Landwirte leiden unter Milchpreis
Von einer dramatischen Situation reden die Experten. Die Milchproduzenten geraten unter Druck.
REGION. Die aktuelle Milchpreis-Entwicklung setzt immer mehr Milchbauern unter Druck. "Mit diesen Preisen ist keine ordentliche Entlohnung möglich", sagt Johann Steindl. Er betreibt das Mühlbergergut in Hargelsberg. 45 Milchkühe hat er dort, damit liegt er mit seinem Betrieb über dem Österreich-Schnitt. Wirtschaftlich überleben könne er nur, weil einen Ab-Hof-Verkauf betreibt. Die Übergabe des Hofes an seinen Sohn würde sonst nicht funktionieren. "Die Ursache für den niedrigen Milchpreis liegt ganz klar bei der Überproduktion", so Steindl. "Die Milchbetriebe sind weniger geworden, die Produktion ist gestiegen." Das belegen auch die Zahlen aus den Bezirken: 17.200 Milchkühe gibt es im Kammerbezirk Amstetten, die Tendenz ist leicht steigend. Die Kühe sind auf 870 Milchlieferanten aufgeteilt. Diese sind gegenüber vergangenen Jahren weniger geworden. In Linz-Land sinkt die Anzahl der Milchbetriebe jährlich um ein bis zwei Prozent. "Das ist der normale Strukturwandel", erklärt Johannes Gruber, Bezirksobmann für Linz-Land des Bauernbundes.
Solidarität der Kunden
Aktuell liegt der Milchpreis hierzulande bei 27 Cent. In Deutschland ist er sogar schon unter die 20-Cent-Marke gerutscht. "Ohne den Konsumenten wird es keine Verbesserung für die Milchbauern geben", sagt Gruber. Die Stimmung unter den Landwirten sei katastrophal. "Die Molkereien müssten von den Handelsketten vernünftige Preise bekommen." Davon würden die Produzenten profitieren. "Es müssten mehr österreichische Produkte in den Regalen stehen. Dazu brauchen wir die Solidarität der Kunden", so Gruber. "So eine dramatische Situation haben wir in der Landwirtschaft in den vergangenen Jahren nicht gehabt", sagt Andreas Pum, Amstettens Bezirksobmann des Bauernbundes. Es sei "existenzbedrohend für die produzierenden Betriebe. Im Bezirk haben wir deshalb Kampagnen gestartet, um die Konsumenten auf die Qualität heimischer Produkte aufmerksam zu machen", so der ÖVP-Bundesrat. Zuversichtlich stimmt Pum, dass "wir nun endlich Gespräche führen dürfen, um die Produktionsmenge zu regulieren."
Regionalbonus für Milch
Viele Milchbauern würden in Pension gehen, erklärt Landwirt Steindl. Ein Nachfolger, der Sohn oder die Tochter etwa, würde sich den hohen Aufwand mit geringem Ertrag nicht mehr antun. Die Landwirtschaftskammern Ober- und Niederösterreichs fordern einen "Regionalbonus" nach deutschem und dänischem Vorbild. Niederösterreichs Kammerpräsident Franz Titschenbacher möchte für die heimischen Milchbauern zehn Cent mehr für regionale Milchprodukte. Auch Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger (ÖVP) sagt: „Unsere Milchbauern brauchen eine Wertschätzung, die sich finanziell niederschlägt."
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