Drei Täler, drei Flüsse, drei Landschaften

Die Teichl mäandert zuerst durch ein Hochmoor und dann im Teichlboden durch ein oft verkanntes Niedermoor, das allerdings hoch, nämlich auf 1500 Metern liegt, um dann ganz zu verschwinden. | Foto: Franz Maier
  • Die Teichl mäandert zuerst durch ein Hochmoor und dann im Teichlboden durch ein oft verkanntes Niedermoor, das allerdings hoch, nämlich auf 1500 Metern liegt, um dann ganz zu verschwinden.
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WINDISCHGARSTEN, BEZIRK. Drei Täler kennzeichnen unseren Bezirk, und drei Flüsse kann man ihnen zuordnen: die Krems, die Steyr und die Teichl. Drei Täler, wie sie nicht unterschiedlicher sein könnten. Dieser Umstand hat vor allem in der Entwicklung zum Ende der letzten, der Würm-Eiszeit, seine Ursache.
Die drei vorausgegangenen, größeren Eiszeiten hatten von den Alpen aus einen geschlossenen Eisschild aufgebaut, dessen Endmoränen im Alpenvorland liegen. Die Steinbrüche von Kremsmünster und eine markante Seitenmoräne, die sich von dort bis zum Magdalensberg zieht, sind gute Beispiele dafür.

Jetzt kommt das Besondere. Der Würmgletscher, über den Pyhrnpass kommend, blieb im Becken von Windischgarsten stecken und ließ dort schon seine Endmoränen liegen. Er erreichte das Alpenvorland wie der Traun- und der Salzachgletscher nicht mehr. Beim Abschmelzen füllten die Gletscherbäche die Täler mit Schotter aus, aber nur entlang der Teichl und der Steyr. Das Kremstal blieb davon verschont, weil der Hungersbichl bei Klaus der Steyr den Weg verlegte und sie nicht in das Kremstal ließ. Das wirkte sich auch in der morphologischen Gestaltung deutlich aus und bildet so ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal.

Rudolf Stanzel: "Ich kenne keine Gegend in Österreich, wo zwei so unterschiedliche Täler nebeneinander entstanden sind. Da der tief eingrabende Fluss mit den Konglomeratschluchten – dort der breite, früher versumpfte Talboden; da die wilde, aggressive Steyr – dort die ruhige, gemächliche Krems mit flachen Ufern."

Wieder ganz anders die dritte Tallandschaft, das Garstnertal. "Die Teichl hat einen so extravaganten (Lebens-)Lauf, dass ich ihr den Titel Diva gegeben habe", sagt Stanzel. "Schon der Ursprung ist unvergleichlich. Es ist eigentlich ein Tümpel, der aber den stolzen Namen Brunnsteinersee trägt. Schon nach einer kurzen Strecke verschwindet die Teichl zum erstenmal und taucht dann im Kessel der Wurzeralm auf." Ein Hinweis für die Geologen: die Polje Wurzeralm ist eine Jurainsel im Triasmeer.
Die Teichl mäandert zuerst durch ein Hochmoor und dann im Teichlboden durch ein oft verkanntes Niedermoor, das allerdings hoch, nämlich auf 1500 Metern liegt, um dann ganz zu verschwinden. Zuerst kann man sie im Untergrund noch rumoren (rodln) hören, dann aber treibt sich das Teichlwasser im Höhlensystem des Warscheneckstockes umher und nur ein Teil davon – das haben Markierungsversuche ergeben – tritt 700 Meter tiefer im Tal beim Teichlursprung wieder aus.

Bei der Leonhardikirche hüpft sie über den Wall eines Felssturzes hinunter, in Spital am Pyhrn verlegen ihr Moränen den Weg, zwingen sie nach Westen in die Gleinkerau, wo sie dann endlich das Windischgarstner Becken erreicht, das am Ende der Eiszeit (ca. 12.000 vor Christus) ein tiefer See war, den sie mit ihrem Geschiebe auffüllen musste. Diese Tätigkeit der Teichl erkennt man heute noch an den flachen Ufern. Von Teichlbruck an ändert sich das entscheidend.

Gestärkt durch den Dambach zeigt sich die Diva jetzt von einer ganz anderen Seite. Von der "Stillen" – was ihr slawischer Name besagt – wird sie zum rauschenden Gebirgsbach mit steilen Ufern, vielen Schotterbänken, Schnellen und Tümpeln, ein Dorado für Fischer und Kanuten.

Bis zu ihrer Mündung gräbt sich die Teichl über 40 Meter in die Niederterrasse ein und schafft damit die nur Einheimischen bekannte Teichlschlucht. "Sie sollte genauso wie die Steyrschlucht unter Schutz gestellt werden, denn schon nagen die Bagger daran oder – schlimmer noch – droht das Verschwinden in einem Stausee", sagt Rudolf Stanzel. "Das Einzigartige besteht darin, dass solche Konglomeratschluchten sich nur in jenen Tälern erhalten, wo der letzte Gletscher nicht mehr bis in das Alpenvorland vordrang. Schnell ist unwiederbringlich zerstört, was in Jahrtausenden entstand."

Drei Täler, drei Flüsse, drei Landschaften – diese einzigartige Dreimaligkeit müsste als Alleinstellungsmerkmal für den Bezirk Kirchdorf genügen.

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