Windrad ab 2016 im Flachgau?
Wenn es um Windkraft in Salzburg geht, scheiden sich nach wie vor die Geister.
THALGAU/HENNDORF. Zu einer schier unendlichen Geschichte hat sich das Windrad-Projekt auf dem Lehmberg im Flachgau entwickelt. Erstmals daran gedacht wurde 2001, seit 2003 zeichnet die Kolowind GmbH dafür verantwortlich. Von acht geplanten Rädern wurde die Anzahl auf eines gesenkt, für das es nun das OK des Landes gibt. Mit einer energierechtlichen Genehmigung – die noch aussteht – könnte die Anlage binnen eines Jahres laufen.
Auch wenn das Rad auf Thalgauer Gemeindegebiet gebaut werden soll, hat es vor allem Henndorfer auf den Plan gerufen. Eine Bürgerinitiative kämpft massiv dagegen an. "Das soll dem Nachbarn direkt vor die Nase gestellt werden, ohne dessen Meinung zu berücksichtigen", regt sich etwa Karl Krenn, Betreiber der Dichtlalm und des Dichtlhofes auf. Er selbst ist von Beginn an dabei. "Unsere drei Hauptpunkte sind die Natur, die durch die Infrastruktur im Wandergebiet zerstört wird, die kilometerweite Sichtbarkeit und der Vogelschutz", kritisiert er.
Neue Transportwege nötig?
"Grundsätzlich braucht ein Windrad einen Weg, auf dem man es nach oben transportieren kann", sagt Kolowind-Geschäftsführer Peter Stiegler. Dafür gebe es allerdings Spezialfahrzeuge, die geringere Achslasten als Holztransporte haben und keine Asphaltfahrbahn benötigen. "Der Ausbau der Forststraße wäre nur an Engstellen geringfügig nötig", verspricht er. Dabei gehe es "nur um wenige Bäume, die weggenommen werden müssen". Der Strom selbst soll unter der Schotterstraße über ein Erdkabel geleitet werden. "Das würde keinem Menschen oder Tier etwas zuleide tun", garantiert der Geschäftsführer. Zudem handle es sich ohnehin um einen Wirtschaftswald.
Ästhetik als Streitpunkt
Vor allem bei der Sichtbarkeit der Windräder scheiden sich die Geister: "Die Thalgauer selbst sehen das Windrad nicht", sagt Gerd Wohlschlager, Henndorfer und Windrad-Gegner. Er ist überzeugt, dass die Anlage bis Braunau sichtbar wäre. "Man kann sie hässlich oder elegant finden", entgegnet Stiegler. Vor allem die jüngere Generation vergleiche Windkraftanlagen mit Segelbooten und finde sie großteils ästhetisch. "Früher ist ein rauchender Schlot für Fortschritt gestanden, heute sind es Windräder", ist er überzeugt.
Um das Wohl der Vögel und Fledermäuse bangt hingegen Monika Wambach, die ebenfalls in der Bürgerinitiative vertreten ist. Sie zitiert eine Studie der ORCHIS GmbH, laut der es am Lehmberg die meisten Vogelarten aller möglichen Standorte im Land Salzburg gibt. "Warum macht man Studien, wenn man sie dann nicht einhält", zeigt sich die Henndorferin verärgert. Sie spricht auch von einem Vogelradar, das die Anlage stoppt, wenn sich ein Tier nähert. In der Nacht ist sie ohnehin nicht aktiv, um keine Fledermäuse zu töten. "Der Luftdruck kann die Lungen dieser Tiere zerfetzen", erklärt Wambach. "Vögel sind gute Flieger, sie können Hindernisse auch umfliegen", ist Stiegler überzeugt. Mit dem Vogelradar will er lediglich Erfahrungen sammeln. "Am Neusiedlersee – einem großen Vogelgebiet – stehen 270 Windkraftanlagen und Tierschutzorganisationen wie WWF und Birdlife haben hier nichts dagegen."
Hier geht es zum Kommentar "Industrieturm oder Energie der Zukunft?"
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