Hundertwassers „Regentag“ zurück im Wasser
Im Vorjahr wurde das in der Kunststadt Tulln vor Anker liegende Hundertwasserschiff „Regentag“ bei Baggerarbeiten beschädigt und für die Reparaturarbeiten ins Trockendock gehoben. Anfang Juli konnte das mehr als 100 Jahre alte Boot zurück ins Donauwasser gelassen werden und ist ab Ende Juli wieder zur Besichtigung zugänglich.
TULLN (red). Mehr als zehn Jahre lebte und arbeitete der berühmte österreichische Künstler Friedensreich Hundertwasser auf seiner „Regentag“. Seit 2004 liegt das Boot als Leihgabe der „Hundertwasser Gemeinnützige Privatstiftung“ im Gästehafen der Stadt Tulln vor Anker. Bei den jährlichen Baggerarbeiten im Hafen wurde das Schiff von der ausführenden Firma im März 2014 an der Reling und der Seitenwand beschädigt. Die Reparaturarbeiten wurden daraufhin im Trockendock an der Donaulände durchgeführt. Nach deren Abschluss konnte die Regentag nun Anfang Juli zurück ins Wasser gehoben werden. Ab Ende Juli, nach einigen letzten Arbeiten im Inneren des Bootes, ist die Regentag wieder für die Besichtigung zugänglich.
Reparatur und Sanierung
Die beschädigten Teile der Regentag wurden nach allen Regeln des Bootsbauhandwerkes von einem Fachunternehmen repariert. „Dabei wurde genau darauf geachtet, größtmögliche Rücksicht auf den Originalzustand zu nehmen, sowie möglichst viel von der Substanz des Kulturdenkmals Regentag zu erhalten“, so Gustav Jobstmann, bestellter Kurator der Hundertwasser-Stiftung und Präsident des Vereins "Freunde Historischer Schiffe". Im Rahmen der Arbeiten wurde der Betonrumpf ausgebessert, das Schiff erhielt mehrere Unterwasseranstriche, die Stoffbüchse wurde neu verpackt, gefettet und eingestellt, sowie die Propeller abgeschliffen und poliert.
Investitionen in Kulturdenkmal
Die Reparatur des durch den Baggerunfall verursachten Schadens wurde von der Versicherung des Unternehmens übernommen. Zusätzlich zu diesen Arbeiten wurden bei dieser Gelegenheit einige bereits notwendige Sanierungsmaßnahmen gesetzt (siehe oberer Absatz), die gemeinsam von der Hundertwasser-Stiftung und von der Stadtgemeinde Tulln als Leihnehmerin finanziert wurden. „Wir sind froh, dass die Regentag nun wieder generalüberholt ist und danken der Stadtgemeinde Tulln für das Engagement für die Regentag und das Erbe Friedensreich Hundertwassers“, so Joram Harel, Vorsitzender der „Hundertwasser Gemeinnützige Privatstiftung“. Die Regentag soll künftig auch vom Verein "Freunde Historischer Schiffe" betreut und gewartet werden.
Wichtiger Bestandteil im touristischen Angebot
„Die Regentag ist ein wichtiger und weltweit einmaliger Teil des Erbes von Friedensreich Hundertwasser und wir sind sehr stolz, dass ihr Heimathafen Tulln ist. Selbstverständlich tragen wir auch gerne zu deren Erhaltung für die nächsten Generationen bei“, ist Bürgermeister Mag. Peter Eisenschenk von der touristischen Bedeutung der Regentag für die jährlich tausenden Gäste Tullns überzeugt.


Friedensreich Hundertwasser und seine „Regentag“
Das Schiff REGENTAG ist ein 1910 gebautes Segel-Motor-Holzschiff, besitzt zwei Masten und diente Friedensreich Hundertwasser (15. 12. 1928 - 19. 2. 2000) als Zuhause, sein Land, sein Hauptquartier. Er hat auf ihr 10 Jahre lang gelebt und gemalt. Es vermittelt dem Besucher einen authentischen Eindruck vom Leben des Künstlers auf seinen zahlreichen Reisen. Der Name REGENTAG ist der dritte Name Hundertwassers, den er seinem Schiff gab - und den das Schiff ihm zurückgab.
Hundertwasser hat sich schon seit seiner Kindheit mit Schiffen beschäftigt und Schiffe malerisch erträumt: Die „singenden Dampfer“, die „Mundboote“, die Bullaugen, Schiffe von vorne, Dampferschlote etc. kommen immer wieder in seinen Bildern vor.
Hundertwasser hat die REGENTAG 1968 in Palermo als sizilianisch-tunesisches Transportschiff mit Namen „San Giuseppe T“ erworben. Von Kapitän Mimmo wurde sie nach Venedig gesegelt. Sieben Jahre Schiffsumbau (1968-1974) mit Kapitän Antonio in den Werften in Palermo, Pellestrina, Portegrandi, Malcontenta, Portoferraio, La Goulette und Malta waren für Hundertwasser die ersten praktischen Architekturlehrjahre. Es gab ähnliche Probleme und Diskussionen wie beim späteren Hausbau.
Hundertwasser verlängerte das Schiff von 12 auf über 15 Meter, bauchte den Rumpf aus, setzte zwei Masten, entwarf Bug und Heck neu und gestaltete die Aufbauten kreativ und asymmetrisch.
Die REGENTAG ist nicht nur ein Werk des Künstlers, das in seinem Werkverzeichnis unter der Nummer 703 eingetragen ist, sie ist auch die kaum wahrgenommene nautische Tat eines Malers. Nach einigen Probefahrten im Mittelmeer hat die REGENTAG ihre Seetüchtigkeit mit einer Reise zu den Antipoden bewiesen. 1975-1976 ist sie in 18 Monaten unter Kapitän Horst Wächter von Venedig über Panama nach Neuseeland gesegelt. Hundertwasser war selbst Kapitän an Bord im Mittelmeer, in der Karibik und auf der Endstrecke Tahiti – Auckland – Bay of Islands in Neuseeland. Seither war die REGENTAG unter der Obhut von Kapitän Andrew Fagan.
1999-2000 beauftragte Hundertwasser die Umhüllung des Rumpfes mit Ferro-Cement, erneuerte das Steuerhaus und verlegte die Wasser-Linie mit Fliesen. Im Februar 2004 wurde die REGENTAG zur Hundertwasser-Ausstellung nach Tulln überstellt: Mit einem Containerschiff von Opua/Neuseeland nach Hamburg und von Hamburg nach Tulln mit einem Tieflader auf der Straße.
Das Schiff REGENTAG ist direkt beim Minoritenkloster Tulln im Gästehafen zu besichtigen. Es befindet sich derzeit im Eigentum der „Hundertwasser Gemeinnützige Privatstiftung“.
Das Schiff ist nach telefonischer Voranmeldung unter 02272/690-135 wieder ab Ende Juli zu besichtigen.
Erwachsene: € 2,-
Kinder: € 1,-
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