Kommentar: Ludwig und die große Wundertüte
Jemand, der elf Monate vor einem Urnengang einen sicheren, gut dotierten Job im Staatsdienst aufgibt und die Wundertüte Landesfinanzen übernimmt, hat etwas, was die Spanier respektvoll "Cojones" nennen.
Es ist politische Folklore, die alle fünf Jahre wiederkehrt.
Immer vor Wahlen sind die Landesfinanzen Niederösterreichs im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Sämtliche Oppositionsparteien, auch jene, von denen man vier Jahre vorher wenig hört, beginnen pünktlich vor Wahlgängen mit schwerem Artilleriebeschuss auf das Finanzressort und die Landesbank.
Von verzockten Wohnbaugeldern bis zu Rekordschuldenstand wird alles aus der politischen Wühlkiste gekramt - oft auf bloßen Verdacht hin, ohne Rücksicht darauf, ob die Milchmädchenrechnung stimmt oder nicht. Bislang prallten die Geschoße am Ledernacken des zuständigen Finanzlandesrates ab.
Schleritzko wird "Cojones" brauchen
Wolfgang Sobotka klopfte sich nach jedem Wahlgang unverletzt den Staub von seinem Waidhofner Pöchhacker-Anzug und die Musik spielte weiter. Ähnliches macht er übrigens nun als Innenminister in der Wiener Herrengasse. Seine Rolle in Niederösterreich übernimmt in Zukunft Ludwig Schleritzko. Der Newcomer schnallt sich ein Mega-Ressort mit Budget, Straßenbau und Krankenhausfinanzierung einfach so um.
Noch weiß die Öffentlichkeit wenig über den 38-jährigen Manager des Nationalparks Thayatal. Eines ist aber jetzt schon klar: Jemand, der elf Monate vor einem Urnengang einen sicheren, gut dotierten Job im Staatsdienst aufgibt und die Wundertüte Landesfinanzen übernimmt, hat etwas, was die Spanier respektvoll "Cojones" nennen. Und genügend davon wird Ludwig Schleritzko auch brauchen.
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