Saison für Jäger und Treiber
Verirrte Saujagd-Kugel schlug in Fitnesskeller ein

- Einschussloch im Fitnesskeller direkt über einem Gerät.
- Foto: Holzmann
- hochgeladen von Michael Holzmann
In Mannersdorf schlug eine Gewehrkugel in einem Fitnesskeller ein. Anrainer zweifeln an ihrer Sicherheit in der Nachbarschaft von Jagdgesellschaften.
MANNERSDORF (mh). Claudia F. (Name von der Redaktion geändert) traute ihren Augen nicht, als sie im Fitnesskeller ihres Hauses in Mannersdorf in der Gemeinde Neustift-Innermanzing in der Spiegelwand ein Einschussloch entdeckte. Am Boden lag ein Projektil, das ein geschlossenes Kellerfenster durchschlagen hatte. "Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn mein Lebensgefährte zum Zeitpunkt des Schusses seine Übungen gemacht hätte", schildert F. schockiert den Bezirksblättern. Die Polizei rekonstruierte den Vorfall: Am 4. November hielten jenseits des Laabenbachs und der B19 in der Gegend um Gottleitsberg – mehrere hundert Meter vom "Tatort" entfernt – zwei Jagdgesellschaften eine "Riegeljagd" auf Schwarzwild ab. Dabei dürfte einer der Jäger ein Wildschwein verfehlt haben und es kam zu einem Querschläger.
Schuss durchs Kellerfenster
Für die weite Distanz hat die Polizei eine Erklärung: "Das verschossene Kaliber hat eine Reichweite von bis zu fünf Kilometern." Momentan wird wegen "Gefährdung der körperlichen Sicherheit" gegen Unbekannt ermittelt. Die Gewehre einiger Jäger werden beim Landeskriminalamt kriminaltechnisch untersucht. "Wenn die Vergleichsuntersuchung eine Übereinstimmung mit dem vorgefundenen Projektil ergeben sollte, wird aus dem derzeit unbekannten ein bekannter Täter. Wie die Justiz weiter vorgeht, liegt bei der Staatsanwaltschaft St. Pölten", heißt es bei der Polizeiinspektion Altlengbach.
Querschläger unwahrscheinlich
Keiner der beteiligten Jäger wollte sich zu dem Vorfall äußern. Hinter vorgehaltener Hand erfahren die Bezirksblätter von einem Insider: "Bei einer Jagd muss sich hinter jedem Ziel ein Kugelfang befinden, damit so etwas nicht passieren kann. Dass ein Projektil irgendwo abprallt und eine Person gefährdet, ist sehr unwahrscheinlich. Daher kann man nicht davon sprechen, dass die Jagd für Unbeteiligte eine Gefahr darstellt." Weniger versöhnlich betrachtet Bezirksparteisprecher Michael Pinnow von den Grünen die Sachlage: "Regelmäßig passieren Unfälle bei Treibjagden. Die Grünen NÖ fordern das Verbot von Treibjagden und eine Null-Promille-Grenze bei der Jagd. Darüber hinaus zweifeln Wildbiologen an der Sinnhaftigkeit der durchgehenden Fütterung des Wilds im Winter. Diese dient zu reinen Abschusszwecken."
Zur Sache
2017 wurden im Bezirk St. Pölten bei der Jagd folgende Tiere erlegt: 806 Stockenten, 872 Fasane, 16 Waldschnepfen, 506 Wildkaninchen, 3.474 Feldhasen, 223 Dachse, 1.742 Füchse, 6.500 Rehe und 1.800 Wildschweine. Im Straßenverkehr wurden 2017 1.750 Rehe und 560 Feldhasen getötet.


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