Pferde-Skandal hilft "letztem" Fleischer

Lange Tiertransporte sind bei Karl Köcher nicht nötig. Das Fleisch kommt nur von regionalen Kleinbauern.
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Fleischer Karl Köcher schlachtet Tiere mit Würde. Von den Konsumenten wird er dafür mit steigendem Umsatz belohnt.

NEULENGBACH (mh). Samstag, acht Uhr in der Früh im Zentrum von Neulengbach. Zwei Mitarbeiter öffnen die Hecktür des Lastwagens im Innenhof der Fleischerei Köcher.

Stressfreie Schlachtung
Im Laderaum steht ganz friedlich eine 22 Monate alte "Kalbin", wie man ein zuchtreifes weibliches Rind, das noch nicht selbst gekalbt hat, in der Fachsprache nennt. "Durch den Transport auf Stroh ist das Tier in seiner gewohnten Umgebung und fühlt sich wohl", erklärt Fleischermeister Karl Köcher. "Bei Rindern fahre ich nicht weiter als zwanzig Kilometer. Dieses Tier kommt von einem Bauern in Außermanzing." Die Kalbin hat verbundene Augen und lässt sich ohne Widerstand über eine Rampe in den Schlachtraum treiben. "So etwas nennt man stressfreie Schlachtung. Das Tier geht ruhig herein und weiß nicht, was es erwartet", kommentiert Köcher mit ruhiger Stimme.

Weißgekachelter Raum
Im blitzsauberen weißgekachelten Raum ist kein lautes Wort zu hören – auch das junge Rind ist völlig leise und scheint zu warten. Köcher setzt das Bolzenschussgerät an, ein dumpfes Geräusch, das mächtige Tier mit seinen gut 400 Kilogramm verliert augenblicklich das Bewusstsein und sackt zusammen. Köcher macht den "Stich" in die Halsschlagader und leitet damit die sogenannte Entblutung ein. Die Kalbin hat es überstanden. "In einem großen Schlachthof ist so etwas nicht möglich", sagt Köcher. "Die 'schlagen' pro Stunde dreißig Stück und können sich keine Zeit nehmen. Wir warten in Ruhe, bis das Tier entblutet ist, bevor wir mit der Weiterverarbeitung beginnen." Den letzten Fleischer der Region, der sein Unternehmen in dritter Generation leitet, wundern Fleischskandale nicht: "Viele Fleischhauer machen sich von Supermärkten und Konzernen abhängig, müssen unter Preisdruck billigst produzieren." Köcher macht da nicht mit: "Wenn die Qualität passt, hast du Kundschaft. Seit dem Pferdefleischskandal beginnen die Konsumenten umzudenken. Der Umsatz ist gestiegen."

KOMMENTAR
von Michael Holzmann

Mehr Respekt für das Schnitzel
Die Menschen neigen dazu, unangenehme Gedanken auszuklammern. Bei den hübsch verpackten mundgerechten Fleischstücken im Supermarkt denken die wenigsten Leute daran, dass ein Tier dafür sterben musste und eine Menge Blut geflossen ist, bevor ein bratpfannengerechtes Schnitzel daraus wurde. Wer schon einmal beim Schlachten eines Tieres dabei war, sieht das vielleicht mit anderen Augen. Die Bezirksblätter konnten sich davon überzeugen, dass die Fleischerei Köcher in Neulengbach alles Erdenkliche tut, um den letzten Weg eines Jungrindes so würdevoll und stressfrei wie möglich zu gestalten. Es ist nicht nötig, zusammengepferchtes Vieh über hunderte Kilometer zu transportieren und im Schlachthof mit Elektroschocks zu quälen. Es geht auch anders. Getötet werden müssen die Tiere aber auch in einer kleinen regionalen Fleischerei. Daran gibt es nichts zu beschönigen.

Lange Tiertransporte sind bei Karl Köcher nicht nötig. Das Fleisch kommt nur von regionalen Kleinbauern.
Beim Schlachtprozess sitzt jeder Handgriff, um der "Kalbin" Leid zu ersparen.

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