Kurz und Strache: Reform der Sozialversicherung zieht Leistungskürzungen nach sich
Kürzungen sind zu erwarten
Wer die heutige Pressekonferenz der Bundesregierung zum Thema "Sozialversicherungsreform" gesehen hat, weiss spätestens jetzt: Diese Reform bringt Leistungskürzungen für alle Versicherten.
Nutzen gleich bei Null
"Der Nutzen dieser Reform liegt für die Versicherten gleich bei Null", wie Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB und Stellvertretender Vorsitzender des Haupverbandes der Sozialversicherungsträger, in seiner heutigen Aussendung bestätigt.
Durch die Zentralisierungswut von Kurz und Strache und einer quasi Enteignung der versicherten ArbeitnehmerInnen soll jeder Widerstand gegen Kürzungen gebrochen werden.
Nebelgranate soll ablenken
Mit einer Nebelgranate will die Bundesregierung von ihrem Anschlag auf die Gesundheitsversorgung ablenken: Je grösser nämlich der geplante Einfluss von Arbeitgebervertretern in den Gremien, desto wahrscheinlicher ist mit Kürzungen zu rechnen.
IV-Präsident "voller Freude"
In das selbe Horn stösst natürlich der Präsident der Industriellenvereinigung, Georg Kapsch. Aber, es gibt nur den einen Weg, nämlich Kürzungen, wenn man das geplante Einsparungspotenziel von einer Milliarde Euro schaffen will. Dieses Volumen ist höher als die gesamten Verwaltungskosten der Gebietskrankenkassen.
"Damit die Regierungsparteien die Wünsche ihrer Großspender aus der Industrie auch ohne Abstriche umsetzen können, schrecken Kurz und Strache auch vor einer Enteignung der Versicherten nicht zurück", wie Achitz weiter ausführt.
Auch Volkshilfe gegen diese Reform
Selbst für die Spitze der Volkshilfe, Präsidentin Barbara Gross und Direktor Erich Fenninger verhärtet sich der Eindruck, dass die politisch Verantwortlichen mit den Reformen eine reine Machtverschiebung anstreben. Und zwar auf Kosten der Menschen.
"Das Wesen der Sozialversicherung ist in Österreich eine wichtige Säule des Zusammenhalts. Erfolgt doch auf der Leistungsseite ein Ausgleich zwischen schutzbedürftigen und weniger schutzbedürftigen Personen. So ist es für die Menschen nicht relevant, wieviele Kassen es gibt, sondern dass die Leistungen passen", so Gross in ihrem Statement. "Die geforderten Einsparungen können nach zurzeit vorliegenden Informationen nur zu Kürzungen bei Leistungen führen", so die Präsidentin abschliessend.
Auch Volkshilfe-Direktor Fenninger weist auf die unglaubliche Errungenschaft, die mit der Sozialversicherung von den Gewerkschaften erkämpft wurde hin und warnt massiv vor dieser Reform.
Selbstverwaltung durchgängig - mit kurzer Unterbrechung
Die österreichische Sozialversicherung wird - mit einer kurzen Unterbrechung in den Kriegsjahren - seit ihrem Bestehen in Form der Selbstverwaltung geführt.
Und das nicht ohne Grund!
Dies bedeutet in Wirklichkeit, dass der Staat (Bund und Länder) für bestimmte Bereiche der Verwaltung auf die Führung durch staatliche Behörden verzichtet und diese Aufgaben durch ein Gesetz den Selbstverwaltungskörpern überträgt.
Diese werden aus Vertretern der unmittelbar betroffenen Personengruppen gebildet und unterliegen keinem Weisungs- wohl aber einem Aufsichtsrecht.
Selbstverwaltung - problemlos, sachorientiert, kostengünstig
So garantiert die Selbstverwaltung eine problemlose, sachorientierte und vor allem kostengünstige Verwaltung, da die Mitglieder mit den Anliegen und Problemen der Versicherten und der Dienstgeber bestens vertraut sind.
Warum nicht Einsparungen bei den Kabinetten Kurz und Strache?
Wie man den Aussagen der Regierungsparteien entnimmt, betragen die Kosten der Selbstverwaltung rund 3,5 Mio Euro pro Jahr. Somit weniger, als die Kosten der beiden Kabinette Kurz und Strache, die zumindest bei 3,9 Mio € liegen.
Hingegen üben die gewählten Funktionäre der Sozialversicherung ihre Tätigkeit Großteils ehrenamtlich aus und bekommen bloss ein Sitzungsgeld von wenigen Euro pro Monat.
Unternehmerstimme künftig 7 Mal so groß wie die der ArbeitnehmerInnen
Auch die unverdächtigen Alternativen, Grünen und Unabhängigen GewerkschafterInnen kritisieren die Pläne der Regierung massiv. In der angekündigten Gesundheitskasse ist kein(e) einzige(r) Selbständige(r) versichert. Es wird jedoch die Hälfte der Macht der Wirtschaftskammer übertragen.
Zusammenlegung der Gebietskrankenkasse so gut wie keine Effekte
"Die Zusammenlegung der Gebietskrankenkassen hat so gut wie keine effizienzsteigernden Effekte, die nicht auch anders erreicht werden könnten", so Klaudia Paiha, die Bundessprecherin der AUGE/UG. "Wenn überhaupt, hätte die Eingliederung der Sonderversicherungsträger gesundheitspolitsch positive Auswirkungen auf alle Versicherten, wie z.B. die Abschaffung der Behandlungskostenbeiträge und bessere Leistungen.
Paiha abschliessend: "Nicht nur, dass den ArbeitnehmerInnen und Versicherten Mitbestimmungsrechte genommen, bzw. keine neuen eingeräumt werden, drohen massive Leistungskürzungen. Diese Wunschliste der Industrie entspricht sicher nicht jener der Versicherten. Das sollte allen klar sein".
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