Lona Murowatz - ein starke Frau ist 95
WIENER NEUSTADT. (kre.) Am 11. November 1918, unterzeichneten die Entente-Mächte und Deutschland einen Waffenstillstand und beendeten damit den Ersten Weltkrieg. Am selben Tag enthob Kaiser Karl I. die letzte kaiserliche Regierung ihres Amtes. Einen Tag später wurde die “Republik Deutsch-Österreich” in Wien ausgerufen.
Nur wenige Monate später, am 8. Februar 1919 wurde Lona Murowatz in Filzmoos (Oststeiermark) als lediges Kind einer Dienstmagd geboren. Als ihre Mutter ein Jahr nach ihrer Geburt starb, wurde sie vom Ehepaar Theresia und Franz König adoptiert. Erst in der Volkschule erfuhr sie von ihrer Adoption. Mit 13 Jahren übersiedelte Lona mit ihrer Familie nach Krems und in der 6. Klasse Realgymnasium folgte der Umzug nach Wiener Neustadt. „Meine Kindheit verlief sehr harmonisch, meine Eltern, Vater war Eisenbahner, schenkten mir viel Liebe, ermöglichten mir auch privaten Englisch- und Zitherunterricht,“ blickt die Jubilarin zurück. Mit 19 Jahren heiratete sie Erich Schindel und 1938 kam Sohn Erich zur Welt. Die Familie baute in der Kaisersteingasse ein Wohnhaus. Im Februar 1941 musste ihr Mann einrücken und fiel am 23. November 1941 36 km vor Moskau. 1943 wurde das Haus durch einen Bombentreffer schwer beschädigt.
Politische Karriere
Nach dem Krieg fand Lona Murowatz Arbeit in der Volksbuchhandlung im Rathausgebäude. Durch Mitarbeit bei den Kinderfreunden kam sie 1947 in die Politik wo sie in der Sektion 12 als Funktionärin begann. 1960 wurde sie in den Gemeinderat gewählt. 1965 kam sie als Stadträtin für Kultur in den Stadtsenat und wurde am 7.2.1968 als Abgeordnete zum Nationalrat angelobt. „In der Ära Kreisky wurden viele bedeutende gesellschaftspolitische Reformen durchgeführt. Dr. Christian Broda übernahm das Justizressort. Er war sicher der größte österreichische Rechtsreformer des 20. Jahrhunderts. Mit seinem Namen ist ein Reformwerk verbunden, das dem Schutz sozial Schwacher und der Gleichheit vor dem Gesetz als Basis, dient. „Ich hatte das Glück als Mitglied in den Justizausschuss beordert zu werden. Dort konnte ich viel lernen und mich voll einbringen. Zu den wichtigsten Reformen zählen die Gleichstellung von Mann und Frau im bürgerlichen Recht, die rechtliche Gleichstellung von ehelichen und unehelichen Kindern, die Einführung der Fristenlösung, der humane Strafvollzug und die Bewährungshilfe, die Straffreiheit für Homosexualität und die endgültige Abschaffung der Todesstrafe. Für seinen engagierten Einsatz für die internationale Abschaffung der Todesstrafe und die endgültige Abschaffung der Todesstrafe in Österreich wurde Broda 1987 mit dem Menschenrechtspreis des Europarates ausgezeichnet. Bis 1981 war ich im Nationalrat tätig und es war beruflich sicher der Höhepunkt in meinem Leben,“ resümiert Lona Murowatz.
Weltenbummler
Ihren zweiten Mann Ferdinand Murowatz heiratete sie 1959. „Schon während der Parlamentszeit, bis ca. 1990 machten wir sehr viele Fernreisen, wie z. B. nach Brasilien, Mexiko, Australien usw., solange es mir eben gesundheitlich möglich war. Mit unserem Freundeskreis „Die Lange Leine“ machten wir bis zum plötzlichem Tode meines lieben Mannes vor sechs Jahren kleinere Reisen und Ausflüge,“ erzählt die Jubilarin, die seit vergangenem September im Stadtheim lebt. Ihr Enkel Arno wohnt mit seiner Frau Angelika und Tochter Katharina in München.
PS: In Ausgabe 07/2014 unterlief unserer Redaktion leider ein Fehler. Wir machten in unseren Glückwünschen Lona Murowatz um 5 Jahre jünger - was ihr aber vielleicht
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