Salzburger Wasser schmeckt so gut - Besuch auf einer Pinzgauer Alm und im W.H.U.-Labor in Bischofshofen
Wenn wir Salzburger uns ein Glas Leitungswasser einschenken, können wir davon ausgehen, dass es sich um ein gesundes und einwandfreies Getränk handelt. Schön zu wissen! Und spannend zu sehen, welche Maßnahmen dahinterstehen. Aber auch interessant zu hÖren, worauf Hausbesitzer trotzdem achten sollten... Ein kleiner Einblick in die Arbeit der W.H.U. GmbH., einer akkreditierten Prüf- und Inspektionsstelle für Wasser, Hygiene und Umweltanalytik.
Der Chef und zehn Mitarbeiter - Inspektoren inklusive
Geschäftsführer und Gründer dieses Laboratoriums in der Bischofshofener Bodenlehenstraße ist Diplomingenieur Dr. Arno Sorger. Der zertifizierte Gutachter, der Lebensmittel- und Biotechnologie studiert hat, beschäftigt insgesamt zehn Mitarbeiter. Einige sozusagen im „Innendienst“ - Laborleiterin und Prokuristin Sladana Jusic, eine Biologin, biochemische AnalytikerInnen sowie Gattin Andrea Sorger im Sekretariat und Sohn Theodor als Chemielabortechnik-Lehrling - und im Außendienst vier sogenannte „Inspektoren“.
Lokalaugenscheine direkt bei den Quellen
Während im Labor (das auch in anderen Bereichen tätig ist) als von der „Akkreditierung Austria“ zugelassenen Prüfstelle die einzelnen Merkmale des Trinkwassers teils wortwörtlich „unter die Lupe“ genommen werden, rücken die Inspektoren zu Lokalaugenscheinen aus. Die gesetzlich geregelte Häufigkeit dieser regelmäßigen Überprüfungen variiert je nach Anlage.
Kontrolliert werden zunächst die Qualität, die Sauberkeit und die Funktionsfähigkeit der Quellsammelschächte und der Hochbehälter. Sind die Gummidichtungen intakt, ist das Insektengitter ordnungsgemäß installiert und funktioniert die diversem Kleingetier den Weg versperrenden Überlauf-Froschklappe? Kann ausgeschlossen werden, dass Regenwasser eindringt?
Wo Vieh weidet, muss das Quellschutzgebiet gut abgezäunt sein
Wenn es Weidevieh gibt - oft bei Almgebieten im Gebirge der Fall - wird auch überprüft, ob das Quellschutzgebiet ordnungsgemäß abgezäunt ist. Außerdem werden drei Proben zu je 500, 250 und 50 Milliliter Wasser entnommen. Zuvor müssen am Wasserhahn Perlator und Gummidichtung entfernt werden, danach wird der Hahn abgeflämmt und das Kaltwasser zehn Minuten laufen gelassen. Die Probenbehälter werden mit einer Nummer versehen und sofort in eine Kühltasche gepackt. Zudem heißt es für den jeweiligen Inspektor, die ersten Vor-Ort-Parameter zu prüfen: Farbe, Trübung, Bodensatz sowie Geruch und Geschmack des Wassers. Mit Hilfe eines Messgerätes werden zudem die Temperatur, der pH-Wert und die elektrische Leitfähigkeit erhoben. Alle Vor-Ort-Ergebnisse müssen natürlich ebenso sorgfältig dokumentiert werden wie später die jeweiligen Laborergebnisse.
Eine Inspektion auf 1.300 Metern Seehöhe
Wir haben Inspektor Sepp Scharler aus Bramberg im Oberpinzgau zu einem Lokalaugenschein begleitet und zwar auf ca. 1.300 Meter Seehöhe. Am Bramberger Sonnberg hat der „Hauserbauer“ Alois Blaikner eine frühere Almhütte herrichten lassen und vermietet sie jetzt wochenweise an Urlauber. Weil das neu gefasste Quellwasser von Nicht-Familienmitgliedern getrunken wird, ist er gesetzlich dazu verpflichtet, das Wasser einmal jährlich und immer im selben Monat überprüfen zu lassen.
Inspektor Sepp Scharler jedenfalls sagt: „Meine Arbeit für das Labor, die ich als Pensionist nebenbei ausübe, hat mir so richtig bewusst gemacht, was für ein wahrhaftig großer Schatz unser Trinkwasser ist.“
Die Kühlkette darf nicht unterbrochen werden
Zurück zu den Proben: Nach spätestens 24 Stunden müssen diese - in „unserem“ Fall eben aus dem Pinzgau - aus den anderen Salzburger Gauen und auch aus anderen Teilen Österreichs im Laboratorium in Bischofshofen eingelangt sein. Wichtig dabei: Die Kühlkette darf nicht unterbrochen werden. Die Inspektoren liefern die Kühlbehälter entweder selber an oder schicken sie per Post/EMS. Nach ein paar Tagen Laborarbeit sind die Proben dann komplett ausgewertet und alle Ergebnisse liegen vor.
Zwei Labor-Bereiche: Mikrobiologie und Chemie
Im W.H.U.-Laboratorium gibt es also viel zu tun, wobei abwechselnd auch am Wochenende gearbeitet wird. Die Untersuchungen teilen sich dabei in die hier auch räumlich getrennten Bereiche Mikrobiologie und Chemie auf. Laut Dr. Arno Sorger werden bei den mikrobiologischen Untersuchungen hauptsächlich Fäkalkeime gefunden - öfter, als der Laie vielleicht annimmt. Jeder Nachweis führt zu sofortigen behördlichen Maßnahmen, sprich zur Behebung der Ursache.
Als erste Maßnahme muss das Trinkwasser abgekocht werden. Machmal werden auch Hygienekeime entdeckt, was ein Hinweis auf eine mangelhafte Reinigung der Hoch- bzw. Vorratsbehälter sein kann.
Gesucht werden hier "Nadeln im Heuhaufen"
Was die chemischen Laborwerte angeht, gilt es, „Nadeln im Heuhaufen“ zu suchen - aber dank der sehr hochwertigen und sehr hochpreisigen technischen Geräte werden sie ausnahmslos gefunden, sofern sie vorhanden sind. Sie... das können Schwermetalle , Pestizidrückstände, Chlorverbindungen, Ölrückstände, Kalk, Nitrat, Chlorid (Salzstreuung im Winter) oder organische Reststoffe sein - aber auch Arsen und radioaktive Bestandteile. „Was, Arsen und radioaktive Bestandteile?“, fürchten sich die Redakteurin und der Fotograf. „Nun, in manchen Tauerntälern lässt sich Arsen nachweisen. Und Bad Gastein ist sogar bekannt für die Radon-Heilstollen“, meint Dr. Arno Sorger eigentlich gar nicht sorgenvoll.
Bewusstseinsbildung bei privaten Hausbesitzern
Aber auf eine andere Thematik will der Akademiker, der auch (Fach)bücher geschrieben hat, auf jeden Fall hingewiesen haben: „Vielen Leuten ist sicher nicht bewusst, dass die Verantwortung der Wasserlieferanten beim sogenannten „Hausabsperrschieber“ - damit wird der Wasserzulauf ab- bzw. aufgedreht - endet. Aber was mit dem Wasser im Haus passiert, ist eine andere Sache. Wichtig ist jedenfalls, dass die Installationsarbeiten einwandfrei erfolgt sind und dass das Wasser in Bewegung bleibt. Alle Hähne sollen also regelmäßig aufgedreht werden. Wohnbaugenossenschaften haften für die Wasserqualität und lassen diese daher auch regelmäßig kontrollieren. Bei Besitzern von Einfamilienhäusern ist dies aber kaum der Fall.“
„Das ist ein Salzburger Spezifikum“
Der Spezialist weiß aber auch eine spezielle „Salzburger G‘schichte“ rund um das „Blaue Gold“: „Unsere Landeshauptstadt hat mehrere Wasserquellen, unter anderem die Fürstenquelle. Nachdem letztere aber nicht immer einwandfreie Qualität aufweist, wusste man sich folgendermaßen zu helfen: Das Wasser wird künstlich versickert, wodurch es vom Boden so gefiltert werden kann, dass keine weitere Aufbereitung erforderlich ist - ein Salzburger Spezifikum“.
"Was, in diesem Wasser ist kein Chlor!", fürchten sich Amerikaner
Grundsätzlich hat man hierzulande folgende Philosophie in Sachen Wasser: Es soll so gut geschützt werden, dass es nicht aufbereitet werden muss. In vielen anderen Ländern der Erde wird ausschließlich auf die Aufbereitung gesetzt. Europabesucher aus den USA etwa halten es oft für sehr gefährlich, dass „unserem“ Wasser kein bakterientötendes Chlor beigesetzt ist.
„Die sind noch gar nicht gestorben...“
Apropos andere Länder: Dort ist Dr. Arno Sorger, seines Zeichens auch Vater von fünf Kindern, aufgrund seines Wissens in Sachen (Wasser)hygiene um einiges vorsichtiger als der Durchschnittsbürger - besonders bei Swimmingpools. Daher hat er stets ein Chlormessgerät sowie pH-Wert-Messstreifen im Gepäck. Als er nach erfolgter Messung seiner 5-jährigen Tochter nicht erlaubte, in den Pool zu steigen, meinte diese nach kurzer Beobachtung der Lage: „Papa, so schlimm kann das Wasser nicht sein, weil da sind zwei Leute drinnen und die sind noch gar nicht gestorben.“
Dieser Bericht entstand für das Bezirksblätter-Magazin "Salzburger G'schichten". Nachfolgend noch zwei Artikel daraus mit großem Pinzgau-Bezug:
Leopold Kohr und der Oberpinzgauer Verein Tauriska:
http://www.meinbezirk.at/pinzgau/lokales/philosoph-der-kleinheit-leopold-kohr-und-die-erben-seines-geistigen-nachlasses-d1894275.html
Elisabeth Scharfetter und die Krimmler Judenflucht
http://www.meinbezirk.at/pinzgau/lokales/elisabeth-scharfetter-und-die-krimmler-judenflucht-eine-rueckschau-d1893980.html
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