Große Sorge um den musikalischen Nachwuchs

Bezirkskapellmeister Martin Dumphart (Mitte) befürchtet, dass die musikalische Ausbildung schwieriger werden könnte. | Foto: LMS
  • Bezirkskapellmeister Martin Dumphart (Mitte) befürchtet, dass die musikalische Ausbildung schwieriger werden könnte.
  • Foto: LMS
  • hochgeladen von Veronika Mair

BEZIRK (vom). Am 16. Mai 2017 feiern die oberösterreichischen Landesmusikschulen ein Jubiläum: An diesem Tag genau vor vierzig Jahren wurde im OÖ Landtag das Musikschulgesetz beschlossen. "Die Landesmusikschulen leisten einen sehr wesentlichen Beitrag zur Nachwuchsförderung für Chöre, Blasorchester, Streichorchester, Volksmusikgruppen sowie Ensembles im Bereich der Jazz- und Popularmusik. Diese Nachwuchsförderung hat für uns in der Musikschule, genauso wie die Förderung des gemeinsamen Musizierens und der Talenteförderung, einen hohen Stellenwert", sagt Maria Peer, Direktorin der Landesmusikschule Ottensheim. Die Anzahl der Kinder, die ein Instrument lernen wollen, ist seit Jahren konstant hoch und wird laut Maria Peer auch nach wie vor so bleiben.

Weniger Zeit für Unterricht

Mit der Einführung der Ganztagsschule könnte sich die Anzahl der Musikschüler jedoch ändern. Eltern dürfen ihre Kinder nicht vor 16 Uhr aus der Ganztagsschule holen, da diese Form der Nachmittagsbetreuung im Gegensatz zum Hort unter die Schulpflicht fällt. Dass jedoch nicht alle Kinder ab 16 Uhr die Musikschule besuchen können, beschäftigt die Landesmusikschulen bereits sehr intensiv. Denn weniger Musikschüler bedeutet auch weniger Nachwuchs für Musikvereine und Chöre. "Wir alle, Pädagogen, Bildungsexperten und Politiker sind aufgefordert, uns etwas einfallen zu lassen. Vermutlich führt kein Weg vorbei, dass sich sämtliche Bildungseinrichtungen etwas bewegen und von ihrem langjährigen Usus verabschieden. Kinder und Jugendliche müssen unbedingt – wenn sie schon den ganzen Tag in einer Institution verbringen müssen – die Möglichkeit bekommen, sich musikalisch, kreativ und sportlich betätigen zu können. Denn es ist allgemein bekannt und auch wissenschaftlich erwiesen, dass Musik und Bewegung einen positiven Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung haben", so Maria Peer. Auch Bezirkskapellmeister Martin Dumphart befürchtet, dass sich diese Form der Nachmittagsbetreuung auf den Nachwuchs in den Musikvereinen auswirkt: "Sollte tatsächlich die Ganztagsschule flächendeckend eingeführt werden, könnte sich die musikalische Ausbildung schwierig gestalten. Außer es kommt zu einer Kooperation zwischen Ganztagsschule und Musikschule oder Musikverein. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise, dass der Musikverein einen Teil der Nachmittagsbetreuung übernimmt." Wichtig sei hier ein großes Allgemeinwissen im Bereich Musik, die Begeisterungsfähigkeit der Lehrperson und die Liebe zur Musik.

Jugendarbeit in den Vereinen

Die Musikvereine im Bezirk Urfahr-Umgebung sind im Bereich Nachwuchsarbeit sehr aktiv. "Die Vereine nehmen die Jugendarbeit sehr ernst und legen viel Wert auf ihren Nachwuchs. Auch die Bezirksleitung des Blasmusikverbandes versucht ständig ein Rahmenprogramm für die Jugend zu bieten. Beispielsweise gibt es in der ersten Ferienwoche ein Jungmusikerseminar. Jugendliche aus allen Teilen des Bezirks finden sich dort ein, um sich ganz der Blasmusik zu widmen. Weiters gibt es ein Bezirksjugendorchester, das zu verschiedenen Projekten zusammenkommt", sagt Josef Hoffelner, Bezirksjugendreferent des oberösterreichischen Blasmusikverbandes (OÖBV) Urfahr-Umgebung. Dass die Nachwuchsförderung eine der wichtigsten Aufgaben des Musikvereins ist, denkt auch Bezirkskapellmeister Martin Dumphart. "Es ist ganz wichtig das Interesse an der Blasmusik bereits in jungen Jahren zu wecken und durch gemeinsames Musizieren zu fördern. Mit dem Musikverein Bad Leonfelden machen wir beispielsweise jedes Jahr eine Hörerziehung in der Volksschule. Außerdem laden wird die Kinder und Eltern ins Musikheim ein, damit sie die Instrumente probieren und uns kennenlernen können. Bei Interesse organisieren wir Unterricht und Instrument. Die Musikschüler werden dann so schnell wie möglich in die Jugendkapelle integriert, wo wöchentlich geprobt wird." Um die Jugend auch bei Laune zu halten, sollte die Programmauswahl laut Dumphart möglichst vielfältig sein und alle Stilrichtungen beinhalten. "Die bunte Mischung macht den Reiz aus!"

Einstieg in den Musikverein

Warum ein Kind oder Jugendlicher einem Musikverein beitreten will, kann verschiedene Gründe haben. "Oft sind es Vorbilder, sei es in der Familie, Verwandtschaft oder Freunde, die die Neugier wecken. Manche Kinder wollen aber auch einfach 'nur' musizieren oder suchen eine Gemeinschaft in der sie sich wohl fühlen. Wir haben das große Glück, dass unsere Musikvereine sehr aktiv Jugendorchester betreiben. Da wird nicht nur musiziert sondern auch ein vielfältiges Rahmenprogramm geboten, was sicher dazu beiträgt, gern in einem Verein zu sein", erklärt Bezirksjugendreferent Hoffelner. Die Basis um in einem Jugendorchester mitspielen zu können, bieten die oberösterreichischen Landesmusikschulen. "Die Schüler lernen in der Musikschule sehr ausführlich die Grundlagen des jeweiligen Instruments, unabhängig von irgendeinem Stil. Wir stehen dafür, dass unsere Schüler im Laufe ihrer Ausbildung eine möglichst große stilistische Vielfalt kennenlernen. Im Idealfall informiert sich der Jugendreferent des Musikvereins bei den jeweiligen Musikschullehrern über den Ausbildungsstand des einzelnen Schülers. Denn nur dann kann ein optimaler Einstieg in den Musikverein garantiert werden", so Maria Peer.

Arbeitsschwerpunkt Kreativitätsförderung

Unter dem Motto "Musik erfinden" finden heuer erstmals an den Landesmusikschulen Kompositionsworkshops für Kinder und Jugendliche statt. In Zusammenarbeit mit dem OÖ Komponistenbund sollen junge Menschen angeregt werden, eingene Musik zu erschaffen.
Jeder Workshop umfasst zunächst ein Wochenende, an dem in Zusammenarbeit mit einem oberösterreichischen Komponisten an den musikalischen Ideen der Teilnehmer gearbeitet wird. Im Rahmen eines Folgetermins werden die Ergebnisse verfeinert und nach Möglichkeit an der Musikschulen präsentiert.

Folgende Workshops sind geplant:
28. & 29. Jänner: Garsten, mit Albin Zaininger
4. & 5. Februar: Kirchdorf, mit Martin L. Fiala
11. & 12. März: Grieskirchen, mit Manfred Paul Weinberger
1. & 2. April: Bad Leonfelden, mit Albin Zaininger
1. & 2. April: Gallneukirchen, mit Manfred Paul Weinberger

Vortrag von Manfred Spitzer
"Die wichtigsten Schulfächer sind Musik, Sport, Theaterspielen, Kunst und Handarbeiten, da alle anderen Fächer davon profitieren", sagt der deutsche Forscher Manfred Spitzer. Ein Video vom Vortrag über die neuesten Forschungsergebnisse zum Thema "Musik und Gehirnentwicklung" gibt es derzeit unter www.landesmusikschulen.at.

Anzeige
1:46
1:46

WKOÖ Maklertipp
Rechtsschutzversicherung: Sichern Sie Ihr Recht!

Eine Rechtsschutzversicherung schützt Sie vor den Folgen von vielen möglichen Konfliktfällen – vor allem finanziell.  Es gibt viele Gründe für einen Streit vor Gericht: Angenommen, Ihr Vermieter erhöht den Mietzins in ungerechtfertigter Weise, Ihr Hund läuft einem Biker vor das Rad, Ihnen wird nach einem Verkehrsunfall das Schmerzensgeld verwehrt oder Ihr Arbeitgeber zahlt die Überstunden nicht. Von all diesen Fällen haben Sie schon gehört oder Sie haben sogar schon selbst eine solche oder eine...

1 Kommentar

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Urfahr-Umgebung auf MeinBezirk.at/Urfahr-Umgebung

Neuigkeiten aus Urfahr-Umgebung als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Urfahr-Umgebung auf Facebook: MeinBezirk.at/Urfahr-Umgebung - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Urfahr-Umgebung und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.