Fortsetzung von 1., 2. und 3. Adventsonntag
4. Adventsonntag
„slow down“
„slow down“ hat nichts mit einer verschneiten Stadt zu tun und auch nichts mit dem englischem Lord und Ex-Ehemann von Prinzessin Margret, oder dergleichen.
„slow down“ ist neudeutsch und bedeutet so was wie , langsam, runterschalten, entschleunigen, besinnen, Einkehr halten (die andere Einkehr), abschalten, oder auch einfach „stüh´ sein“.
Vierter Adventsonntag, wann, wenn nicht jetzt.
Ein Problem. Wie macht man das? Wo befindet sich der Schalter mit „Aus“? Und was soll ich ausschalten? Das Leben steht nicht still, der Weihnachtsurlaub beginnt erst in einer Woche.
Der Installateur kann auch nicht dem Kunden mit der Heizung, die ausgefallenen ist, sagen:“ Bleib cool christlicher Bruder, wir verinnerlichen uns mal, die Krippe hatte auch keine Heizung, sehe deinen Heizungsdefekt als so eine Art Krippenspiel“. Das funktioniert so nicht, Kunden können da sehr uneinsichtig und stur werden.
Also behilft man sich mit einer „Parallelwelt“, die zur gleichen Zeit funktioniert wie die „Normalwelt“. Parallel eben. Man geht in die Arbeit und kommt am Abend zurück. Gleichzeitig überlegt man sich, warum die Gewerkschaft keinen „Dezember-Anschissverbot- Monat“ durchgesetzt hat. Auch die sogenannte „Christliche Gewerkschaft“ bleibt stumm.
In diesen Parallelwelten-Wochen erlebt man interessante Bilder. Zum Beispiel früh morgens im Zug nach Wien. Der Körper bewegt sich, durch Gewohnheit trainiert, unabhängig von Geist und Seele, Richtung Bahnsteig – Sitzplatz – Öffis - Arbeitsplatz. Die Seele schläft noch im Bett, das noch diese Restwärme besitzt, die so tröstend und heimelig sein kann, wenn die Möglichkeit besteht nach dem Frühstück nochmal reinkriechen zu können. Flitterwochen sollen so eine Zeit sein, in der man das genießen kann. Viele vergessen das Gefühl, oder besser gesagt, man gönnt sich dieses Erlebnis nicht mehr und vergessen es deshalb. Ich muss gestehen, ich liebe „vermuffeltes“ Bettzeug. Ich nenn es „Nasenkino“ - Gerüche sind Bilder im Kopf. Zugfahrer kennen das auch bestens.
Aber um zurückzukommen. In dieser Zeit, der im Transport befindlichen Körperteile hat man Zeit.
Die Weihnachtsstimmungswelt kommt schärfer zum Vorschein. Man sieht Lichter, hört Musik, denkt an Weihnachtsfeiern, Glühwein, Glückwünsche, hat im Unterbewusstsein ein Bild, wie man sich den heiligen Abend wünscht. Nicht bei allen geht dieser Wunsch in Erfüllung. Warum? Es herrscht Hochspannung bei jedem einzelnen. Eine Tretmine kann man umgehen oder sichern, aber wenn jeder knapp vor der Explosion steht, bedarf es eines „Nichts“ um sie auszulösen.
Die Lösung für alles im Leben ist einfach aber wirkungsvoll. Weniger ist mehr.
Nun verblasst die Parallelwelt, da wir in der Arbeitswelt angekommen sind. Die Seele ist auch schon angekommen, der Geist lässt sich wieder mal Zeit und kommt später, oder auch gar nicht an diesem Tag, da man Weihnachtsfeiern nicht mehr so schnell absorbieren kann wie früher.
In der Real- Welt angekommen erinnert man sich an den count down bis zum 24. und was noch alles zu besorgen ist.
Und genau zu diesem Zeitpunkt, feierliche Musik im Radio und eine sexy Frauenstimme sagt: „ Hallo Ihr Lieben, es ist Weihnachtszeit, slow down, und genießt die Zeit bis Heilig Abend.
Einfach „stüh sein“ erzeugt Stress, irgendwas läuft da schräg.
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