"In Enns ist an allen Ecken und Enden etwas zu finden"
25.000 römische Soldaten lebten in Enns. Überreste findet man heute fast überall in der Gemeinde.
ENNS (km). Die Vorbereitungen für die Landesausstellung 2018 beschäftigen die Gemeinde Enns bereits jetzt. "Wir wollen den Besuchern einen Einblick in den römischen Alltag vermitteln", so Landeskulturdirektor Reinhold Kräter. "Neben dem militärischen Aspekt sollen dabei auch weitere Errungenschaften der Einheit 'Legio II Italica' in den Mittelpunkt gestellt werden", ergänzt der wissenschaftliche Leiter des Ennser Museums Lauriacum, Reinhardt Harreiter. Gemeinsam mit den Grabungen in Lorch, der Basilika St. Laurenz und dem Rundweg bildet das Museum den Hauptpunkt für die Landesausstellung. 2017 wird es am Hauptplatz jedoch für ein Jahr geschlossen. Grund sind die geplanten Umbauarbeiten, um den Besuchern die umfangreiche Sammlung besser präsentieren zu können. Währenddessen werden die Artefakte im ehemaligen Franziskanerkloster untergebracht.
Artefakte im Kalkbrennofen
Derzeit wird in Enns für die Landesausstellung einer von zwölf Kalkbrennöfen ausgegraben – die BezirksRundschau berichtete. Dieser sei in seiner Letztverwendung als überdimensionaler "Mülleimer" verwendet worden, erklärt Stefan Traxler, Sammlungsleiter Archäologie Römerzeit, Mittelalter/Neuzeit am Oö. Landesmuseum. Neben Ziegeln, Keramik und einigen Metallobjekten wurden auch Kuhschädel und ein Hundeskelett gefunden. Die Highlights der Ausgrabungen seien jedoch die "Römersteine": Teile von Inschriften und Skulpturen sowie ein vollständiger Weihaltar. Er dürfte dem Halbgott Herkules gewidmet sein. Denn neben diesem wurden auch zwei Herkules-Statuen entdeckt.
25.000 Soldaten trieben in Enns Handel
2018 soll im Rahmen der Landesausstellung der nächste Ofen ausgegraben werden. "Überraschungen sind natürlich immer möglich. Aber Altäre wie der gerade gefundene sind mittlerweile eine Seltenheit", erklärt Traxler. Ob bei dem nächsten Ofen wieder so etwas vergraben ist, sei deshalb schwer zu sagen. "Garantie gibt es keine." Der letzte große Einzelfund ereignete sich erst Anfang des Jahres. Bei Bauarbeiten am Kronstorfer Sportplatz hatte man ein römisches Grab gefunden. Derzeit stehe man deswegen mit der Gemeinde auch in Gesprächen, um den Fund mit der Landesausstellung 2018 zu verknüpfen. Die Hauptachse entlang der Donau bleibe 2018 jedoch im Fokus. "Wir wollen mit der Landesausstellung und der Bewerbung des Donau-Limes in der Bevölkerung ein Bewusstsein schaffen. In den letzten 200 Jahren ist schon viel verloren gegangen." Dies möchte man nun für die Nachwelt erhalten.
"In Enns ist wirklich an allen Ecken und Enden etwas zu finden", erklärt Traxler begeistert. Logisch, wenn man bedenkt, dass einst 25.000 Soldaten auf dem Gebiet regen Handel trieben. Weitere Funde seien in Enns daher natürlich nie ausgeschlossen. Die sechs noch nicht untersuchten Öfen bleiben für die nächsten Jahrzehnte allerdings unerforscht. "Unser Ziel ist es nicht, dass wir alles ausgraben, sondern dass wir den Rest als archäologische Relikte erhalten." Die Archäologen hätten diese Entscheidung getroffen, um die restlichen Kalkbrennöfen zu schützen. In der Erde seien sie nämlich am besten aufgehoben.
Aktivitäten rund um die Landesausstellung 2018
Neuaufstellung der Schausammlung des Museums Lauriacum mit Schwerpunkt auf Geschichte der "Legio II Italica" und die Bedeutung dieser Einheit für die Entwicklung von Lauriacum. Moderne Präsentationstechnik soll mit Funden kombiniert werden, um Besuchern einen Eindruck ins damalige Leben zu vermitteln.
Attraktivieren der Baureste von Lauriacum in der Unterkirche der Basilika St. Laurenz in Lorch.
Archäologische Experimente zum Mitmachen.
Schaugrabung bei den Kalkbrennöfen sowie Schutzbau über einem fertig ausgegrabenen Kalkbrennofen.
Ein "Historischer Rundweg" entlang einer Römerstraße soll die Größe der Siedlung vor Augen führen und diese mittels geeigneter Maßnahmen wie Apps, Schautafeln und Ähnlichem wiederauferstehen lassen.
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