Hängematte ade, Arbeit juchhe!
Landesvize Sobotka fordert, dass Mindestsicherungsbezieher gemeinnützige Arbeit verrichten sollen.
TULLN / NÖ. Wer längere Zeit keinen Job findet, der landet in der Mindestsicherung. 24.547 Niederösterreicher beziehen derzeit diese Form der Sozialhilfe in der Höhe von 827 Euro im Monat. Im Bezirk Tulln sind es 534 Bezieher, 351 davon sind voll arbeitsfähig, was bedeutet, dass 0,74 Prozent auf diese Staatshilfe angewiesen sind. Damit liegt unser Bezirk auf dem vorletzten Platz in Niederösterreich (siehe "Zur Sache"). Die Gemeinden im Bezirk zahlen 20 Prozent der Beihilfen, das sind 328.826 Euro im Jahr.
Vizelandeshauptmann Wolfgang Sobotka fordert nun, dass arbeitsfähige Empfänger der Mindestsicherung für gemeinnützige Arbeiten herangezogen werden sollen. Die Bezirksblätter hörten sich auf Gemeinden und bei Vereinen um, welche Arbeiten dafür in Frage kämen und sprachen mit Politikern.
Faulenzen wird vererbt
"Es gibt Personen, die hängen jahrelang in der Hängematte und vererben dies auch in die zweite Generation", kritisiert Grafenwörths Bürgermeister und Abgeordneter Alfred Riedl, der in seiner Gemeinde zwei Mindestsicherungsbezieherinnen im Einsatz hatte: Eine in der Nachmittagsbetreuung, eine in der Grünraumpflege. "Der Vorschlag trifft auf eine bewährte Praxis", sagt AMS-Chef Hans Schultheis über die Vermittlung von Mindestsicherungsbezieher. Auch in Zwentendorf konnte dieses Projekt bereits umgesetzt werden, ein Mann war beim Bauhof eingeteilt. Amtsleiterin Marion Török: "Dadurch können die Personen wieder im Arbeitsleben Fuß fassen".
Helfende Hände werden immer gesucht
"Wer arbeitsfähig ist, sollte meines Erachtens nach einen Beitrag leisten", sagt Tullns Listen-Stadtrat Ludwig Buchinger, "beispielsweise könnten sie bei Essen auf Rädern mithelfen", fügt er hinzu. Davon zeigt sich das Hilfswerk begeistert: "Wir brauchen immer wieder Ehrenamtliche, die uns unterstützen", sagt Dagmar Jenny, Chefin Elfriede Pfeiffer würde sich "über helfende Hände" freuen.
Herbert Schmied, NEOS Tulln, betont die Bedeutung der Anreizsysteme: "Arbeit muss sich lohnen und bezahlt machen. Daher braucht es eine Einschleifregelung beim Zuverdienst ohne gleich die Mindestsicherung ganz zu verlieren". Kritisch gibt sich Sankt Andräs Freiheitlicher, Thomas Zeime: "Wir wissen alle wohin Zwangsarbeit führt", jedoch sei es grundsätzlich nicht richtig, dass arbeitsfähige Leute zu Hause bleiben. Anders sieht man die Diskussion beim Sozialmarkt: "Wir halten nicht sehr viel von der Idee, Personen zur Arbeit zu drängen, dies erscheint eher als Zwangsverpflichtung. Uns ist es wichtig, dass sich die Leute freiwillig bei uns melden und motiviert mitarbeiten", so Claudia Zwingl.
Ihre Meinung an tulln.red@bezirksblaetter.at
Zur Sache
Zum Vergleich: In der Landeshauptstadt St. Pölten sind 4,35, in Wiener Neustadt 4,07 und in Krems Stadt 3,51 Prozent der Bevölkerung auf Staatshilfe angewiesen. Nur 0,53 in Krems Land und 0,78 Prozent in Wiener Neustadt Land.
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