Rainhard Fendrich, seit 2 Jahren Veganer: "Wer einen Besen hat, braucht keinen Psychiater."

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Welches Ereignis hat Sie 2014 am meisten bewegt?

Rainhard Fendrich: „Die Situation in der Ukraine macht mir Angst. Nicht vor dem dritten Weltkrieg, sondern vor einer Auseinandersetzung, die sehr viele Menschenleben kosten könnte. Was jetzt geschieht, ist eine sehr gefährliche Situation. Weil das Ganze auf einer Ebene passiert, die nicht kontrollierbar ist. Man hat sich auf der einen Seite schon an Krieg auf der Welt gewöhnt, nur jetzt ist er plötzlich sehr nahe gerückt. Ein Grund für den Konflikt ist sicherlich ein gekränkter, russischer Nationalstolz. Weil man die Russen beziehungsweise Putin belogen hat. Man hat ja gesagt, nachdem die Mauer gefallen ist, es wird die Nato- Grenze nicht um einen Zentimeter verschoben.“

Sie haben die Hymne „Wir sind Europa“ geschrieben. Sind wir das wirklich schon?

Rainhard Fendrich: „Nein, wir sind noch weit entfernt. Das war eine sogenannte Auftragsdichtung und natürlich ein Wunsch. Das Problem ist, dass wir im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten von Amerika unterschiedliche Sprachen und Kulturen haben. Ich glaube, dass das Europa-Parlament sehr reformbedürftig ist und dass hier mitunter Dinge entschieden werden, die völlig absurd sind. Wie diese gefährliche Quecksilber-Sparbirne, die den starken Geruch der Korruption und des Lobbyismus in sich birgt.“

Was ist Ihr Tipp für die Fußball-WM in Brasilien? Wer wird Weltmeister?

Rainhard Fendrich: „Ich glaube, die Deutschen machen es diesmal.“

Sie haben vor kurzem unter Palmen in Goa Ihren Geburtstag gefeiert. Was war Ihr unvergesslichster Geburtstag?

Rainhard Fendrich: „Das war im dritten Lebensjahr, da bekam ich von meiner Großmutter, die gut schneidern konnte, eine lange Hose mit Taschen. Ich kann mich noch genau erinnern, dass ich den ganzen Tag mit den Händen in den Taschen rumgelaufen bin, um den Leuten zu zeigen, dass ich eine Hose mit Taschen habe. Und die Krönung war, dass ich den Zündschlüssel im alten Opel meines Großvaters umdrehen durfte, während er draußen fluchend an der Kurbel drehte. Da war nichts mehr drüber nachher.“

Seit wann ernähren Sie sich vegan?

Rainhard Fendrich: „Vor zwei Jahren habe ich auf meiner Asienreise in Goa einen Mann kennengelernt, der ein Bamboo-Haus-Resort aufgebaut hat. Anfang des Jahres habe ich dort vier Wochen lang eine Ayurveda-Kur gemacht. Ayurveda ist indische Medizin, eine Entgiftung. Grundvoraussetzung ist, dass man keinen Alkohol trinkt, keine tierischen Milchprodukte zu sich nimmt und natürlich auch kein Fleisch isst. Also eine vegane Ernährung. Der Effekt war, dass nach etwa 14 Tagen eine unglaubliche, mentale und körperliche Erleichterung eingetreten ist und ein Wohlbefinden, das ich vorher nicht kannte. Selbst leichte Gelenkschmerzen sind sukzessive weggegangen und ich habe sogar etwas abgenommen. Ich trinke keine Kuhmilch mehr, sondern Hafer- oder etwa Reismilch. Das ist zwar ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber es geht einem gut.“

Sie sind gläubig und Katholik. Wohin wird der neue Papst Franziskus die Kirche führen? Wird er, wie manche Insider vermuten, sogar den Zölibat für Priester lockern?

Rainhard Fendrich: „In erster Linie sehe ich mich als gläubigen Christ. Zwar bin ich auf Distanz zur katholischen Kirche gegangen, aber von meiner Lebensphilosophie her versuche ich, praktizierender Christ zu sein mit allen Dogmen, die das Christentum prägt. Ich halte Franziskus für einen der besten katholischen Würdenträger, den ich je erlebt habe. Ich kann es mir aber nicht vorstellen, dass dieser Papst den Zölibat ändern kann. Denn das hat ja weniger etwas mit Sitte und Moral zu tun, sondern es hat vielmehr den Hauptgrund - wer nicht heiraten darf, hat auch nichts zu vererben. Der Reichtum der Kirche basiert nicht unwesentlich auf dem Zölibat.“

Sie sind gerade mit Ihrem Studio von Mallorca nach Wien umgezogen. Warum?

Rainhard Fendrich: „Vor zwei Jahren habe ich mir ein Haus in Purkersdorf gekauft, wo ich genügend Platz habe. Es gehört meinem Verlag und da stehen mir neben einem Studio u. a. ein Proben- sowie Übungsraum zur Verfügung. Und ich habe dort ein paar private Zimmer als eine Art Zweitwohnsitz. Neben meiner Wohnung im dritten Bezirk. Zwar habe ich nach wie vor auf Mallorca ein kleines Layout-Studio, aber meine Band ist eben in Wien, beziehungsweise in Österreich. Ohne das Reisen ist vieles einfacher. Da rufe ich meinen Keyboarder einfach an `Könntest du morgen auf eine Stunde vorbei kommen, um mir etwas einzuspielen.`“

Welches Erlebnis hat Ihr Leben geprägt?

Rainhard Fendrich: „Das war ein überraschendes Angebot 1978, als ich beruflich ziemlich planlos war. Plötzlich bekam ich die Chance, im `Theater an der Wien` dem Direktor vorzusingen, der auf der Suche nach einem Gitarrenspieler und Straßensänger für das Musical `Die Gräfin vom Naschmarkt` war. Ich bin reingegangen und war mir sicher, dass ich schon nach fünf Minuten wieder draußen bin. Das war ich auch - aber ich war engagiert. Von Professor Kutschera, der später mein Mentor wurde. So habe ich die ersten Schritte auf die Bühne gemacht.“

Wie computerfirm sind Sie und kaufen Sie im Internet ein?

Rainhard Fendrich: „Computer und Internet sind für mich notwendige Übel. Ich habe wirklich die große Gnade der frühen Geburt gehabt, dass ich zu einer Zeit aufgewachsen bin, wo man noch in eine Telefonhütte gegangen ist, den Finger in eine Wählscheibe gesteckt hat und es hat auch funktioniert. Das Internet erleichtert das Leben, schränkt es aber andererseits sehr ein. Wie etwa für Künstler. Durch dieses Gefühl, ständig unter Beobachtung zu stehen. Wobei man heute ja mit jedem Handy fotografiert werden kann und permanent Gefahr läuft, irgendwo gepostet zu werden. Mein Computergebrauch beschränkt sich in erster Linie auf die Kommunikation - als eine Art Schreibmaschine, die gleich die Briefe verschickt. Zwei Sachen habe ich sogar mal im Internet gekauft: eine Tiffany-Lampe und eine Gartenleuchte.“

„Schön Shoppen“ heißt ein Song auf Ihrem aktuellen Album. Wie gern gehen Sie Shoppen?

Rainhard Fendrich: „Sicherlich nicht gern, nur wenn ich in Not bin. Das dauert fünf Minuten. Ich frage nach einem Jackett in meiner Größe und dann bin schon wieder draußen. Dieses Einkaufen ist für mich eine Qual, aber das liegt in der Natur des Mannes. Ich schieße mir ein Hemd. Jetzt reduziere ich auch meine Garderobe. Auf vier gute Anzüge und vier Paar Schuhe in verschiedenen Farben. Und dazu noch ein Paar Sneakers - das reicht. Der Rest der Kleidung ist, was man so im Sommer trägt. T-Shirts und Shorts.“

Die Vorstellung des Buches „Als gäbe es kein neues Morgen“ der 17jährigen Maleen Fischer im April in Wien haben Sie musikalisch untermalt. Wie kam es dazu?

Rainhard Fendrich: „Ich kenne den Vater schon sehr lange und wir haben uns damals alle sehr über die Geburt seiner Tochter gefreut. Doch schon als Kleinkind litt sie häufiger unter Atemnot. Und dann kam die niederschmetternde Diagnose der Ärzte - `Lungenhochdruck.` Bei dieser seltenen Erkrankung ist die Überlebenschance gering. Eine Tragödie ist dabei, dass ja nur Krankheiten mit vielen Patienten für die Pharmaindustrie interessant und lukrativ genug sind, um ein Medikament zu entwickeln. Schon als `Austria 3` habe ich gemeinsam mit Wolfgang Ambros und Georg Danzer einige Benefiz-Konzerte gespielt. Für das Mädchen und für ein Projekt zur Erforschung. Jetzt hat sie ein Buch über ihr ungewöhnliches Leben geschrieben und die Lesung war sehr berührend. Maleen kann nur mit einem Computer leben, der ihr über einen Schlauch Medikamente ins Herz schickt. Sie ist ein hoch intelligentes, tapferes Mädchen.“

Sie putzen gern, Sie kochen ausgezeichnet, sind Sie der perfekte Hausmann?

Rainhard Fendrich: „Meine Großmutter hat gesagt: `Wer einen Besen hat, braucht keinen Psychiater.` Und das stimmt. Wenn man aufgewühlt ist und beginnt, sein Bad, seine Wohnung oder seinen Schreibtisch aufzuräumen, kommt die Ordnung auch innerlich. Vielleicht ist es nur Einbildung, aber mir hilft es. Wenn ich gekocht habe, merkt hinterher niemand, dass ich in der Küche war. Ich kann alles außer bügeln. Meine Kinder sagen schon in Anlehnung an die gleichnamige Fernsehserie `Monk` zu mir. Vielleicht bin ich ja wirklich ein wenig ein Pedant, was das betrifft. Ich kann im Dreck nicht leben. Zugemüllte Autos sind für mich ein absolutes Gräuel.“

Welche Pläne haben Sie für die nächste Zeit?

Rainhard Fendrich: „Ich möchte zum Beispiel gern wieder ein Musical schreiben. Oder einen Roman. Da habe ich gerade in letzter Zeit ein paar ganz tolle Bücher gelesen. Das ist ein sehr reizvolles, neues Metier. Mir schwebt etwas vor, was in die Richtung von Ephraim Kishon geht. Also kein Krimi, nichts Schweres. Eher ein Roman in der Tradition der Wiener Kaffeehaus-Literatur. Garantiert wird es keine Biografie, das finde ich furchtbar langweilig.“ (bws press)

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