MÄDESÜSS. Märchen und Geschichten für Kinder, Kindsköpfe und Kindgebliebene – Teil 44

Jetzt im "Frauendreißiger (zwischen Maria Himmelfahrt, 15. August, und Maria Namen, 12. September) ist die Ideale Zeit, um die Kräuter für den Winter zu pfücken, zu trocknen und zu verarbeiten, da sie jetzt die volle Kraft der Sonne in sich tragen. Ein Hausmittelchen, auf das ich große Stücke halte, ist der Mädesüß-Wein. Da das Mädesüß, das gerne an Bachläufen und Gräben wächst, Salicylsäure enthält, wirkt es – wie Aspirin – fiebersenkend und kann bei Grippe und Erkältungskrankheiten Linderung verschaffen. Ich setze dazu einfach etwas Mädesüß 2 Wochen lang in Rotwein an, gebe Honig und ein, zwei Stamperl Schnaps dazu und gebe acht, dass sich der Honig gut auflöst. Ist eine Erkältung im Anmarsch, trinke ich vorm Schlafengehen ein Stamperl. Und schon passiert die Heilung – zumindest im Kopf : - )

In meiner heutigen Geschichte geht es ebenfalls um die heilende Wirkung des Mädesüß. Die Handlung spielt diesmal an einem Ort, den ich seit meiner Kindheit besonders liebe, da er der Geburtsort meiner Großmutter ist. Ein Stück ihrer bewegten Geschichte habe ich, zumindest was das Drumherum anbelangt, darin festgehalten.

Wie Mädesüß für die kleine Meta Süß zum Schicksal wurde…

Die kleine Meta Süß lebte mit ihrer Mutter in einer kleinen schäbigen Stadtwohnung in Nürnberg, gleich in der Nähe vom Bahnhof. In früheren Zeiten dürfte diese Gegend einmal zu den wohlhabenden Stadtvierteln gehört haben, jetzt aber waren die Häuser heruntergekommen und trist. Als Meta sechs Jahre alt war, war ihr Vater an der Spanischen Grippe gestorben. Meta hatte es auch erwischt. Sie hatte zum Glück überlebt.

Von da an war nichts mehr wie es war. Meta blieb kränklich und anfällig. Das Spielen mit anderen Kindern wurde meist bald zu Anstrengend und immer wieder erwischte sie eine Grippe. Mutter musste seit Vaters Tod wieder arbeiten. Sie hatte eine Stelle in der Wäscherei ums Eck gefunden. Auch jetzt im Spätsommer hatte die Grippe wieder zugeschlagen. Diesmal zäher denn je. Meta wollte sich gar nicht mehr erholen und die Mutter hatte sogar einen Rollstuhl ausgeliehen, um ihr Erleichterung zu verschaffen. In ihrer Not schrieb sie einen Brief an die Großmutter – Vaters Mutter die im eine Tagesreise entfernt gelegenen Leuchtenberg wohnte – worin sie sie bat, zu kommen und ihr zu helfen.

Die Großmutter war ganz entsetzt, als sie Meta, blass wie ein Geist, im Rollstuhl kauern sah. Nein, so etwas konnte die resolute 70-Jährige auf keinen Fall zulassen. „Du brauchst dringend eine Luftveränderung!“, beschloss sie und begann mit Meta einen Ausflug nach Leuchtenberg zu planen. Um die Genesung noch schneller voranzutreiben, bereitete sei klein Meta täglich einen Tee aus Mädesüß – „denn das Met der Germanen hat schon den alten Göttern gut getan!“, pflegte die Großmutter schmunzelnd zu sagen. Als das Mädchen endlich etwas Farbe auf die Wangen bekam, packten sie die Koffer und ab ging‘s in die Eisenbahn.

Großmutter lebte in einem gemütlichen Bauernhaus am Fuße der Burg, dort wo die Kühe idyllisch am Burghügel weideten. Schon nach ein paar Tagen besuchten die beiden ein altes Kräuterweiblein, dass am Waldrand in einer Hütte lebte. Sieh dir nur mein liebes Enkelkind an, Katnerin“ klagte die Großmutter. „Sie will und will nicht gesund werden!“ Die Katnerin nahm Metas Hand und fühlte sogleich die schwindenden Lebensgeister der Kleinen. „Koche ihr weiterhin einen Tee aus Mädesüß. Bei Vollmond gib auch die Wurzel rein!“, riet die Alte. „Hier gebe ich dir noch etwas ganz besonderes mit. Ich habe es noch nie verschenkt, aber die kleine hier hat sich schon genug mitgemacht!“ Dabei steckte sie der Großmutter eine steinerne Flasche in den Korb. „Von diesem Met aus Mädesüß gib Meta gleich ein Gläschen zu trinken. Wenn du glaubst, sie ist gesund, gib ihr das Zweite. Das Dritte ist ein besonderes Geschenk. Die Meta soll es erst dann trinken, wenn sie es wirklich braucht. Wann, wird sie selber spüren.“

So kam es, dass die Meta wieder ganz gesund wurde. Auch die Mutter konnte sich kaum fassen vor Glück. Jahre später, Meta Süß war mittlerweile zu einer lebensfrohen jungen Frau herangewachsen, lernte sie bei einem Nachmittagskonzert im Cafe‘ Wintergarten, Maximilian, den feschen Sohn eines Wiener Fabrikanten kennen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Die beiden trafen sich fast täglich im Cafe‘ oder auf einen Spaziergang, kletterten zur Burg hinauf oder gingen gemeinsam in den Tiergarten.

„Weißt du Meta“, begann der junge Mann eines Tages zögerlich, „Ich möchte, dass wir heiraten. Gestern habe ich mit meinen Eltern darüber gesprochen. Die aber wollten gar nichts davon wissen… .“ Kopfschüttelnd stieg wieder das Bild des Vaters in ihm hoch, als er sagte „Geld gehört zu Geld! Warum heiratest du nicht Katharina von Weigelstein. Sie ist ansehnlich und noch dazu eine gute Partie. Ich werde gleich ein Treffen arrangieren.“

Das traf Meta wie ein Schlag ins Gesicht. Hand in Hand saßen sie auf einer Bank in der Nähe des Schönen Brunnen und sinnierten vor sich hin. „Die goldenen Wunsch-Ringe am Brunnengitter! Ich gehe hin und werde einfach mal dran drehen!“, kam es Meta in den Sinn. Kaum hatte sie am ersten gedreht, erinnerte sie sich wieder an den steinernen Krug, den sie noch immer zu unterst in ihrem Kleiderschrank hortete.

„Lade mich zu dir nach Hause ein und stelle mich deinen Eltern vor. Ich will nur ein Gläschen mit ihnen trinken“, bat Meta. Gut war Max nicht dabei, aber er wollte seinem Mädchen keinen Wunsch abschlagen. Weil auch Maximilians Eltern sehr viel Wert auf Etikette und gutes Benehmen legten, ließen sie die beiden im Salon Platz nehmen, um zumindest mit dem Mädchen zu plaudern, dass das Herz ihres Sohnes erobert hatte. Meta hatte vorher den Diener gebeten, das bisschen Met, das noch übrig war, auf vier Schnapsgläschen aufzuteilen. „Das ist mein Gastgeschenk“, sagte Meta und erhob ihr Glas. „Eine Spezialität meiner Großmutter! Stoßen wir auf ihre Gesundheit an.“

Die alte Katnerin sollte Recht behalten. Kaum waren die Gläser geleert, sahen Max‘ Eltern keinen Grund mehr, diese Heirat zu verhindern. Metas Brautstrauß aber, wand sie selbst aus dem Mädesüß, das noch heute am Bachlauf neben der alten Kate in Leuchtenberg wächst.

Anzeige
Stylisch und edel zugleich – Hans und Christian Reitner haben beim Umbau keine Kosten und Mühen für Ihre Kunden gescheut. | Foto: Toyota Reitner
7

Baureportage
Toyota Reitner erneuert Schauraum

Schauraumeröffnung: Neuer Glanz bei Toyota Reitner in Waldneukirchen – feiern Sie am 26. und 27. April mit uns! WALDNEUKIRCHEN. 1981 wurde Toyota Reitner von Manfred und Anna Freudenthaler am Standort in Waldneukirchen mit drei Mitarbeitern gegründet. Die Neuübernahme samt Team erfolgte am 1. Februar 2013 durch Hans und Christian Reitner. Derzeit beschäftigt das Autohaus in der Mandorferstraße 15 Mitarbeiter, darunter auch drei Mitarbeiterinnen. Ein neuer Lehrling wird noch im Sommer neu...

17 Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Steyr & Steyr-Land auf MeinBezirk.at/Steyr&Steyr-Land

Neuigkeiten aus Steyr & Steyr-Land als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Steyr & Steyr-Land auf Facebook: MeinBezirk.at/Steyr&Steyr-Land - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Steyr & Steyr-Land und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.