So funktioniert das Miteinander
Drei Gemeinden haben besonders viele Flüchtlinge aufgenommen. Über die Gründe herrscht Einigkeit.
BERNDORF/THALGAU (mek). Laut aktuellen Zahlen kommen bei der Unterbringung von Asylwerbern nur drei Flachgauer Gemeinden über die "magische Grenze" von 1,5 Prozent gemessen an der Wohnbevölkerung. Wals-Siezenheim, Berndorf und Thalgau haben am meisten Asylwerber im Flachgau aufgenommen.
Eine Frage der Möglichkeiten
In Wals-Siezenheim haben rund 250 Asylwerber in Containern, die in der Schwarzenbergkaserne aufgestellt wurden, ein vorübergehendes Zuhause gefunden. "Bei uns in Berndorf haben wir aktuell 50 Asylwerber. Untergebracht sind sie zum Großteil im Heim der katholischen Jungschar", erzählt Bgm. Josef Guggenberger. Die hohe Zahl der Asylwerber in seiner Gemeinde führt er auf die vorhandenen Quartiere zurück: "Wenn wir nicht so geeignete Unterbringungsmöglichkeiten angeboten bekommen hätten, könnten wir wesentlich weniger Asylwerbern einen Platz bieten." Ebenso sieht das Thalgaus Bgm. Martin Greisberger. In seiner Gemeinde leben rund 150 Asylwerber. "Wir hatten den einstimmigen Beschluss, Flüchtlinge aufzunehmen. Die Anzahl hing jedoch von den Unterbringungsmöglichkeiten ab", so Greisberger.
Herausforderung angenommen
In den Gemeinden laufe das Zusammenleben bisweilen sehr harmonisch ab. Das wäre jedoch ohne das große Engagement der zahlreichen freiwilligen Helfer nicht möglich – auch in diesem Punkt sind sich die Ortschefs einig. Das bestätigt auch Samariterbund-Projektleiterin Christine Koppler. Der Samariterbund betreut u.a. die Asylwerber in Berndorf. "Das Zusammenleben funktioniert sehr gut", so Koppler. Bei einem "Welcome Café" luden kürzlich die Asylwerber Einheimische und Asylwerber aus anderen Gemeinden zum gemütlichen Beisammensein. "Solche Treffen helfen bei der Integration natürlich sehr", weiß Koppler. Auch Gerlinde Hörl, Leiterin der Flüchtlingshäuser der Salzburger Caritas, zeigt sich beeindruckt. "Wenn man sich die Kojen in der Unterkunft in Thalgau ansieht, dann weiß man, dass ganz viele Thalgauer die Asylwerber bei der Gestaltung unterstützt haben. Thalgau ist ein Beispiel dafür, dass auch große Unterkünfte gut funktionieren können". Martin Greisberger ergänzt: "Natürlich gibt es ab und zu kleinere Konflikte, das gäbe es aber auch, wenn man 150 Einheimische über mehrere Monate zusammensteckt. Wer sich nicht benehmen kann, der muss die Unterkunft verlassen."
In einem weiteren Punkt sind sich alle einig: Es muss auf internationaler Ebene schnell eine Lösung her. "Wir können von Berndorf aus nicht die Welt retten. Die Verhältnisse bei uns müssen stabil bleiben", sagt Guggenberger. Thalgaus Bürgermeister Martin Greisberger kritisiert indes die Planlosigkeit, die auf übernationaler Ebene vorherrscht: "Wenn jetzt alle die Nerven wegschmeißen, wird das im Endeffekt alles auf uns zurückfallen".
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