"Frauen können das" – Fußballerin Niki Bonnell im Interview
Die Amerikanerin Niki Bonnell unterstützt als Neuzugang den FC Bergheim.
Du bist frisch aus den USA eingetroffen. Wie gefällt es dir in Salzburg?
NIKI BONNELL: Ich finde es hier sehr schön, vor allem die Berge, die vielen Seen und die Salzach. Ich komme aus Seattle, wo wir – in der schönsten Gegend der Welt – ebenfalls Berge und Seen haben. Hier ist es ähnlich. Es regnet viel, alles ist grün und wächst. Zudem liegt Salzburg in der Mitte Europas, es ist eine internationale Stadt, aber nicht zu groß. Von Anif aus bin ich mit dem Fahrrad binnen 45 Minuten beim Training in Bergheim.
Was hat dich in den Flachgau geführt?
Ich bin Lehrerin und habe vor Jahren in Imst eine Stelle als Fremdsprachenassistentin bekommen. Mein Mann Raymond ist dann zu mir gekommen und wir haben dort geheiratet. Nachdem unser unser erstes Kind in den USA zur Welt gekommen ist waren wir immer wieder in Deutschland und Österreich. Vor allem, weil Ray American Football coacht. Letztes Jahr hat er dann in Salzburg langsam alles aufgebaut. Es war hart, weil wir uns – außer zu Weihnachten – eigentlich nie gesehen haben. Durch seine Stelle als Trainer bei den Salzburg Ducks hat er letztendlich die Rot-Weiß-Rot-Karte bekommen und dadurch meine Kinder und ich ebenfalls. Wir feiern immer noch: "Yes, it worked!"
Warum spielst du aktuell in Bergheim?
Immer, wenn ich übersiedle, suche ich mir einen Verein. Ray hat beim Football-Training seine Jungs gefragt, wer bei den Frauen am besten ist und alle waren sich einig: FC Bergheim. Jetzt ist das Team in die Bundesliga aufgestiegen. Vor allem der Trainer, Josef Bauer, ist super. Beziehungen sind im Frauensport sehr wichtig. Wenn du als Trainer daran nicht denkst, verpasst du vieles. Es ist möglich, dass mehr Streitereien herauskommen und das Team kaputt geht. Unser Trainer schaut gut darauf, dass sich "seine Mädels" untereinander verstehen.
Wie bist du zum Fußball gekommen?
Ich habe als "Student-athlete" an der Washington-State-University Fußball gespielt. Das ist wie ein Job und athletisch die beste Ausbildung außerhalb des Nationalteams. Danach habe ich als Semiprofi gespielt. In der Highschool habe ich neben Fußball auch noch Basketball, Softball und Volleyball gespielt, aber wenn man zu den besten gehören will, muss man sich für eines entscheiden. Mit 16 hat für mich ein typischer Tag um 7.35 Uhr mit der Schule begonnen, um 15 Uhr habe ich zwei Stunden Highschool-Fußball trainiert, im Auto am Weg zum Verein schnell etwas gegessen, nach dem zweiten Training die Hausübungen gemacht, wieder gegessen und versucht, viel zu schlafen.
Stimmt das Klischee, dass "Soccer" in den USA ein Rand-, bzw. Frauensport ist?
Teilweise. Die Hauptsportarten sind American Football, Baseball und Basketball. Diese haben die größten Fernseh-Verträge und bekommen die besten Athleten. Wenn die Sportler stattdessen Fußball spielen würden, könnten die USA alle schlagen. Das Interesse am Frauenfußball ist erst 1999 richtig ausgebrochen, als die USA die Weltmeisterschaft gewonnen haben. Das war, als ob die Leute aufgewacht wären. Die US-Frauen gewinnen immer noch und die Amerikaner sagen mittlerweile: "Ok, egal was die Männer im Fußball machen, unsere Frauen können das."
Was gefällt dir an diesem Sport am meisten?
Dass es ein Teamsport ist. Ich liebe auch, dass Fußball der bekannteste Sport der Welt ist, ihn gibt es überall. Dadurch lerne ich immer wieder Leute kennen. Weltweit heißt das "the beautiful game". Der Sport ist unglaublich einfach, "das Runde muss ins Eckige", hat einmal Sepp Herberger gesagt – und es stimmt. Elf Leute müssen zusammenarbeiten und sich selbst organisieren.
Was waren bisher deine größten Erfolge und was willst du mit Bergheim erreichen?
Dass ich in mehreren Ländern gespielt habe. Durch Fußball haben sich auch viele positive Beziehungen entwickelt und ich einige meiner besten Freundinnen kennengelernt. Mit den Seattle Sounders Women habe ich auf sehr hohem Niveau gespielt und bin stolz darauf. Dass Bergheim in der Bundesliga ist, zeigt mir schon viel. Ich will das als Vorbild mit meiner athletischen Einstellung unterstützen und freue mich über die Chance – auch, wenn ich beim Training teils schief angeschaut werde, weil ich auch bei sehr anstrengenden Übungen juble und anfeuere. Cheering muss dabei sein!
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