Graffiti, Tags und Schmierereien
Früher sah man sie nur in Krimis aus New York, heute sind sie weit bis in die entlegensten Gebiete vorgedrungen. Graffiti verursachen jährlich einen Schaden in Millionenhöhe. Die Sprayer hinterlassen ihre „Kunstwerke" und Unterschriften (Tags) an Hauswänden, Waggons oder Brücken. Wir haben uns an die Fersen der Sprühdosen-Aktionisten im Bezirk Neunkirchen geheftet, mit Behörden, Opfern und Tätern gesprochen.
Im Jahr 2014 wurden 31 Graffiti angezeigt, im Vorjahr waren es 56. Konnten 2014 magere 3 Prozent der Sprayer ausgeforscht werden, so waren es im Vorjahr immerhin schon 16 Prozent.
Von Graffiti können die Bundesbahnen ein Lied singen. „Jedes Graffito ist nach dem Strafgesetzbuch eine Sachbeschädigung und wird von den ÖBB zur Anzeige gebracht“, bringt es Bahnsprecher Christopher Seif auf den Punkt, „Die Beschädigungen sind vielfältig und bedenklich vor allem dann, wenn Sicherheitshinweise auf Fluchtweg oder für Türnotentriegelung dadurch unkenntlich gemacht werden. Wir sind unseren Eigentümern, den Steuerzahlern und unseren Fahrgästen gegenüber verpflichtet, gegen Graffiti vorzugehen. Fraglich ist auch, ob Menschen die Graffiti als Kunst betrachten, erfreut wären, wenn jemand ihr Privatauto oder ihre Hauswand verunstalten würde.“ Der Schaden durch Sprayer wird von den ÖBB kryptisch mit „ein 7-stelliger Gesamtschaden pro Jahr“ beschrieben.
Musikvereinslokal besprüht
Die Sprayerattacke auf das Musikvereinslokal in Neunkirchen ist der jüngste Fall, der in der Bezirkshauptstadt für Aufregung gesorgt hatte. Aber auch im Park auf den asphaltierten Wegen steigt man immer wieder über Graffiti, die im Dunkel der Nacht von Jugendlichen hinterlassen werden. „Von einer massiven Welle kann aber keine Rede sein“, relativiert Stadtsprecherin Susanne Kohn und rät, „Man sollte die Kinder sensibilisieren, dass das kein Jux ist, sondern Sachbeschädigung, die ziemlich teuer werden kann.“ Insgesamt verursachen Vandalen in Neunkirchen Schäden um die 30.000 Euro jährlich.
Unterführung übermalen
In Ternitz sind es vor allem die Unterführungen, die Sprayer anlocken, wie die Motten das Licht. „Wir müssen immer wieder Graffiti übermalen“, schildert Stadtamtsdirektor Gernot Zottl. Bei der Unterführung beim Verwaltungszentrum gingen die vermutlich jugendlichen Vandalen einen Schritt weiter: sie sprayten nicht nur die Wände mit ihren Tags voll, sondern sprengten auch die Gläser aus der Wand. Die Schäden durch Graffiti, Tags und Schmierereien belasten den städtischen Haushalt alljährlich mit bis zu 40.000 Euro. Die Unterführung beim Kindergarten in Pottschach wird jetzt in einer Malaktion mit den Kindergartenkindern ganz legal mit Graffiti verschönert.
Pfadis bemalen Badmauer
Die Mauer beim Naturbad ist verlockend lang und immer wieder Ziel von mehr oder weniger talentierten illegalen Künstlern. „Den Pfadfindern wurde erlaubt, die Badmauer offiziell zu dekorieren“, weiß Stadtamtsdirektorin Eva Pauser, „Wir bieten auch im Jugendraum Graffitikurse an.“ Auf diesem Weg will die Alpenstadt die Spraywut ihrer Jugendlichen kanalisieren.
Hakenkreuze und IS-Gekrakel
Wenn Sprayer mit Hakenkreuzen und IS-Gekrakel wie in Wimpassing provozieren wollen, begeben sie sich auf doppelt dünnes Eis. Nicht nur Sachbeschädigung steht dann zur Anklage, das zur Schau stellen, Tragen oder Verbreiten von Symbolen der NS- und IS-Terroristen stehen unter Strafe.
ZUR SACHE
Rechtlich gesehen kommen beim Sprayen Sachbeschädigung (§ 125 StGB) und schwere Sachbeschädigung (§ 126 StGB, ab 3.000 Euro Schaden) zum Tragen. Es sind Strafen von sechs Monaten bis zu fünf Jahren vorgesehen. Nicht zu vergessen sind auch die zivilrechtlichen Klagen der Geschädigten, die der Täter durch den hohen Schaden oft ein Leben lang nicht zurückzahlen kann.
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