Jugendliche und ihre Süchte
Süßes Gift: Die Sucht nach Zucker

Viele Jugendliche essen täglich Zucker. | Foto: Freepik
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Ob ein Kinder Bueno in der Schulpause, ein Kakao zum Wachwerden oder ein Eis nach dem Mittagessen: Jugendliche nehmen bei fast jeder Mahlzeit Zucker zu sich - eine schlechte Ernährungsgewohnheit. Doch beim Lernen auf Süßigkeiten und Naschereien zu verzichten ist für viele völlig unvorstellbar – dafür sind wir schon viel zu süchtig nach dem süßen Gift.

von Manu Bhachoo

SALZBURG. Jedes dritte Kind in Österreich ist übergewichtig oder adipös. Laut der Statistik Austria sind derzeit rund 3,7 Millionen Österreicher:innen über 15 Jahre übergewichtig und rund 17 Prozent leiden unter Adipositas. Eine der Ursachen: Jugendliche und Kinder essen oder trinken sehr viel Ungesundes und nehmen dadurch viel zu viele Kalorien auf. Sie sind süchtig nach Zucker.

Es gibt verschiedene Arten von Zucker. | Foto: Freepik

Was ist Zucker?

Zucker - ein süß schmeckendes Nahrungsmittel, das süchtig macht. Im alltäglichen Verbrauch versteht man darunter Haushaltszucker, auch Saccharose genannt. Neben diesem gibt es Glucose (Traubenzucker), Fructose (Fruchtzucker) und Lactose (Milchzucker). Alle Zuckerarten gehören zur Gruppe der Kohlenhydrate und bestehen aus den Grundbausteinen Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff, unterscheiden sich allerdings in ihrer Molekülstruktur.

Süßer Treibstoff – Brauchen wir Zucker?

Unser Körper benötigt viel Energie, um zu überleben - und Zucker ist ein Treibstoff. Gemeint ist dabei allerdings nicht der Haushaltszucker, der in vielen Getränken und Süßigkeiten enthalten ist. Der menschliche Körper benötigt Glukose - das ist der Haupttreibstoff für lebenswichtige Aktivitäten wie Atmen, Laufen und Denken. Täglich verbrennt unser Gehirn etwa 130-140 Gramm Glukose. Aber: Unser Körper kann selbstständig die Glukose aus vielen Nahrungsmitteln filtern, sodass wir eigentlich gar keine Süßigkeiten benötigen.

Honig ist ein natürliches Süßungsmittel. | Foto: Freepik

Wie wirken Süßungsmittel?

Süßstoffe sind dagegen ganz anders aufgebaut als Zucker. In der EU erkennt man sie in Produkten an ihren E-Nummern. Zuckerersatz verspricht, dass er deutlich gesünder und kalorienärmer ist. Obwohl viele Studien von der Süßstoffindustrie durchgeführt wurden, deuten unabhängige Studien darauf hin, dass durch den Zuckerersatz der Appetit nach süßen Lebensmitteln sogar erhöht wird. US-Forscher:innen gehen davon aus, dass dies darauf zurückzuführen ist, dass wir das Süße im Fall von Süßstoff nicht wie gewohnt aufnehmen und unser Verlangen somit nicht vollständig befriedigt wird. Das führt natürlich dazu, dass wir mehr Kalorien aufnehmen und hat zur Folge, dass viele Menschen zunehmen. Zudem haben israelische Forscher:innen berichtet, dass Süßungsmittel wie Saccharin, Sucralose und Aspartam genauso wie Zucker zu einem schnellen und starken Anstieg des Blutzuckerspiegels führen können. Wenn man regelmäßig Süßstoffe einnimmt, kann es zu einem Ungleichgewicht in der Darmflora kommen. Das stellt sich dann wiederum als ein Risikofaktor für Stoffwechselkrankheiten heraus. Fettleibigkeit und Diabetes Typ 2 sind zwei bekannte Stoffwechselkrankheiten. Daher ist es besser, zu Zucker zu greifen. Süßungsmittel wie Kokosblütenzucker, natürlicher Steviaextrakt, Yaconsirup, Xylit und Honig wirken sich weniger auf den Blutzuckerspiegel aus und sind folglich auch weniger bedenklich.

Die bekannteste Folge von zu hohem Zuckerkonsum - Diabetes. | Foto: Freepik
  • Die bekannteste Folge von zu hohem Zuckerkonsum - Diabetes.
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Gesundheitliche Folgen

Wie bei allem gilt auch beim Zucker: Die Menge macht das Gift. Es scheint, als ob die meisten Jugendlichen sich über die negativen Auswirkungen ihres Zuckerkonsums nicht im Klaren sind oder diese bewusst ignorieren. Das kann daran liegen, dass das Süße oft als Belohnung oder Trost angesehen wird und Jugendliche damit eine emotionale Verbindung haben.
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollte man nicht mehr als sechs Teelöffel Zucker pro Tag zu sich nehmen. Doch das ist eher eine Wunschvorstellung, denn der tatsächliche Wert unseres Zuckerkonsums liegt weit über dem empfohlenen Wert. Dabei kann der hohe Konsum von Zucker zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen führen, unter anderem Übergewicht, Adipositas, Diabetes Typ 2, Zahnkaries und Stoffwechselstörungen. Jährlich erkranken immer mehr Menschen an der Volkskrankheit Diabetes. Die betroffenen Menschen werden immer jünger, von Altersdiabetes ist hier nicht mehr die Rede. Vor allem Kinder und Jugendliche, die sich fast nur aus ungesundem Essen ernähren, sind betroffen – sie sind die potenziellen Altersdiabetiker der Zukunft. Am schlimmsten sind Softdrinks. Davon sollte man die Hände weglassen, denn eine große internationale Studie kam zu dem Schluss, dass ein hoher Zuckerkonsum durch süße Getränke Jahre später die Bildung von Darmkrebs begünstigt. Doch die Folgen gelten nicht nur für den Haushaltszucker – wer sehr viel Fruchtzucker aufnimmt, kann auch eine Fettleber bekommen. Die Folgen sind fatal, doch das hindert die Jugendlichen und Kinder nicht daran, sich diesen Gefahren auszusetzen, um dann im späteren Verlauf des Lebens den übermäßigen Zuckerkonsum bereuen zu müssen.

Krankheiten kann durch einen niedrigen Zuckerkonsum vorgebeugt werden. | Foto: Freepik
  • Krankheiten kann durch einen niedrigen Zuckerkonsum vorgebeugt werden.
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Bewusste Ernährung

Sich gesünder ernähren - das klingt wie ein halbherziger Neujahrsvorsatz. Doch gesunde Ernährung bedeutet nicht, sich ausschließlich von Obst und Gemüse zu ernähren. Um sich gesund und ausgewogen zu ernähren, braucht man eine Ernährung, die jede Ebene der Ernährungspyramide abdeckt. Und auch die Verpackungen von diversen Lebensmitteln sollte man lieber zweimal lesen, da es für Zucker über 70 verschiedene Bezeichnungen gibt. Sie werden in der Zutatenliste zwar angegeben, sind für uns aber nicht als Zucker erkennbar.
Selbst Fertigprodukte aus den Tiefkühltruhen sind verzuckert, was geschmacklich meist unbemerkt bleibt. Wenn wir darauf verzichten, nehmen wir schon deutlich weniger Zucker zu uns.

Die WHO empfiehlt eine weit geringere Zuckermenge, als wir täglich zu uns nehmen. | Foto: Freepik
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Selbstversuch: Zwei Wochen ohne Zucker

Im Rahmen meiner Recherche zum Thema Zucker im Zusammenhang mit Jugendlichen kamen mir viele Selbstversuche unter: Menschen verzichten versuchsweise freiwillig auf Zucker - einfach, weil es gesünder ist.
Ich selbst nehme täglich Zucker zu mir und versuche schon ab und an, mich gesünder zu ernähren. Doch spätestens in der Schularbeitenphase sind ein paar Tafeln Schokolade in der Woche Normalität. Wie ich mir das erkläre? Mein Gehirn braucht Energie – die bekomme ich natürlich am schnellsten durch Zucker, wobei ich auch die schnelle Ermüdung merke.
In der Schulpause genehmige ich mir einen Kakao, falls ich Hunger habe, esse ich ein Snickers und zu Hause gibt es auch diverse Naschereien und Süßigkeiten.
Wie wäre es wohl, wenn ich zwei Wochen auf meine Naschereien verzichten würde? Wäre ich schlapper in der Schule? Oder doch energiegeladener? Würde sich mein Hautbild verbessern? Oder mein Schlaf? All diese Fragen bekräftigten meinen Entschluss, zwei Wochen lang auf Zucker zu verzichten.
Was mir als Erstes auffiel: Auf Süßigkeiten zu verzichten ist gar nicht so einfach, wie gedacht. Ich musste in den zwei Wochen mein Frühstück ändern – denn Schokolade am Morgen ging da nicht durch. Auch in der Schule verzichtete ich auf meinen täglichen Kakao – stattdessen trank ich einen Cappuccino. Der Heißhunger? Der kam oft aus dem Nichts und überraschte mich. Wenn ich gestresst war oder wenn ich Motivation brauchte, dachte ich als Erstes immer daran, mir als Belohnung etwas Süßes zu genehmigen, was natürlicherweise nicht ging. Auch das Einschlafen gestaltete sich in der ersten Woche deutlich schwieriger. Aber die Energie hielt länger, trotz des Schlafmangels. Und meine Konzentration in der Schule war auch mehr als nur gut. In der zweiten Woche ging alles fast automatisch – es fiel mir leicht, auf die Naschereien zu verzichten. Doch etwas, was mir aufgefallen ist, war mein Hautbild. Das hat sich ohne den Zucker deutlich verschlechtert und ich bekam mehr Hautunreinheiten.

Viele Jugendliche essen täglich Zucker. | Foto: Freepik

Mein Fazit

Alles in allem würde ich das auch länger als für nur zwei Wochen aushalten – doch ab und an ein Kuchenstück als Dessert zu essen, hat mir gefehlt. Bedenklich ist Zuckerkonsum ja nur, wenn man er täglich passiert und das übermäßig. Letztendlich sollten wir uns bewusst machen, dass wir nur einen Körper haben. Wir täten ihm Gutes, wenn wir auf übermäßigen Zuckerkonsum verzichten würden.

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