Technik ist immer noch Männersache

- hochgeladen von Bianca Werfring
Typisch Frau, typisch Mann: Wie präsent sind Rollenklischees in der Wissenschaft?
WIENER NEUSTADT. Wissenschaft ist männlich. Und leider nicht nur in den Köpfen von Frau und Herrn Österreicher, sondern auch in den Forschungsinstituten des Landes.
Die reale Wissenschaft zeigt sich meist als Männerdomäne. In Österreich kommt auf vier Wissenschaftler nur eine Wissenschaftlerin. Je weiter oben in der Hierarchie, umso seltener trifft man auf Frauen - unter den Rektoren gibt es derzeit nur wenige.
Eine ruhmvolle Ausnahme stellt dabei die Fachhochschule Wiener Neustadt dar. Hier wimmelt es nur so von Frauen – zumindest im Unternehmen FH. „Mehr als 50 Prozent der Professoren sind Frauen. Selbst in der Führungsebene sind Frauen stark vertreten“, versichert Prof. (FH) DI Dr. Gerhard Pramhas, MBA, Geschäftsführer der FH Wiener Neustadt.
Frauenmangel
Aber auch in der Johannes-Gutenberg-Straße ist nicht alles eitel Sonnenschein. In den Studienrichtungen der Technik klafft ein großes Loch bei den weiblichen Studierenden. Sie sind echte Mangelware. Pramhas wittert darin ein gesellschaftliches Problem. „Wenn mit 18 Jahren die Entscheidung für eine Studienrichtung entsteht, ist der Zug in den meisten Fällen bereits abgefahren. Die Frauen in diesem Alter noch für Technik und Wissenschaft zu begeistern, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Sie wurden zu diesem Zeitpunkt schon zu stark geprägt, dabei ist Technik und Wissenschaft nichts, wovor frau sich fürchten muss. Ganz im Gegenteil: In diesem Bereich sind die Jobaussichten ausgezeichnet und auch die Gestaltungsmöglichkeiten sind enorm. Unser tägliches Leben würde mit mehr weiblichen Entwicklungsingenieuren ganz anders aussehen.“
An weiblichen Vorbildern mangelt es an der FH sicherlich nicht. Pramhas: „Im technischen Bereich entscheiden wir uns im Bewerbungsprozess, bei gleicher Qualifikation, immer für die Frau. Wir wollen Frauen ansprechen, und das geht eben auch über weibliche Vorbilder.“
Einfach ausprobieren
Der Erfolg stellt sich langsam aber doch ein. Denn auch an der FH herrschen bei den StudentInnen derweilen noch die gängigen Rollenklischees vor. In der Studienrichtung Technik findet man gerade mal 10 Prozent Frauen. Als Geschlecht mit der sozialen Kompetenz drehen die Frauen den Spieß im Studiengang Gesundheit um. Hier lassen sich 90 Prozent Frauen ausbilden. „Es ist schwer, einen Weg aus dieser Spirale zu finden. Schon im Kleinkindalter sollten Berührungspunkte zur Technik, Mathematik und Wissenschaft geschaffen werden. Man muss Ängste ausräumen und Verständnis schaffen. Nur abseits der tradierten Rollenbilder und Geschlechterklischees kann frau/man ein mögliches Interesse – in welchem Bereich auch immer - entdecken. Und letztlich dürfen sich Frauen nicht einreden lassen für Technik und Wissenschaft nicht geeignet zu sein. Sie sollen es einfach selbst ausprobieren. Sie sind herzlich willkommen“, hofft Pramhas auf viele Forscherinnen und Wissenschaftlerinnen.
Zur Sache
Frauentag zum Thema „Typisch Frau, typisch Mann“
Donnerstag, 8. März 2012; 16.00 bis 20.00 Uhr; Stadtmuseum Wiener Neustadt (Petersgasse 2, 2700 Wiener Neustadt), freier Eintritt.
Programm:
16.00 Uhr: Impulsreferat, Podiumsdiskussion über Rollenbilder und Stereotypen
17.30 Uhr: Buffet
18.30 Uhr: Kabarettabend „Dirty Thirty – Hilfe ich bin 30!“ mit Elli Colditz
20.00 Uhr: Ausklang
Weitere Infos zur Veranstaltung bzw. zu Frauenfragen: DSA Claudia Auer-Deutsch, Frauenbeauftragte des Magistrates; 02622/373-720; claudia.auer-deutsch@wiener-neustadt.at.
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.