Neues Notarztsystem: NEF statt NAW
Am Sonntag nahmen die Purkersdorfer Rettungsorganisationen das neue Notarzt-Einsatzfahrzeug in Betrieb.
BEZIRK PURKERSDORF (bw). nach den Bezirken Tulln und Neulengbach stellt auch Purkersdorf sein Notarztsystem um. Der bisherige NAW, ein klobiges Mini-Spital auf Rädern, wird durch einen VW Passat mit 240 PS und Doppel-Turbo ersetzt. Damit soll der Notarzt noch schneller beim Patienten sein und mit der Behandlung beginnen. Ein Transportfahrzeug kommt später nach.
"Ich bin schon in Ybbs/Persenbeug mit einem NEF gefahren. Das neue System hat Vorteile", sagte Bezirksstellenleiter Dr. Serge Weinmann bei der Präsentation am Sonntag im Purkersdorfer Rot-Kreuz-Haus: "Wir haben die Chance genützt und mit der Einführung des NEF die Sanitäter neu eingeschult. Das Niveau der Rettungsstellen hat sich massiv nach oben entwickelt." In den letzten 12 Jahren konnten die Purkersdorfer Notärzte 39 erfolgreiche Wiederbelebungen durchführen und in 235 Fällen Leben retten, so Weinmann.
Auch Landesrettungsrätin Brigitte Samwald vom Samariterbund freute sich auf die weitere Zusammenarbeit: "Heute beginnt eine neue Ära."
SO FUNKTIONIERT DAS NEF-SYSTEM
Beim NEF handelt es sich um einen PKW mit Sondersignalen, der von einem Notfallsanitäter gelenkt wird und mit einem Notarzt besetzt ist. Bei kritischen Notfällen, zu denen bisher der Notarztwagen ausgerückt ist, fahren zukünftig ein Rettungswagen und das NEF gemeinsam hin. Damit sind in Zukunft – je nach Fahrzeugbesatzung – zwischen vier und sechs Rettungskräfte am Notfallort. Der Notarzt übernimmt die präklinische Erstversorgung und entscheidet abhängig vom Patientenzustand, ob der Patient zuhause belassen wird, vom Rettungswagen ins Krankenhaus transportiert wird oder mit Notarztbegleitung transportiert wird.
Erfordert der Zustand des Patienten einen Transport mit Notarzt, werden alle notwendigen Geräte wie EKG-Monitor und Notfallrucksack im Rettungswagen mitgeführt. Entsprechende Halterungen sind in den Rettungswägen vorhanden. Der Notarzt fährt mit dem Patienten im Rettungswagen ins Krankenhaus, das NEF fährt hinterher.
Die Mindestbesatzung am NEF besteht aus Notarzt und Notfallsanitäter. Bei Möglichkeit kann zusätzlich ein zweiter Notfallsanitäter oder Notfallsanitäter in Ausbildung mitfahren. Der Notarzt entscheidet über alle medizinische Maßnahmen und führt jene Tätigkeiten durch, die Ärzten vorbehalten sind (zum Beispiel Intubation oder Verwahrung von Suchtgift). Der erste Notfallsanitäter
ist zuständig für Einsatzleitung, Koordination mit anderen Einsatzkräften, Kommunikation mit der Leitstelle und Dokumentation.
Wie auch schon beim Notarztwagen wird das NEF gemeinsam von Rotem Kreuz Purkersdorf-Gablitz und Samariterbund Purkersdorf betreut. Woche für Woche wechseln sich die beiden Organisationen ab, die Übergabe findet jeden Sonntag um 8:00 Uhr statt. Die Notärztinnen und Notärzte sind im Universitätsklinikum Tulln angestellt und versehen ihre Dienste abwechselnd auf der Notfall-Ambulanz Tulln, dem NEF Tulln und dem NEF Purkersdorf.
WEITERBILDUNG FÜR SANITÄTER
Um für den Betrieb mit NEF gerüstet zu sein, wurden in den vergangenen Monaten alle Sanitäterinnen und Sanitäter beider Organisationen auf das neue Fahrzeug geschult.
Rettungs- und Notfallsanitäter wurden in einer vierstündigen Weiterbildung auf die medizinischen Geräte am NEF eingeschult. Rettungssanitäter absolvierten weitere vier Stunden an praktischen Übungen in der Assistenz von Notärzten. Auch die Notarzt-Einsatzfahrer haben in einer vierstündigen Schulung das Fahrverhalten und die technische Ausstattung des NEF im Detail kennengelernt.
19 JAHRE NOTARZTSTÜTZPUNKT PURKERSDORF
Seit den 1980er-Jahren entstanden in ganz Österreich Überlegungen, das bestehende Notfallrettungswesen mit einem Notarztsystem zu ergänzen. Im Bezirk Purkersdorf existiert ein solches Notarztsystem seit dem Jahr 1996. Da der Tullner Notarztwagen und der Notarzthubschrauber aus Wien lange Anfahrtswege nach Purkersdorf hatten und nur selten verfügbar waren, wurde dem Bezirk nach jahrelangen Verhandlungen die Einrichtung eines Notarztstützpunktes zugestanden. Der erste Purkersdorfer Notarztwagen meldete sich schließlich am 2. September 1996 „einsatzbereit“.
Das Universitätsklinikum Tulln ist von Beginn an in die notärztliche Versorgung der Region eingebunden gewesen und stellt heute alle Notärztinnen und Notärzte. Durch die Anstellung im Krankenhaus haben sie viel Routine und absolvieren regelmäßig Schulungen im Bereich Anästhesie und Intensivmedizin.
Der Notarztstützpunkt Purkersdorf versorgt den Gerichtsbezirk Purkersdorf, den Autobahnabschnitt der A1 von der Wiener Stadtgrenze bis zur Abfahrt Altlengbach, die A21 bis zur Abfahrt Alland und gemeinsam mit der Wiener Rettung Teile des 14. Wiener Gemeindebezirks.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.