Erinnerungen eines Eugendorfer Zeitzeugen: Oktober 1944 in Salzburg
Leserbrief von Reg.-Rat Anton Herzog aus Eugendorf
Erinnerungen an den 16. Oktober 1944: Ich war Zögling an der Lehrerbildungsanstalt Salzburg und besuchte den zweiten Jahrgang. Zwei Wochen zuvor machte die Klasse einen Besuch der Reichsflugmodellbauschule in Altmünster bei Gmunden, denn als Lehrer sollten wir ja die Jugend für die Fliegerei begeistern. „Das deutsche Volk soll ein Volk von Fliegern werden“, hatte uns Feldmarschall Göring ausrichten lassen.
Es war Montag, der 16. Oktober, als der Schulwart wieder mit der Handsirene durch die Gänge im Studiengebäude lief und so Fliegerwarnung ankündigte, mit 20 min Vorwarnzeit.
Wir ließen alles liegen und gingen in den Luftschutzkeller im Mönchsberg. Der Telefonrundspruch informierte laufend über den Stand. Auf einmal fing das Licht zu flackern an und der Boden bewegte sich – erstmals! Bomben auf Salzburg! Die erste Meldung war: Mozarts Wohnhaus ist getroffen. Kaum gab es Entwarnung, liefen wir zum Markartplatz und gafften auf den Bombenkrater, da ertönten erneut die Sirenen: Wieder Fliegeralarm! Alles drängte zurück über den Markartsteg, der beachtlich schwankte. Über die Griesgasse schoss uns ein Wildbach entgegen, denn eine Bombe hatte das Wasserreservoir auf dem Mönchsberg getroffen. Kurze Zeit später holten wir schließlich unsere Sachen ab und liefen ins Faberheim (die ehemalige Taubstummenanstalt), unser Schülerheim, verschlangen unser Mittagessen. Dann hieß es in den Arbeitsanzug zu schlüpfen und sich auf den Weg nach Itzling zu machen. Hinter dem Gasthaus Auerhahn hatte man eine Splittergrabenanlage errichtet. In diese hatten sich viele Bewohner von Itzling geflüchtet. Dort hinein war eine Bombe gefallen und wir hatten die Aufgabe, mit Schaufel und Krampen die Leichenteile herauszuholen und in Schubkarren zu verfrachten. Den Abtransport hatten andere zu vollführen. So hat für uns Sechzehnjährige der Kriegseinsatz begonnen. Ich erlebt noch zwei solche Angriffe mit Einsatz zu Aufräumungsarbeiten, glücklicherweise ohne noch einmal Leichen bergen zu müssen.
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