Viel Aufregung, wenig Lösungsansätze

Von Autobahn und Eibergstraße kommend ist der Kreisverkehr in Weißach das erste Nadelöhr im Kufsteiner Verkehrschaos. | Foto: Frisch
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KUFSTEIN (nos). Der andauernde Verkehrsinfarkt in der Festungsstadt beschäftigt nicht nur die staugeplagte Bevölkerung, sondern hin und wieder auch deren politische Vertreter in Gemeinde, Land und Bund. Zur Verbalakrobatik der Mandatare fehlen allerdings bislang jegliche Maßnahmen oder Ergebnisse.

"Jetzt ist genug getüftelt, die Menschen bei uns im Bezirk haben kein Verständnis mehr für gegenseitige Schuldzuweisungen", sagt Grünen-Bezirkssprecherin und Bundesrätin Nicole Schreyer. "Wir müssen jetzt gemeinsam in die Umsetzungsphase kommen", meint der für Verkehr zuständige Landtagsabgeordnete Hermann Weratschnig, "nach über einem Jahr müssen Maßnahmen zur Entlastung her."
Die Tiroler Grünen appellieren an die Asfinag, das Mautsystem zu überarbeiten. Es sei laut Weratschnig "höchste Zeit", dass Verkehrsminister Stöger hier ein Modell vorlege. "Die Gemeinde Kufstein ist angehalten, ein Verkehrskonzept zu erarbeiten. Denn eine Entschleunigung der Ortsdurchfahrt würde jedenfalls dazu führen, dass die Pkw lieber auf der Autobahn bleiben", so Schreyer – ein Verkehrskonzept für die Bezirkshauptstadt sei dringend notwendig. Das Land Tirol müsse Rückstau von der Abfahrt Kufstein-Süd in Richtung Autobahn verhindern, denn auch der sei für Ausweichverkehr verantwortlich. "Wenn jetzt alle ihre Hausaufgaben machen - der Bund bei der Vignette, die Stadt bei der Verkehrsberuhigung und das Land beim Rückstau, werden wir eine Reduktion des Verkehrs durch Kufstein schaffen", zeigen sich beide überzeugt.

Für den Kufsteiner Vizebürgermeister Richard Salzburger (ÖVP) kann die geforderte „Entschleunigung der Ortsdurchfahrt“ "nur als schlechter Scherz gedacht sein": „Manchmal stelle ich mir schon die Frage, ob politische Vertreter wirklich nachdenken, bevor sie solche Vorschläge machen. Denn auch ganz ohne grüne Verkehrsideen erleben die Menschen in Kufstein an jedem Wochenende bereits die von den Grünen geforderte Entschleunigung“, sind für Salzburger die Aussagen von Schreyer "mehr als zynisch".
„Anstatt die Stadt großspurig aufzufordern, Maßnahmen zu setzen, sollten endlich die verantwortlichen Vertreter in Bund und Land aktiv werden. Seit dem von der zuständigen LH-Stv. Ingrid Felipe medienwirksam in Szene gesetzten Verkehrsgipfel, der keine nennenswerten Ergebnisse zu Tage gebracht hat, ist es ruhig um die grüne Verkehrslandesrätin geworden. Es wäre der Kufsteiner Bevölkerung wesentlich mehr geholfen, wenn sich Bundesrätin Nicole Schreyer bei ihren Parteikollegen für eine Lösung stark machen würde, anstatt der Stadt eine 'Verkehrs-Entschleunigung' zu empfehlen, die sowieso bereits jedes Wochenende stattfindet“, so Salzburger abschließend.

FPÖ-Gemeinderat Anton Frisch erwartet sich "auch von Verkehrsminister Stöger (SPÖ) eine Lösung, die mit den Vorministern aller Farben bis 1996 zurück möglich war. Die ideologische Verblendung und Uninteressiertheit bei diesem Thema reicht leider auch bis hinein ins Parlament, weil auch dessen Abgeordnete nichts zusammenbringen, obwohl sie nur einen vorliegenden Entwurf beschließen bräuchten." Er verwies zudem bereits mehrfach auf die Idee einer Nordumfahrung, "um ein ähnliches oder sogar noch ärgeres 'Verkehrsschicksal' wie in Wörgl zu vermeiden", die er gemeinsam mit dem 2011 verstorbenen ehemaligen Tiroler Landesbaudirektor Herbert Biasi angedacht hatte. Das sei "nahezu die einzige Lösung, um den 'Verkehrspfropfen' zwischen Endach und Zell etwas aufzuweichen".

Der Absamer SPÖ-Nationalrat Maximilian Unterrainer sähe das Problem am einfachsten lokal lösbar. Er schlägt mit Blick auf Ausflügler und Tagestouristen, die einen großen Teil der "Vignettenflüchtlinge" ausmachen, vor, von Seiten der Wirtschaft Anreize für die Gäste zu schaffen: "Den Seilbahnen würde es nicht weh tun, wenn sie ihren deutschen Gästen die Kosten für die Vignette beim Kartenkauf zurückerstatten würden." Seiner Ansicht nach könnte die Wirtschaftskammer hier als Feuerwehr eingreifen, sofern sie an einer Problemlösung interessiert ist. Eine Lösung auf Bundesebene ist für Unterrainer dafür in weite Ferne gerückt. Nach der Ansage, dass sich die Tiroler Nationalräte jeglicher Coleur gemeinsam für eine Entschärfung der Situation in Kufstein einsetzen würden, sieht er hier wenig Ergebnisse: "Es ist in Wahrheit nicht viel passiert, es wurden keine Lösungsansätze auf den Tisch gebracht." Schuld sei daran auch die aufkeimende Mautdebatte in Deutschland, die das Tiroler Thema nach hinten verschoben hat. Eine Steuerungsmöglichkeit sähe Unterrainer allerdings im Bereich Frachtverkehr und Lkw: "Man muss ihnen die Geschwindigkeit nehmen, um sie auf die Schiene zu bringen. Lkw-Kilometer sind im Vergleich zur Bahn einfach zu billig."

Die Asfinag stellte jüngst in einer Stellungnahme an die Tiroler Landesregierung fest, dass ein Grund für die Verkehrsproblematik im Bereich Kufstein an der bayerischenAutobahn A93 und dem Knoten Inntal bei Rosenheimliege. Da die Autobahndirektion Südbayern hier keine baulichen Veränderungen plane, sehe auch die Asfinag keinen Grund zu reagieren. Eine Verwendung des Pannenstreifens als dritte Fahrspur lehnte sie deshalb in der Stellungnahme ab. Sie verweist vielmehr auf den Tourismus: "Durch eine Entzerrung der An- und Abreisetage" wäre "eine grundsätzliche Verbesserung der Überlastungen an sämtlichen Reiserouten möglich".

Von Autobahn und Eibergstraße kommend ist der Kreisverkehr in Weißach das erste Nadelöhr im Kufsteiner Verkehrschaos. | Foto: Frisch
Mittlerweile sind auch die "Schleichwege" der Einheimischen, wie die Verbindung über's Bezirkskrankenhaus zur Autobahn, an Samstagen verstopft. | Foto: Frisch
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