, ist denkbar!
Deutschland macht es vor
Utopie? Nein! Es gibt so etwas bereits, allerdings in unserem Nachbarland Deutschland. Die dortige Ex-Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen hat ein Aktionsprogramm für sogenannte „Mehrgenerationenhäuser“ ins Leben gerufen, mittlerweile gibt es dort bereits rund 500 solcher Häuser. Mit nur positiven Erfahrungen, wie man hört: „Vielleicht sogar besser als die Großfamilie“. „Mehrgenerationenhäuser können die Trennung zwischen den
Generationen aufheben“ und vor allem „Wir brauchen wieder generationenübergreifende Beziehungen. Das sollte doch auch für Wien gelten, und möglich sein“, finden Susanne Reichard und Isabella Leeb und fordern daher die Stadt auf, nicht den leichtesten Weg zu gehen, sondern sich Gedanken über eine sinnvolle Nutzung der dann ehemaligen Bestattung Wien zu machen.
„Zum Wohle des Bezirks und natürlich seiner Einwohner, und vielleicht als gutes Beispiel für ganz Wien überhaupt“, fasst Bezirkschefin Susanne Reichard ihren Wunsch konkret in Worte.
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