Die notärztliche Versorgung im Lammertal "krankt"
NEOS-Gesundheitssprecher und Mediziner Sebastian Huber fordert mehr politischen Willen bei notärztlicher Versorgung.
SALZBURG/TENNENGAU (ap). In einem medizinischen Notfall zählt jede Minute. Je schneller qualifizierte Maßnahmen durchgeführt werden, desto günstiger ist der Heilungsablauf und umso kürzer ist im Durchschnitt die nachfolgend notwendige Behandlungszeit.
"Suboptimale Versorgung"
"Durch die Neustrukturierung der bisherigen Hausarzt-Bereitschaft – diese endet um 23 Uhr – ist es zu einer Änderung des notärztlichen Versorgung in Landgebieten durch niedergelassene Ärzte mit Notarztausbildung gekommen. Viele sind nicht mehr dazu bereit zu den bisherigen Bedingungen in den Nachtstunden notärztliche Bereitschaft zu übernehmen", weiß der Mediziner und NEOS-Klubobmann der Stadt Salzburg, Sebastian Huber. "Der Tennengau hat aktuell keinen eigenen Notarzt stationiert und wird – wie der gesamte Flachgau – von Salzburg aus mitbetreut. Auch im Pinzgau ist ein bodengebundenes Notarztfahrzeuge zu wenig", kritisiert Huber in Richtung Gesundheitslandesrat Christian Stöckl.
"Tirol macht es vor"
Wie eine optimale Patientenversorgung im Notfall funktioniert, zeige Tirol auf. "Innsbruck, Innsbruck Land und Imst und der Salzburger Zentralraum sind bezüglich ihrer Einwohnerzahlen vergleichbar. Während es im Tiroler Zentralraum bei der bodengebundenen Versorgung fünf Notarztfahrzeuge und zusätzlich zwei Fahrzeuge für den peripheren Notarztbereich gibt, stehen in Salzburg Stadt, Flach- und Tennengau bei annähernd gleicher Anzahl der Bevölkerung nur ein Notarztfahrzeug tagsüber und zwei in der Nacht bereit. Die Anfahrtswege sind in der Nacht im Ernstfall zu lange", argumentiert Huber. Laut Einsatzstatistik rücken die Notärzte im Tiroler Zentralraum durchschnittlich 23,7 Mal pro Tag aus, im Salzburger Zentralraum 6,3 Mal.
"Land ist in der Pflicht"
Um auch jene Patienten notfallmedizinisch zu erreichen, die in abgelegenen Regionen wohnen, fordert Huber die Etablierung von "First Responder Ärzten", wie es sie ebenso in Tirol schon gibt. "Als solche können erfahrene niedergelassene Allgemeinmediziner fungieren und überbrückend bei Notfällen, bis zum Einlangen des Notarztes, tätig sein. Das Land müsste dafür eine entsprechende Notfallausrüstung samt Monitor mit Schrittmacherfunkton zur Verfügung stellen, regelmäßige Schulungen und Notfalltraining – wie beispielsweise im medizinischen Simulationszentrum Salzburg – ermöglichen und eine adäquate Bezahlung im Einsatzfall sichern", bietet Huber einen Lösungsansatz an.
Für Stöckl nichts Neues
Gar nicht so neu ist die Idee Hubers aber für Gesundheitslandesrat Christian Stöckl. "First Responder Ärzte sind in bestimmten Regionen eine gute Form der notärztlichen Versorgung, die wir auch in Salzburg im Saalachtal, im Gasteinertal und im Ennspongau umgesetzt haben. Außerdem haben wir seit Kurzem auch die Zusage des Arztes in Großarl, dass er als First Responder tätig sein wird", heißt es aus dem Büro Stöckls. Und ja, auch "die Bereitschaft und die Einsätze dieser Ärzte werden bereits vom Land abgegolten.
Lammertal adäquat abdecken
Auf die Frage hin, ob es im Tennengau Handlungsbedarf in Sachen notärztlicher Versorgung gibt, meint Stöckl: "Landesrätin Erika Scharer hat während ihrer Amtszeit ein Projekt gestartet und einen Notarztstützpunkt im Tennengau errichtet. Dieses hatte sich jedoch nicht bewährt und wurde kurze Zeit später wieder eingestellt, da die Versorgung dadurch nicht verbessert werden konnte. Momentan sind wir aber in intensiven Gesprächen, um das Lammertal entsprechend abzudecken." Eine rasche Lösung fordern mittlerweile auch schon die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden sowie die Salzburger SPÖ via Petition.
Sanitäter leisten viel, können Ärzte aber nicht ersetzen
Tagtäglich ihr Bestes geben im Notfall auch die Rettungssanitäter des Roten Kreuzes. Betreffend der Situation im Lammertal will der stellvertretende Landesrettungskommandant Bernd Petertill nicht mehr sagen, als dass darüber gerade mit dem Land verhandelt wird. Der Pinzgau sei mittlerweile aber gut abgedeckt: "Die Versorgung im Pinzgau ist zufriedenstellend und flächendeckend. Sowohl am Standort Zell am See als auch in Mittersill ist jeweils ein Notarzt stationiert. Im Notfall kann auch der Notarzt aus Schwarzach seine Kollegen im Pinzgau unterstützen."
Darüber hinaus verweist er auf ein Projekt, wonach auch erfahrene Rettungssanitäter im Notfall als "First Responder" zum Einsatz kommen. "Durch ihre Ausrüstung und ihr fachliches Wissen können sie in der Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes und des Notarztes die ersten – unter anderem auch lebensrettende - Sofortmaßnahmen setzen. Dennoch – schon allein auf Grund der Befugnisse laut Sanitätsgesetz – können sie einen Arzt nicht ersetzen", so Petertill.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Angelika Pehab Hoffentlich kein Interessenskonflikt
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