Kampf um bessere Löhne
Warnstreiks in Salzburger Privatkliniken
In der Privatklinik Wehrle-Diakonissen kam es heute Vormittag zu einem dreistündigen Warnstreik. Drei weitere Privatkrankenhäuser streikten mit. Österreichweit stehen im privaten Gesundheitsbereich die Segel auf Sturm. Grund sind die KV-Verhandlungen.
SALZBURG. Bereits sechs Runden der Kollektivvertragsverhandlungen gab es in den vergangenen Wochen im privaten Gesundheitsbereich. Der Österreichische Gewerkschaftsbund pocht darauf, dass man auch in diesem Bereich den Ärztinnen und Ärzten sowie dem Pflegepersonal aufgrund der starken Inflation ein ordentliches Gehaltsplus geben müsse. Bislang verliefen die Verhandlungen ohne Erfolg. In Salzburg gab es deshalb heute einen dreistündigen Warnstreik in der Privatklinik Wehrle Diakonissen, der EMCO Klinik in Hallein, dem Krankenhaus Oberndorf und dem Klinikum Bad Gastein.

- Vor der Privatklinik Wehrle-Diakonissen wurde heute Vormittag um 9:40 Uhr protestiert.
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Es wird verhandelt
Laut der Salzburger Gewerkschaft Vida haben es die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber der Privatkrankenanstalten in sechs Runden der Kollektivvertragsverhandlungen bislang nicht geschafft, ein brauchbares Angebot auf den Tisch zu legen.

- Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fordern eine faire Lohnerhöhung.
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Derzeit herrscht nun wieder einmal eine gewisse Funkstille. Bei den Verhandlungen geht es um die Gehälter von österreichweit 10.000 Beschäftigten. Die Gewerkschaft fordert für sie einen Abschluss, der klar über der Inflation liegt und ein monatliches Brutto-Mindestgehalt von 2.000 Euro. Um diesen Forderungen mehr Nachdruck zu verschaffen, kommt es in ganz Österreich heute zu dreistündigen Warnstreiks. Während dieser Streiks wird nur in den betroffenen Krankenanstalten nur ein Notbetrieb aufrecht erhalten.
Sicht der Vida
Wir sprachen heute mit Mario Bandemer von der Vida. Er ist Betriebsratsvorsitzender in der Privatklinik Wehrle-Diakonissen.
„Nach sechs Kollektivvertragsverhandlungsrunden wissen wir leider immer noch nicht genau, ob der Arbeitgeber bereit ist, uns ein gutes Angebot zu geben. In den ersten zwei Verhandlungsrunden gab es überhaupt kein Angebot. In den darauffolgenden gab es dann solche, die weit, wirklich weit unter der geltenden Inflation lagen", erklärt Mario Bandemer.

- Betriebsratsvorsitzender Mario Bandemer wünscht sich mehr Gehalt und mehr Wertschätzung für die Angestellten der Privatkliniken.
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Er zeigte sich im Interview mit uns enttäuscht über das fehlende Entgegenkommen seitens der Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen. "Es kann doch nicht sein, dass ein Arbeitgeber die Inflationsrate nieder rechnet mit der Arbeitszeitverkürzung. Wir haben uns eine Arbeitszeitverkürzung verdient. Meine Kollegen haben in den letzten Jahren die gesteigerte Patientenzahl mit einer starken Arbeitsverdichtung beantworten müssen. Wir haben jetzt die Situation, dass wir weit weit mehr Arbeit jeden Tag für jede einzelne Kollegin haben. Und trotzdem will der Arbeitgeber uns auch noch diese Zeit gegenrechnen. Wir wollen von 40 auf 39 Stunden pro Woche verkürzen und dass rechnet uns der Arbeitgeber immer noch von den Inflationswerten ab", so der Betriebsratsvorsitzende Mario Bandemer.
Streiks in ganz Österreich
Auch mit Vida Landesvorsitzenden Friedrich Schinagl kamen wir kurz ins Gespräch. Er erklärte uns, dass die Warnstreiks heute in Privatkrankenanstalten in ganz Österreich stattfinden. Die geforderten Lohnanpassungen sind seines Erachtens nach dringend notwendig. Denn gerade im Pflegebereich würden viele der Angestellten die aktuellen Teuerungen bei Dingen des täglichen Gebrauchs und bei den Mieten wirklich stark spüren. Aus seiner Sicht brennt wirklich der Hut im Gesundheitsbereich, und gerade was die Pflege betreffe, brauche es wirklich auch starke finanzielle Anreize.

- Vida Landesvorsitzender Friedrich Schinagl sieht im Gesundheitsbereich bezüglich der Personalfrage akute Probleme.
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"Ich kenne eine Mitte-vierzig-jährige Dame die sehr gerne in den Pflegebereich wechseln wollte. Doch bevor das möglich ist, müsste sie eine zweijährige Ausbildung machen, bei der sie nur 400 Euro im Monat verdient. Das kann sie sich einfach nicht leisten. Wie will man so Leute für den Pflegebereich motivieren?", stellt Friedrich Schinagl kritisch in den Raum.

- Ursula Schupfer vom Frauenreferat der ÖGB Landesorgansation in Salzburg war auch für den Warnstreik vor Ort.
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