Wagramer Leitungswasser ist Gefahr für Kinder
Das Wasser der Gemeinden Kirchberg am Wagram und Königsbrunn am Wagram enthält zu viel Nitrat. Doch auch in Zukunft soll es als Trinkwasser gelten. So will das Land den Grenzwert einfach erhöhen.
Königsbrunn / Kirchberg. Die Gemeinden Kirchberg und Könisbrunn werden vom Verband Wasserversorgung Wagram - Nördliches Tullnerfeld mit Trinkwasser versorgt. Der Nitratgehalt ist ein ständiges Problem. Bei der letzten Untersuchung wurde ein Wert von 55 Milligramm Nitrat pro Liter festgestellt. Der Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter ist überschritten, die Beurteilungstoleranz jedoch nicht. Somit gilt das kühle Nass noch als Trinkwasser. "Ich will das nicht abschwächen. Wir sind scharf an der Grenze dran", so Franz Stöger, Bürgermeister von Königsbrunn.
Nitratgrenzwert wird ausgesetzt
Wolfgang Benedikt, Bürgermeister von Kirchberg und Obmann der Wassergemeinschaft hat beim Land um eine Aussetzung, also eine Erhöhung, des erlaubten Nitratgrenzwertes angesucht. Die Abteilung Sanitätsrecht nimmt so eine Aussetzung vor, wenn eine Wasserversorgung nicht auf andere Weise sichergestellt werden kann. "Wir haben bereits eine Antwort erhalten", berichtet Benedikt. Demnach beabsichtigt das Land die Nitratobergrenze für drei Jahre von 50 auf 80 Milligramm pro Liter zu erhöhen. So einfach geht's und Wasser mit zu viel Nitrat gilt weiterhin als trinkgeeignet.
Die Bedingung sind halbjährliche Untersuchungen des Wassers. "Das machen wir sowieso vierteljährlich. Außerdem müssen wir darüber infomieren, dass das Wasser nicht für Säuglinge und Kleinkinder bis zum ersten Lebensjahr geeignet ist."
Kein Leitungswasser für Kindergärten und Schulen
Kirchberger und Königsbrunner Kindergarten- und Volksschulkinder bekommen kein Leitungswasser zu trinken. Stattdessen gibt es Mineralwasser und Quellwasser aus Spendern. "Das ist nicht notwenig, denn unser Wasser ist noch Trinkwasser, aber wir machen das vorsichtshalber", so Franz Stöger. "Ich habe selbst eine viereinhalbjährige Tochter. Mir ist das ein großes Anliegen", meint Wolfgang Benedikt.
Die Leiterin des Kindergartens Altenwörth Margit Lachner ist der Gemeinde sehr dankbar. "Die Kinder trinken nun viel mehr. Was Wasser schmeckt auch wirklich viel besser, als das aus der Leitung."
Sauerstofftransport im Blut blockiert
Laut dem Ministerium für ein lebenswertes Österreich stellen 100 Milligramm täglich für einen Erwachsenen kein Problem dar. Schädlich ist nur das Übermaß. Vor allem, wenn das Nitrat im Körper zu Nitrit gewandelt wird. Die höchste Nitratuufuhr erfolgt über Gemüse.
Erhöhte Gefahr besteht jedoch bis zum dritten Lebensmonat. Bei Säuglingen kann Blausucht entstehen. Nitrat blockiert den Sauerstofftransport im Blut. Früher wurde das gebildete Nitrit als krebsfördernd angesehen. Nachgewiesen werden konnte das bisher jedoch nicht.
Wasseraufbereitungsanlage wird gebaut
Der Kirchberger Gemeinderat beschloss den Bau einer Wasserbereitungsauflage. Das Planungsbüro Kranner wurde beauftragt und arbeitet bereits an einer Ausschreibung. "Wir wollen das bis Mitte 2017 in Betrieb nehmen. Ich erwarte mir, dass die Anlage bis dahin funktioniert", so der Kirchberger Ortschef. Die Aufbereitungsanlage soll eine zwei Drittel Reduktion der Nitrat-, Kalk- und Pestizidwerte bringen. Zwei Millionen Euro werden in dieses Projekt investiert. "Das ist notwendig, denn die Pumpenanlagen sind auch schon 50 Jahre alt." Die Anlage soll neben dem alten Standort in Neustift im Felde errichtet werden.
Zur Sache
Neben Kirchberg am Wagram und Königsbrunn am Wagram ist der Nitratwert mit 54 Miligramm nur in Ottenthal, einer Kastralgemeinde von Großriedenthal, zu hoch.
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