Ein Unternehmer mit dem richtigen Durchblick

Die WOCHE sprach mit Hellmuth Rieder im Wintergarten seines Wohnhauses an der Lieser
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SPITTAL (ven). WOCHE: Sie sind erfahrener Unternehmer und einer der „Beständigsten“ am Spittaler Hauptplatz. Was ist ihr Erfolgsrezept?
RIEDER: Ja seit 88 Jahren. Mein Erfolgsrezept ist Kontinuität, das heißt, dass man nicht jeden Bocksprung mitmacht, aber ein klares Ziel vor Augen hat.

Was meinen Sie mit Bocksprung?
Es gibt ja Menschen, die heute der und morgen anderer Meinung sind und verlieren dabei das Ziel aus den Augen. Einige machen Dinge, die sich gar nicht vertragen.

Zum Beispiel?
Aus der Politik hätte ich Beispiele. Jörg Haider war zuerst für Atomkraft, dann dagegen. Also Feuer- und Wassersituationen.

Nun ist auch Inge Tschikof, die viele Jahre lang das Juweliergeschäft betrieben hat, plötzlich verstorben. Wird dies eine weitere Gebäude-Leiche am Hauptplatz werden?
Es ist ein relativ kleines Geschäft, es wäre schade, wenn sich niemand finden würde, der das erfolgreiche Geschäft fortführt. Aber ich glaube schon, dass es jemand weiter macht.

Was könnte man tun, um den Hauptplatz bzw. die gesamte Innenstadt zu beleben?
Als erste Maßnahme wäre es unglaublich geschickt, wenn man eine Einbahnregelung installieren würde. Es kostet nichts und bringt alles. Eine zweite Idee wäre sehr futuristisch: Ein Dach über dem Hauptplatz. Es wäre technisch leicht möglich. In St. Veit haben sie es teilweise gemacht und auch in Berlin.

Rentiert es sich, am Hauptplatz ein Geschäft neu zu eröffnen?
Auf jeden Fall. Es ist jahrelang die Spirale nach unten gegangen aufgrund von absolut falschen Entscheidungen der Politik. Ich sehe schon eine Renaissance der Innenstädte, weil diese hat einen Flair, die durch kein Einkaufszentrum und kein Internet ersetzt werden kann.

Was braucht Spittal, um attraktiv für Wirtschaftstreibende und Konsumenten zu werden?
Man soll schauen, dass man in großem Stil produzierende Betriebe her bringt. Wir haben so einen aufgeblasenen Einzelhandel in Spittal, wir könnten 400.000 Menschen mit vorhandenen Flächen versorgen. Wir könnten die Hälfte der Verkaufsflächen streichen und es gäbe überhaupt keine Einbußen in der Versorgungsqualität. Teilweise sind sie aber eh durch Leerstand gestrichen. Aber was da ist, ist da.

Sie haben als Spittaler Geschäftsmann nun schon einige Bürgermeister kommen und gehen sehen. Was macht Gerhard Pirih anders als seine Vorgänger?
Er macht es bislang besser. Weil er sich als Freund der Innenstadt erwiesen hat. Die Feuerprobe kommt mit einem weiteren Einkaufszentrum. Da verstehe ich die Welt nicht mehr, wie das funktionieren soll. Ich verstehe ihn in dieser Hinsicht nicht.

Warum glauben Sie, hat Franz Eder, zu dessen Liste Sie ja gehören, die Wahl verloren?
Der Grund, warum ich micht aufstellen ließ, war, weil ich aktiv gegen weitere Einkaufszentrum sein wollte. Sonst tut man sich das in meinem Alter nicht mehr an. Die Wahl hat er wegen einer Schmutzkübelkampagne verloren, er kann ja nichts dafür, dass seine Firma aus Spittal wegzieht. Das hat ihn fürchterlich geschadet. Das läuft unter dem Motto "Wasser predigen und Wein trinken". Er wäre ein anerkannt hochqualifizierter Mensch.

Was würden Sie tun, wenn Sie Bürgermeister in der Stadt wären?
Ich würde ungemein drauf schauen, dass produzierende Betriebe angesiedelt werden, denn wir haben ja eine veritable Arbeitslosigkeit. Diese lässt sich nicht mit Handelsflächen wegmachen, ganz im Gegenteil.

Was noch? Sie gelten ja als Visionär... Ich würde den Tourismus ankurbeln.
Visionäre haben den Nachteil, dass wenn man etwas von sich gibt, es oft nicht mehr gemacht wird. Oder, was wünschenswert wäre, jemand anderer übernimmt es. Die Ideen, die ich hätte, würden von Touristikern wahrscheinlich belächelt werden. Man könnte zum Beispiel in den Drauauen Dinge machen. Das ist ungenutzte Expansionsfläche. Es gibt ja Themenparks, da fahren Menschen hunderte Kilometer hin. Da kämen dann aber die Naturschützer. Aber wenn man auf alles Rücksicht nimmt, wird überhaupt nichts gemacht. Man muss schon bereit sein, hin und wieder einen Kampf auszutragen. Sonst ist der Stillstand zementiert.

Soweit wir in Erfahrung bringen konnten, werden Sie Ihr Geschäft übergeben. Wann wird es soweit sein?
Geplant ist es in einem Jahr. Im Juni 2016, wobei ich mich nicht restlos zurückziehe.

Bleiben Sie also der Mastermind im Unternehmen?
Ich bleibe Primus inter pares.

Wer wird das Geschäft übernehmen?
Nach heutiger Sicht meine Tochter Daniela. Ihr Mann wird als Geschäftsführer eingesetzt. Sie kommen aus Deutschland. Das Leben hier hat ja fast nur Vorzüge. Ich war auch viel im Ausland, komme aber immer gerne zurück. Die beiden haben auch Erfahrung mit dem Internet. Aber ich kämpfe eher für den stationären Handel.

Sie sind bekannt dafür, ein Freund der Kunst zu sein. Werden Sie sich dann ganz der Kunst widmen?
Nein, im gleichen Maße wie bisher. Weil ich mich bereits ziemlich stark engagiert. Ich habe lange Zeit die Galerie im Schloss Porcia unterstützt. Das mache ich jetzt auch noch immer gelegentlich. Ich habe viele Freunde, die aktive Künstler sind. Ich selbst bin ja nur Lebenskünstler. Um selbst etwas zu malen, halte ich mich nicht für talentiert genug.

Ihr Lieblingskünstler? Und warum?
Anselm Kiefer. Er macht Installationen und Malerie. Er hat eine unglaubliche Kraft. Letztens hat er in Sydney eine Ausstellung gehabt, da sind mir Augen und Ohren offen geblieben. Ich hätte gerne ein Werk von ihm, aber die Preise sind jenseits von Gut und Böse (schmunzelt).

Sie besitzen auch ein Segelboot. Man könnte doch den Wohnsitz im Sommer an die Adria verlegen......
Ich bin schon gerne am Segelboot, aber nicht länger als fünf Wochen im Jahr. Dann wird es nämlich wieder Alltag. Sonst könnte ich mir eine Almhütte kaufen. Die steht immer am selben Platz. Das Segelboot hat den Vorteil, dass man damit unterwegs ist, das ist schon toll. Es ist quasi eine schwimmende Almhütte.

Könnten Sie sich vorstellen, wie Magellan die Welt zu umsegeln?
Nein, auf keinen Fall. Die fünf Wochen begrenzen dies. Da wäre man ja zwei Jahre unterwegs.

Sie reisen privat und beruflich sehr viel. Wo geht die nächste Reise hin? Traumziel?
In Indien war ich noch nie, da möchte ich schon hin. Sonst nirgends mehr, denke ich. Ich kenne den Subkontinent nur von Erzählungen und Berichten. Ich bin sonst eher kein Fan von Fernreisen, weil die Mobilität uns schadet. Andere Kulturen kann man auch im Fernsehen oder im Internet kennenlernen. Es muss nicht jeder überall gewesen sein. Aber das hat man den Menschen eingeredet. Die Mobilität ist der Bereich, der die Welt kaputtmachen wird. Möglicherweise.

Die nächste Reise?
Geht nach Ostfriesland. Es ist ein Absolvententreffen des Europäischen Bildungsforums des Schuheinzelhandels. Wir treffen uns jährlich zu Pfingsten zum Erfahrungsaustausch. Letztes Jahr waren alle bei mir da. Heuer findet es in Emden statt. Ostfriesland ist ein Land, das mir unglaublich gut gefällt.

Könnten Sie sich eine politische Karriere oder Tätigkeit vorstellen, wenn Sie wieder mehr Freizeit haben?
Ich habe mich im Rahmen dessen jetzt bei der Wahl eingebracht. Aber erzwingen werde ich nichts. Wenn es gewünscht wird, werde ich mich einbringen, aber sonst werde ich meine Freizeit konsumieren.

Ihre Vorfahren waren auch politisch tätig. Wäre dies nichts für Sie?
Wenn mein Vater war Vizebürgermeister. Wenn man sich mein Geburtsdatum ansieht, eher nicht. Adenauer möchte ich nicht werden.

Ein Wunsch für Spittal?
Wir sind zum Wunschlossein verurteilt, aufgrund der prekären Finanzsituation im Land. Ich hoffe, dass die Kommenden nie wieder so grauenhafte Fehler machen.

Zur Person:
Name: Hellmuth Rieder
Geburtstag: 5. Mai 1951
Beruf: Schuhkaufmann
Familie: Verheiratet, drei Kinder, zwei Enkel
Vorbilder: keine
Motto: Carpe diem
Hobbies: Kunst, Brillen sammeln (rund 120 Stück)
Wenn ich Bürgermeister in Spittal wäre, würde ich....? Mehr auf die Innenstadt schauen

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